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indem er unter deinen Fingern schwer ist/wird (oder: indem seine 〈Schläfen〉 unter deinen Fingern schwer/belastet werden),
indem seine beiden Augen sich verdunkeln (?),
dann musst du folglich seine beiden Augen mit einer Tonscherbe, die im (oder: mittels) Feuer erwärmt/erhitzt ist, umkreisen/umschließen, um die ḥꜣtj-Trübung zu beseitigen.
Comments
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- wdn: Bezieht sich in Kol. 37 (= dieser Fall) und Kol. 64 auf die beiden Schläfen, die "schwer sind, lasten" (in Kol. 37 und 64 werden die Finger nicht erwähnt). Ob hier eine Emendation zu wdn 〈mꜣꜥ.wj〉=f ẖr ḏbꜥ.pl=k vorzunehmen ist? Wreszinski, in: OLZ 29, 1926, 730 übersetzt mit "geschwollen". Grundriß IV/1, 318 hat "belastet" und MedWb I, 235 versteht "schwer sein; lasten" im Sinne von "benommen sein", weil im nächsten Fall, in dem auch das Lasten der Schläfe belegt ist (in Kol. 64), das Verb dgm: "benommen sein" verwendet wird (in Kol. 59). Westendorf, Handbuch Medizin, 452 übersetzt Kol. 53-54 "indem er belastet/benommen ist"). Allerdings ist dgm.y: "benommen" ein Symptom bei der ersten Untersuchung von einem Rind, das an der wšꜥ-Fresskrankheit leidet (Kol. 59), während die lastenden Schläfen als Symptom erst in der zweiten Untersuchung stehen (Kol. 64). Lord, in: Corbelli e.a. (Hgg.), Current Research in Egyptology 2009, 104 spricht von den Krankheitssymptomen "lethargy or depression".
- tmtm: Das Verb wird ohne Determinativ geschrieben, weshalb die Bedeutung unklar ist. Es muss ein Symptom der Augenkrankheit ḥꜣtj-Trübung beschreiben, die im anschließenden Satz im Tiermedizinischen Papyrus Kahun (Kol. 56) beseitigt wird. Griffith, pKahun and Gurob, 13 errät eine Bedeutung, die zu den Augen passt und übersetzt: "if he ... blinks (?) his eyes". Vielleicht mutmaßt er dabei die Existenz einer reduplizierten Form des Verbs tmm: "verschließen" (redupliziert/iterativ *tmtm: *(die Augen) immer wieder schließen (?) > *blinzeln (??)). Wreszinski, in: OLZ 29, 1926, 730 hat "wenn ... seine Augen zufallen", wobei er (S. 730, Anm. 2) nicht auf tmm: "schließen", sondern auf koptisch ⲧⲙⲧⲙ "schwer sein, lasten" verweist. Walker, in: The Veterinary Record 76, 1964, 199 schreibt zu tmtm (vielleicht auf Vorschlag von Faulkner?): "has the literal meaning 'close-close' and thus might be descriptive of blepharospasm". Walker, in: Toynbee, Animals in Roman Life and Art, 1973, 326 übersetzt mit "to blink". Collier/Quirke, The UCL Lahun Papyri, 55 haben "its eyes are blocked", ohne Fragezeichen und ohne Erklärung. In eine andere Richtung denken die Forscher der Berliner Schule. Wb. 5, 309.9 liefert keine Übersetzung, sondern umschreibt den Zusammenhang als: "von den Augen eines kranken Ochsen; vgl. Kopt. (B) ⲑⲟⲙⲧⲉⲙ 'sich verdunkeln'". MedWb II, 956 verzichtet ebenfalls auf eine Übersetzung und verweist neben (B) ⲑⲟⲙⲧⲉⲙ, (S) ⲧϩⲟⲙⲧⲙ "sich verdunkeln" auch auf (B) ⲑⲟⲙⲧⲉⲙ, (S) ⲧⲙⲧⲙ "schwer sein, belastet sein". Hannig, HWB, 1005 hat "e. krankhafter Zustand (d. Augen, *verdunkelt)". Westendorf, Handbuch Medizin, 453 übersetzt mit "verdunkelt sein" (ohne Fragezeichen!). MedWb 1005, Anm. 2 erwägt das m am Ende von tmtm nicht als phonetisches Komplement, sondern als Präposition aufzufassen; dann wäre tmtm vielleicht ein Substantiv. Die Übersetzung von Kosack, in: Armant 3, 1969, 176: "seine beiden Augen verdrehen sich (?)" ist nur geraten.
- šni̯: Bedeutet transitiv "umkreisen, umgeben, rungsum einschließen, umfangen". Die genaue Bedeutung in diesem Tiermedizinischen Kontext ist unklar. MedWb II, 855 übersetzt mit "umschließen" und meint, dass die kranken Augen des Rindes mit einer erwärmten Tonscherbe bedeckt werden.
- pꜣq.t: Griffith, pKahun and Gurob, 13 übersetzt mit "linen lighted with fire"; ähnlich Maspero, in: Journal des Savants, 1897, 216; ähnlich erneut Walker, in: The Veterinary Record 76, 1964, 199 "linen heated with fire"; Collier/Quirke, The UCL Lahun Papyri, 55 "fine linen, heated at a fire". Feines pꜣq.t-Leinen wird tatsächlich mehrfach in den medizinischen Papyri verwendet (MedWb I, 259 und DrogWb 193-194), aber das Determinativ des Kreises spricht eher für ein anderes Lemma pꜣq.t: eine dünne Topfscherbe. Die Übersetzung "Topfscherbe" findet sich zuerst bei Erman (bei Neffgen, Der Veterinär-Papyrus von Kahun, 1904, 21-22) anschließend bei Wreszinski, in: OLZ 29, 1926, 730; in Wb. 1, 500.1 (DZA 23.123.360); im Grundriß, bei Kosack (in: Armant 3, 1969, 176, Bardinet (Papyrus médicaux, 481) und Westendorf (Handbuch der Medizin, 453). Das Wort pꜣq.t: "Scherbe" ist mehrfach als Droge überliefert: DrogWb 194-195. Boessneck, Die Tierwelt des Alten Ägypten, München 1988, 71 erkennt "eine in die Schläfen gedrückte, im Feuer erhitzte Tonscherbe" und als Therapiemaßnahme einen "Vorläufer der unspezifischen Reiztherapie", der "den Widerstand des Organismus gegen die Krankheit" verstärken soll (gefolgt durch von den Driesch, Geschichte der Tiermedizin, 17), aber das Eindrücken der erhitzten Tonscherbe könnte auch "den gleichen medizinkonzeptionellen Hintergrund haben wie die Feuerakupunktur in der chinesischen Heilkunde" (von den Driesch & Peters, Geschichte der Tiermedizin, 2. Aufl. 2003, 17). Laut Lord, in: Corbelli e.a. (Hgg.), Current Research in Egyptology 2009, 104, die mit der Übersetzung "erwärmtes Leinen" von Collier/Quirke operiert, würde die Behandlung die Augen vor Lichteinstrahlung schützen und das Erwärmen könnte die Blutzirkulation im Augenbereich erhöht haben. Dasselbe Ergebnis könnte die Topfscherbe bewirken.
- stꜣ.t(j): Das Verb stꜣ bedeutet "erwärmen, erhitzen", später auch "anzünden". Eine erhaltene Spur unterhalb des ꜣ-Geiers würde zum Feuertopf (Q7) passen und dann wäre dazwischen noch gerade ausreichend Platz für ein t vorhanden (so Griffith, pKahun and Gurob, Tf. VII.rechts, hieroglyphische Umschrift; keine Ergänzung bei Collier/Quirke, The UCL Lahun Papyri, 54). Unklar ist der Grad der Erwärmung oder Erhitzung. Anscheinend wird das Verb auch für das Brennen von Keramik verwendet, was eine große Hitze voraussetzt (Hannig, HWB, 845 {48438} = Vachala & Faltings, in: MDAIK 51, 1995, 283: stꜣ qrḥ.t: "Töpferware brennen"), aber im Tiermedizinischen Papyrus wird keine "Tonscherbe, die gebrannt ist", sondern "eine im Feuer / in der Flamme erhitzte Tonscherbe" gemeint sein. Die anschließende Präposition m könnte sowohl (lokal) "in" (so Grundriß, Kosack, Bardinet, Westendorf) und eventuell "an" (damit die Tonscherbe nicht platzt?) als auch (instrumental) "mittels" bedeuten (Wb. 4, 333.7: "erwärmen, heiss machen mit Feuer " und Wb. 4., 333.9: "eine Kerze, einen Docht anzünden mit Feuer"; ähnlich Hannig, Ägyptisches Wörterbuch, II/2, 2381 {31194}).
- ḥꜣtj: Diese Augenkrankheit oder dieses Krankheitssymptom "Verschleierung, Trübung" ist im pEbers mehrfach belegt. Wb. 3, 35.13-14 beschränkt sich auf "eine Augenkrankheit (des Menschen und des Rindes)". Der etymologische Zusammenhang mit ḥꜣtj: "Hülle, Umhang", ḥꜣtjw: "Art feines Leinen" (~ "Schleier") und ḥꜣtj: "Bewölkung" führt MedWb II, 584-585 zur Übersetzung "Verschleierung; Trübung". Für Ebbell, Altägyptische Krankheitsbezeichnungen, 32 ist die antike Krankheitsbezeichnung Lippitudo = Triefauge, gemeint, die für ihn modern dem Oberbegriff Blepharitis / Augenliderentzündung entspricht. Ebbell nennt als koptischen Nachfahr von ḥꜣtj das Lemma ϩⲓϯ, das bohairisch überliefert ist (Crum 720a, mit Verweis auf ḥꜣtj in pEbers durch Dévaud) und von der Wurzel (S) ϩⲓⲧⲉ stammt. Ebbell beruft sich auf Ebers, Das Kapitel über die Augenkrankheiten, 218, Anm. 24, der ḥꜣtj als sicher bestimmbar "lippitudo" einstuft, weil es auf koptisch ϩⲓϯ "lippitudo" zurückgehen sollte, das den Griechen als ὀφθαλμία bekannt war. Ebers nennt keine Quellen, aber das koptische Wort geht über Peyron, Lexicon Linguae Copticae, 370a auf Zoega, Catalogus codicum copticorum, 1810, 646 zurück. Das Substantiv ϩⲓϯ wird von Zoega, Catalogus codicum copticorum, 1810, 646, Anm. 26 auf das Verb ϩⲓϯ zurückgeführt, das er als "lippire": "triefäugig sein" versteht, weshalb Peyron, Lexicon Linguae Copticae, 370a für das Substantiv ϩⲓϯ die Übersetzung "Lippitudo" dem Zoega zuschreibt (was Zoega aber nicht expressis verbis ausformuliert hat). Allerdings hat Zoega die Wurzel ϩⲓⲧⲉ "hin und her bewegen, krampfen, reiben, schaben" mit der Wurzel ϩⲁⲧⲉ "fließen, strömen" vermischt, so dass schon Peyron, Lexicon Linguae Copticae, 370a das Augenleiden ϩⲓϯ als "Convulsio oculorum" widergibt. Heute wird das koptische Substantiv als "spasm, pain" (Crum 720a) oder "Schmerz, Krampf" (Westendorf, KHWB, 395) verstanden. Ein in alten Handschriften überlieferter Zusammenhang zwischen ϩⲓϯ und "Lippitudo" existiert also nicht. Wreszinski, in: OLZ 29, 1926, 730 hat die Bedeutung "Triefäugigkeit" von Ebbell übernommen. Für Westendorf, Handbuch Medizin, 152 ist ḥꜣtj eine von mehreren "krankhaften Erscheinungen in den Augen, die aber über die vorliegende Krankheit keine Anhaltspunkte liefern." Hannig, HWB, 543 nennt neben (veraltetem) "*Blepharitis, Lippitudo" auch noch "*Leukom" als mögliche Krankheitsidentifikation.
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(Full citation)Peter Dils, with contributions by Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Token ID IBcDNRyFdF5Enk5crYxJTjCsENQ <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBcDNRyFdF5Enk5crYxJTjCsENQ>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBcDNRyFdF5Enk5crYxJTjCsENQ, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
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