Sentence ID XQEXFEIUEJFHBHXGKEWDVRJ4UM
Dieser Spruch werde gesprochen über (einem Gemisch aus) Krokodilskot, Löwenkot, Hundekot, Menschenkot, Schweinekot, Schafskot, Ziegenkot, Eselskot, Öl/Fett(???) einer Schlange, Fett vom ...-Tier und Haaren vom Schwanz eines jungen Esels.
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(j)ꜥꜣ.t qmꜣ.yt: Zur Bedeutung „junger Esel“ unter Widerlegung früherer Ansichten, die in dem Adjektiv eine Farbbezeichnung sehen, s. Blöbaum, in: Fs Graefe II, 83-101 (unter Einschluss der hiesigen Passage).
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ḥs sry: Anders als Roccatis hieroglyphische Umschrift (Magica Taurinensia, 32) angibt, steht das Tierfell – zusammen mit von Roccati gänzlich ausgelassenen Pluralstrichen – erst am Beginn von Zeile 11. Damit müssen die Zeichenreste im Bruch am Ende von Zeile 10, nach den Einkonsonantenzeichen z und r, zu etwas anderem gehören. Das erste Zeichen könnte ein Schilfblatt sein, mit dem das Wort häufiger geschrieben ist. Ob man das zur häufigen Schreibung srjw ergänzen kann, ist jedoch unsicher, denn das hintere Zeichen steht zu weit oben, um die w-Schleife zu sein. Unabhängig von der genauen Ergänzung der Lücke wird sr an dieser Stelle sicher eher die generische Bedeutung „Schaf“ als die spezifische Bedeutung „Widder“ besitzen.
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ꜥḏ __w.t: Das Tier, dessen Fett verwendet werden soll, gehört dem Tierfellklassifikator nach zur ägyptischen Tierkategorie [HIDE AND TAIL] (nach Goldwassers Terminologie), die sich größtenteils, aber nicht vollständig, mit der modernen Kategorie des Säugetieres deckt. Die Lesung ist aber unklar. Es ist keinesfalls mit Roccati sw.t zu lesen, denn zwischen Roccatis s und wt ist noch Platz und sind Zeichenreste eines hohen, schmalen Zeichens erkennbar. Auch das von Roccati für ein s gehaltene Zeichen ist unsicher, denn es zeigt am unteren Ende einen waagerechten Querbalken, der nicht zu einem s passt. Es erinnert dadurch ein wenig an das sꜣ-Zeichen, Gardiner Aa18, wofür aber letztlich der Strich an der rechten Seite fehlt. Schließlich passt auch Roccatis t nicht ganz zu den originalen Zeichenresten, und die vermeintliche w-Schleife, wenn es überhaupt eine sein soll (sie sieht jedenfalls anders aus als seine anderen w-Schleifen), erinnert im Infrarotlicht ein wenig an Gardiner M2, was aber natürlich vor einem Tierfell keinen Sinn ergibt.
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ḥs r(m)ṯ ḥs šꜣj: So im Text, entsprechend übersetzt von Roccati, Magica Taurinensia, 172: „escremento umano, escremento di porco“. Menschenkot wird auch im Rezept Eb 541 verwendet, s. MedWb 2, 325. Wenn Borghouts, Mag. Texts, 6 mit „faeces of a sow, faces of a boar“ übersetzt, hat er wohl trotz des eindeutigen Klassifikators rr statt r(m)ṯ gelesen oder angenommen, dass r(m)ṯ eine Verschreibung für rr ist, wie es Dawson, in: ZÄS 62, 1927, 21-22 für den Fall der wdd n r(m)ṯ von Eb 392 annimmt.
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ḥs (j)ꜥꜣ.t: So nach dem Turiner Foto zu lesen. Roccatis Tierfell vor (j)ꜥꜣ.t (Magica Taurinensia, 32) ist in Aa2 über Pluralstriche zu korrigieren.
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__ḥ(.t) n.t ḥfꜣ.w: Zwischen (j)ꜥꜣ.t und ḥfꜣ.w hat Roccati ein Wort übersehen und eines falsch gelesen: Unter Infrarotfiltern sieht die Zeichengruppe vor ḥfꜣ.w nicht aus wie ḥs, sondern eher wie n über einem Zeichen, das ein t sein könnte. Damit läge hier die Genitivnisbe vor, und das Wort davor muss dann das Nomen regens sein (und kann daher kein Attribut zu (j)ꜥꜣ.t sein). Nicht zuletzt aufgrund der Zerstörung in der vorderen Hälfte des Wortes und des nicht klar identifizierbaren Klassifikators (eine elaborierte Buchrolle? die Schnur V6? das Gefäß ist sonst etwas anders geschrieben) ist es aber nicht mit Sicherheit zu bestimmen. Das letzte Zeichen vor dem Klassifikator ist mit größter Wahrscheinlichkeit ein ḥ, was auf mrḥ(.t): „Fett/Öl“ hindeutet – zu mrḥ.t ḥfꜣ.w als Ingrediens in medizinischen Rezepten s. DrogWb, 336-337. Auch dass die nachfolgende Droge ein ꜥḏ: „Fett“ ist, würde dafür sprechen, dass hier mrḥ.t genannt ist. Allerdings passen die Zeichenreste des Wortanfanges weder dazu noch zu einem wrḥ.t, das in Zeile 5,9 im Kompositum für „Katzenfett“ statt des in medizinischen Texten üblichen mrḥ.t verwendet wird.
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ḥs ꜥw.t-nḏs.t: So sicher. Der von Roccati ausgelassene Hirtenstab ist auf dem aktuellen Turiner Foto noch schwach zu erkennen und es ist auch genügend Platz dafür zwischen ḥs und Roccatis wt. Das Zeichen nach wt ist contra Roccati kein retrogrades Messer(?), sondern das Geißlein Gardiner E8 = Möller Nr. 138. Die Lesung ꜥ.wt passt zudem zu dem folgenden nḏs.t, und nach Schafskot ist Ziegenkot recht naheliegend. In Magica Taurinensia, 172 hatte Roccati noch keine Übersetzung angeboten. In Fs Demarée, 208 übersetzt er an dieser Stelle „small goat (?)“, hat also bereits Ähnliches vermutet. Beck, Sāmānu, 212, Anm. 836 liest dann auch ꜥw.t nḏz.t gänzlich ohne Fragezeichen. Borghouts’ Vermutung „faeces of a ḥḏr-animal, faeces of a goose“ (Mag. Texts, 6) ist dementsprechend zu korrigieren. Unklar ist, an welche Gänsebezeichnung er dachte, die er anstelle von nḏs.t gelesen haben muss; und das für seine Übersetzung notwendige ḥs vor seiner „goose“ steht nicht da.
Taxonomisch betrachtet ist ꜥw.t-nḏs.t, wörtl.: „kleines/geringes Kleinvieh“, eine Unterkategorie von ꜥw.t in der spezifischeren Bedeutung „Kleinvieh“. Die Nebeneinanderstellung von ꜥw.t nḏs.t und ꜥw.t ḥḏ.t v.a. in Beutelisten zeigt, dass es eine spezifische Tierbezeichnung sein muss. Vor allem basierend auf den Annalen Thutmosis’ III. und der Unterscheidung der Schwanzform beim Klassifikator vermutet Sethe in Ersterem die „Ziege“ und in Letzerem das „Schaf“, dessen Bezeichnung ꜥw.t ḥḏ.t: „weißes Kleinvieh“ auf die Schafwolle anspielen dürfte. Interessanterweise wird in der nächsten Kolumne Fett der ꜥnḫ nḏs gebraucht. Auch ꜥnḫ bezeichnet die Ziege, genauer: den Ziegenbock, denn bei dieser Bezeichnung unterscheidet das Ägyptische zwischen dem maskulinen ꜥnḫ und dem femininen ꜥnḫ.t. Eine der beiden Bezeichnungen ist möglicherweise (die Stelle ist partiell zerstört) in Deschascheh im Grab des Schedu der Darstellung von Ziegen beigeschrieben, die Blätter von einem Baum fressen: Sowohl DZA 21.876.340 als auch Kanawati et al., Deshasha, 50 und Taf. 46 vermuten hierin das feminine ꜥnḫ.t, aber auch wenn der Abstand zwischen Wortwurzel und Klassifikator für die Ergänzung eines t spricht, kann nicht völlig ausgeschlossen werden, dass das maskuline ꜥnḫ vorliegt. Ferner erscheinen ꜥnḫ.w auch in der Heiratsstele Ramses’ II., neben sj.w: „Schafböcken“ (DZA 21.876.820) und damit vergleichbar zur Nebeneinanderstellung von ꜥw.t nḏs.t und ꜥw.t ḥḏ.t in Beutelisten. In der Ramessidenzeit scheint sich die Bedeutung von ꜥnḫ zum generischen „Kleinvieh“ auszuweiten und das ältere ꜥw.t in dieser Bedeutung abzulösen, denn in pHarris I kommt ꜥw.t gar nicht und in ramessidischen Ostraka selten vor, Janssen, Prices, 165. Im Gegensatz zu ꜥw.t-nḏs.t, wo das Adjektiv nḏs integraler Teil der Tierbezeichnung ist und diesen Terminus von anderen Arten von ꜥw.t: „Kleinvieh“ abgrenzt, bedeutet ꜥnḫ allein schon die „Ziege“. Wenn in Vso. 5,9 daher Fett einer ꜥnḫ nḏs gebraucht wird, fragt sich, ob tatsächlich eine „kleine Ziege“ gemeint ist, oder ob vielleicht eine Parallelbildung zu ꜥw.t-nḏs.t vorliegt, eine Präzisierung, dass an dieser Stelle nach wie vor die „Ziege“ gemeint ist und nicht die allgemeinere Bedeutung „Kleinvieh“. -
ḥs ist das erste Mal ausgeschrieben, die übrigen Male nur abgekürzt mit Gardiner Aa2 über Pluralstrichen.
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XQEXFEIUEJFHBHXGKEWDVRJ4UM
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Please cite as:
(Full citation)Lutz Popko, with contributions by Johannes Jüngling, Altägyptisches Wörterbuch, Peter Dils, Daniel A. Werning, Sentence ID XQEXFEIUEJFHBHXGKEWDVRJ4UM <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/XQEXFEIUEJFHBHXGKEWDVRJ4UM>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 18, Web app version 2.1.5, 7/26/2023, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/XQEXFEIUEJFHBHXGKEWDVRJ4UM, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
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