Satz ID IBYCeCX4BYbTHkOLhQEvbjTPG3U (Variante 1)
die bis zum Knochen {wäscht} 〈reicht〉
– durchbohrt ist das ḥntꜣ-Teil (Brustbein?) seiner Brust –,
dann hältst du daraufhin das ḥntꜣ-Teil (Brustbein?) seiner Brust mit deinen Fingern fest
Kommentare
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- jꜥi̯ für jꜥr: mögliche Erklärungen für diese abweichende Schreibung bei Meltzer, in: Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 247-248: jꜥ (Wb. I, 40: "aufsteigen", mit Verweis auf jꜥr) als fast-synonymes Verb von jꜥr; unterschiedliche Textquelle oder unterschiedliche Aussprache; Hörfehler. Das Wasserdeterminativ weist jedenfalls darauf hin, daß jꜥi̯: "waschen" und nicht jꜥ: "aufsteigen" verstanden wurde.
- ḥntꜣ: ein Körperteil, das mit dem Fleischdeterminativ versehen ist. Die Bedeutung von ḥntꜣ hängt mit der von qꜣb.t zusammen, denn das ḥntꜣ der qꜣb.t wird in der Glosse zu Fall 40 (pEdwin Smith, Kol. 13.17) erklärt als "der obere Kopf / die obere Spitze der qꜣb.t" (tp ḥr.j n.j qꜣb.t) und es ähnelt dem ḥntꜣ-Tier. qꜣb.t ist wahrscheinlich der allgemeine Begriff für "die Brust, den Brustbereich, den Brustkorb, den knöchernen Brustkorb", später für "die weibliche Brust, den Busen". Dann ist ḥntꜣ ein knöcherner Teil des Brustkorbs, wahrscheinlich das Brustbein, d.h. das Sternum. Die Umschreibung als tp ḥr.j ist dann zu betrachten aus der Perspektive eines Patienten, der auf dem Rücken ausgestreckt liegt (so Ebbell, Alt-ägyptische Chirurgie, 61; Westendorf, Papyrus Edwin Smith, 78). Die Auffassung von qꜣb.t als "Brustkorb" und ḥntꜣ als "Brustbein" findet sich z.B. bei Grapow, Anatomie und Physiologie, 58-59; MedWb II, 611; Walker, Anatomical Terminology, 272 (in der Tabelle von Walker, 272 und 276 sind sowohl qꜣb.t als auch ḥntꜣ als "breastbone, sternum" wiedergegeben); Westendorf, Handbuch Medizin, 176. Auch Weeks, Anatomical Knowledge, 45, der qꜣb.t nicht mit "Brustkorb" wiedergibt, erkennt in ḥntꜣ das Brustbein (qꜣb.t ist für ihn "the area over the sternum between the pectoral muscles, i.e., the area from the jugular notch caudally along the midsternal line perhaps to the area of the xiphoid process (the epigastric region)").
Für andere Autoren ist qꜣb.t jedoch das Sternum, sodass für ḥntꜣ nur ein Teil des Brustbeins in Frage kommt, nämlich die "obere Spitze" des Sternums (aus der Perspektive eines aufrechtstehenden Patienten), d.h. das Manubrium sterni. Breasted, Surgical Papyrus, 372-373 erkennt für qꜣb.t die Bedeutungen (1) "the breast in general", (2) the soft tissue overlying the bony structure", (3) "the sternum" und möchte gerade hier in Fall 40 die Bedeutung "Sternum" ansetzen. Dadurch wird ḥntꜣ das Manubrium sterni, wobei Breasted auf die Schwierigkeit hinweist, für diesen Knochen einen Vergleich mit einem Stachelschwein (oder einem Igel) anzustellen. ḥntꜣ wird ebenfalls als Manubrim sterni aufgefasst von Lefebvre, Tableau des parties du corps, 24, § 24; Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne, 189; Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 247. Bardinet, Papyrus médicaux, 513 übersetzt/umschreibt ḥntꜣ n.j qꜣb.t=f als "la pointe de sa poitrine" (vermutlich wegen tp ḥr.j in der Glosse von pEdwin Smith, Fall 40).
- ḥntꜣ: ein Tier, vielleicht das Stachelschwein (?) oder der Igel (?). Es gibt drei Indizien: (1) Das Haar (šnj) des ḥntꜣ-Tieres ist Zutat in einem Salbenrezept für das Haar in pEbers 66.12 (Eb 466), d.h. das Haar könnte z.B. kräftig sein; (2) der Stachel (sr.t) des ḥntj-Tieres (pEbers 92.7 = Eb 771) wird in einem Rezept für die nssq-Kopfkrankheit verwendet; (3) der Körperteil ḥntꜣ (d.h. "Brustbein (?)") ähnelt einem ḥntꜣ-Tier in pEdwin Smith Kol. 13.17. Breasted, Surgical Papyrus, 372 vermutet aufgrund der Informationen (1) und (2), dass das ḥntꜣ-Tier "seems probably to be a hedgehog or porcupine" (Igel oder Stachelschwein); das Brustbein mit den ausfächernden Rippenansätzen könnte mit einem Insekt oder einem Stachelschwein verglichen werden. In Wb. III, 121.15 und 122.7 werden ḥntj und ḥntꜣ noch separat behandelt. Für Grapow, Anatomie und Physiologie, 58-59 ist das ḥntꜣ-Tier nicht identifiziert und er glaubt nicht an Breasteds Deutung als Stachelschwein; es muss ein anderes Tier sein (eine Spinne würde zum Bild von Brustbein mit Rippenansätzen passen): "ob ein Igel?". Weil Breasted in seinem Kommentar zwar sowohl Stachelschwein als auch Igel erwähnt, aber in seiner Übersetzung und im Index "Stachelschwein" stehen hat, wird vor allem dieses Tier in den späteren Publikationen aufgegriffen: Laut DrogWb 354 ist ḥntꜣ/ḥntj "wahrscheinlich das Stachelschwein", MedWb II, 611 hat "Stachelschwein(?)" bzw. "wahrscheinlich das Stachelschwein". Faulkner, CDME, 173: "porcupine(?)"; Vernus & Yoyotte, Bestiaire, 146 und 183: "porc-épic"; Hannig, HWB, 581: "*Igel; *Stachelschwein". Ebbell, Alt-ägyptische Chirurgie, 61 übersetzt mit "Igel" ohne Fragezeichen. Igel und Stachelschwein wurden in Ägypten anscheinend als zusammengehörige Tiere betrachtet (siehe Lippert, in: Zivie-Coche und Guermeur (Hgg.), Parcourir l'éternité. Hommages à Jean Yoyotte, II, 790), ob sie trotz der anatomischen Unterschiede (u.a. Größe) beide ḥntj/ḥntꜣ genannt wurden, bleibt vorerst unsicher (Keimer, in: ASAE 49, 1949, 411 hält das für möglich). Ebenfalls unsicher ist, ob der Name des Schiffes mit dem Bug eines Igelkopfes als Argument für eine Identifikation des ḥntj/ḥntꜣ-Tieres angeführt werden kann, denn der Name könnte maskulin ḥnt oder feminin ḥn.t lauten (Altenmüller, in: SAK 28, 2000, 19-20 mit Anm. 54) und eine eventuelle etymologische Verwandtschaft mit ḥntj/ḥntꜣ ist fraglich. Meltzer, in: Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 248 vermutet, dass das Wort ḥntꜣsw: "Eidechse" mit ḥntꜣ verwandt ist.
- mn: wird hier transitiv verwendet. Breasted, Surgical Papyrus, 371 übersetzt mit "to press" und betrachtet es als die transitive Bedeutung des überwiegend intransitiven Verbs mn: "bleiben" (ebenso Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne, 189; Bardinet, Papyrus médicaux, 513: "presser"; Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 247). Grundriß IV/1, 194 und IV/2, 151, Anm. 3 zu Fall 40 übersetzt mit "berühren" im Sinne von "festhalten" ("festhalten" ebenso bei MedWb I, 369; Westendorf, Papyrus Edwin Smith, 77; Westendorf, Handbuch Medizin, 736). In Wb. II, 60-62 sind keine transitiven Verwendungen von mn: "bleiben" aufgelistet; sie sind insgesamt sehr selten. Hannig, Ägyptisches Wörterbuch I, 527-528 {12788} listet für die transitive Bedeutung von mn: "festhalten (mit Fingern), festmachen" eine Schlachtszene im Grab des Tjauti in Qasr el-Sayad auf (Montet, in: Kêmi 6, 1936, 94 = Montet, Scènes de la vie privée, 164 = Säve-Söderbergh, The Old Kingdom Cemetery at Hamra Dom, 51 und Tf. 26), aber tatsächlich liegt eine intransitive Verwendung vor: ḏi̯(=j) mn nwḥ=k: "ich lasse dein Seil fest bleiben". Der Beleg CT VI, 415f (Van der Molen, Hieroglyphic Dictionary, 166) ist sehr unsicher. In CT VII, 237i steht n j:mn.t(=j) sw jm: "als ich ihn dort noch nicht gefestigt hatte". Ein weiterer Beleg findet sich laut Faulkner, CDME, 106 auf der großen Sphinxstele des Amenhotep II. (Zl. 11), Urk. IV, 1279.10: km.n=f rnp.t 28 ḥr mn.t pḥ.tj=f m qn.t: "er hat 28 Jahre vollendet bei der Festigung seiner Kraft mit Siegen/Kraftübungen". Helck, Urkunden der 18. Dynastie. Übersetzungen zu den Heften 17-22, 26 hat hingegen "auf seinen Schenkeln in Tapferkeit", d.h. ḥr mn.tj=f(j) m qn.t, mit dem Substantiv mn.tj statt des Verbs 〈s〉mn.t (um das t beim Infinitiv zu erklären, ist eine Emendierung zu 〈s〉mn erforderlich). Vgl. auch die Belege für jmn: "bilden, schaffen o.ä." in Wb. I, 83.4. Winand, Temps et aspect, 132-133 äußert sich kurz zur transitiven Verwendung von mn. Er übersetzt das Verb in unserer Passage mit "maintenir". Allen, Art of Medicine, 97 hat "to touch".
Persistente ID:
IBYCeCX4BYbTHkOLhQEvbjTPG3U
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Achtung: Aus technischen Gründen können für Satzlesungsvarianten keine individuellen permanenten IDs garantiert werden. Die Zitation erfolgt daher nur über die Basis-Satz-ID inkl. aller Varianten.
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Peter Dils, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Satz ID IBYCeCX4BYbTHkOLhQEvbjTPG3U <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBYCeCX4BYbTHkOLhQEvbjTPG3U>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBYCeCX4BYbTHkOLhQEvbjTPG3U, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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