Satz ID IBUBd7bpAVrWqkR6mYMQa8q0UbQ
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wn: Gardiner, DZA 23.927.150 hatte danach ein m gelesen, Condon dagegen eine w-Schleife, bei der es sich um einen Zusatz zum wn handeln wird. Ihre Übersetzung: „Those who took from us the food of [--- are (now)] widows“ wurde von Assmann, in: JEA 70, 1984, 166 abgelehnt, ohne dass er einen anderen Vorschlag machte. Tatsächlich wäre die Wortstellung ungewöhnlich, weil dann das direkte Objekt mꜣꜥq.w hinter der Adverbiale jm=n stehen würde.
jṯꜣ.ṱ: Condon übersetzte aktivisch: „Those who took from us (…)“, , nahm also eine infinitivische Konstruktion wn ḥr sḏm an. Hoch, Sem. Words, 171 vermutete dagegen ein stativisches wn sḏm(.w): „which had been captured by us and broiled“. Auch Quack, in: Scheer, Tempelprostitution im Altertum, 159 ging von einem Stativ aus: „Wer unter uns gefangen ist“. Das Verb jṯꜣ ist aber jedenfalls kein Terminus des Vogelfangens.
jm=n: Danach hat wohl wirklich ein Verspunkt gestanden, aber wohl nicht dort, wo ihn Gardiner, DZA 21.475.350 vermerkt. Zumindest ist der rote Punkt, der oben an der mꜣ-Sichel klebt, das einzige Zeichen, das als Entsprechung für Gardiners (und Condons) t von jri̯.t infrage kommt. Stattdessen dürfte der Verspunkt dort stehen, wo ihn Condon, Seven Royal Hymns, 12 einzeichnet, nämlich hinter dem nachgetragenen jri̯.t. Damit steht er de facto schon inmitten des Wortes mꜣꜥq.w. Eine solche leichte Fehlplatzierung von Verspunkten ist in hieratischen Texten nicht ungewöhnlich, und auf dem vorliegenden Papyrus gibt es auch einige völlig fehlplatziert erscheinende Verspunkte.
jri̯.t: Roter, supralinearer Zusatz. Gewöhnlich werden Korrekturen jeweils über der Zeile nachgetragen und nicht unter ihr, weswegen der Zusatz contra Condon und Kitchen eher zu diesem Satz zu ziehen ist als zum letzten der vorigen Zeile (so auch schon die Vermutung auf DZA 21.475.350). Zu der stativischen Auffassung s. die Übersetzung von Quack, in: Scheer, Tempelprostitution im Altertum, 159.
mꜣꜥq: Mit der Feuerpfanne klassifiziert und als Plural mit w-Schleife und Pluralstrichen geschrieben. Die Zuordnung des Wortes zu einem Wb-Lemma bot schon dem Wörterbuchteam Probleme. Gardiner, DZA 23.927.150 ließ das Wort ohne Übersetzung. Im Wb erscheint die vorliegende Passage vordergründig als Beleg für das Lemma mꜥq im Ausdruck jri̯ mꜥq von Wb 2, 50.2-3, wo sie die zweite der drei Variantenschreibungen bildet (das Sternchen dürfte auf die Unsicherheit Bezug nehmen, die dadurch entsteht, dass das jri̯ nachgetragen ist). Im zugehörigen Belegstellenband ist es aber nicht unter diesem Lemma abgelegt, sondern wurde unter mꜥq: „Bratenstück“, Wb 2, 50.5 einsortiert, wenn auch nicht als Belegstelle zitiert (daher nicht im zugehörigen Belegstellenband verzeichnet, und im Wb ist als Belegzeitraum nur „gr[iechisch]“ angegeben).
Condon, Seven Royal Hymns, 30 verweist nur grob auf Wb 2, 50; auf S. 19 übersetzt sie jedoch das Wort als „food“ und wird daher an eine Erweiterung der Bedeutung „Bratenstück“ gedacht haben.
Eine Diskussion der Wortfamilie mꜥq findet sich bei Verhoeven, Grillen, 50-63. Sie kann für das Substantiv die Bedeutung „Grillspieß“ festmachen und für das Verb „am Spieß grillen“, oft im Zusammenhang mit Vernichtungsritualen (S. 50-55). Die vorliegende Passage hat sie – in Condons Deutung und daher ohne weitergehende Interpretation belassen – auf S. 62-63 als Dok. 16 dem verbalen Gebrauch untergeordnet; den parallelen Gebrauch in Dok. 14 und 15 erklärt sie als passive Partizipien: „das, was am Spieß gegrillt wird“, „der Spießbraten“ (S. 53), was dann auch auf Dok. 16 zutreffen könnte.
Hoch, Sem. Words, 170-172, versuchte, die neureichszeitlichen Belege von einer semitischen Wurzel abzuleiten, was jedoch für die meisten der Belege in den Rezensionen abgelehnt wurde (Meeks, in: BiOr 54 (1-2), 1997, 43, Quack, in: ZDMG 146, 1996, 511).
Eine bildliche Umsetzung des Vorgangs jri̯ mꜥq findet sich bei dem unter Wb 2, 50.2 abgelegten Beleg aus der 18. Dynastie, genauer Raum X des Luxortempels. Zu einer Abb. und Diskussion s. Verhoeven, a.a.O., 60-61, Dok. 13: Man sieht den König, der sich über einen Altar beugt und mit beiden Händen einen Spieß mit einer daran befestigten Gans hält. Der Szene ist beigeschrieben: jri̯.t mꜥq ḥr ḫꜣw.t n Jmn(.w)-[---]: „mꜥq machen auf dem Altar des/für Amun-[---]“. Im Amduat wird die Vernichtungsart jri̯ mꜥq m mwt.w: „einen Spießbraten aus den Toten machen“ o.ä. erwähnt (Verhoeven, a.a.O., 62, Dok. 15, vgl. Dok. 14 und 16). Dies stellt auch die Szene aus dem Luxortempel in den Kontext der Feindvernichtung.
Diese Parallelbeispiele machen jedenfalls deutlich, dass eine stativische Auffassung des jri̯.t nur möglich ist, wenn man gleichzeitig vor mꜣꜥq.w eine Präposition ergänzt, weil es nicht das direkte Objekt sein kann.
Der Verspunkt am Ende ist ungewöhnlicherweise mitten in die Zeile geschrieben statt darüber. Aber eine andere Interpretation als ein Verspunkt ist nicht möglich.
Persistente ID:
IBUBd7bpAVrWqkR6mYMQa8q0UbQ
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd7bpAVrWqkR6mYMQa8q0UbQ
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Florence Langermann, Peter Dils, Anja Weber, Daniel A. Werning, Satz ID IBUBd7bpAVrWqkR6mYMQa8q0UbQ <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd7bpAVrWqkR6mYMQa8q0UbQ>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd7bpAVrWqkR6mYMQa8q0UbQ, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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