Satz ID IBUBd53CMy07GEdylGuBCtVQNT4






    5.10
     
     

     
     

    substantive_masc
    de Diagnostik; Heilkunde

    Noun.sg.stc
    N.m:sg:stc

    substantive_masc
    de Bruch (eines Knochens)

    (unspecified)
    N.m:sg

    preposition
    de in

    (unspecified)
    PREP

    substantive_masc
    de Nasenpfeiler

    Noun.sg.stpr.3sgm
    N.m:sg:stpr

    personal_pronoun
    de [Suffix Pron. sg.3.m.]

    (unspecified)
    -3sg.m

de (Titel:) Erfahrungswissen über einen (einfachen) ḥsb-Bruch im Pfeiler seiner Nase (d.h. der knorpelige und knöcherne Bereich des Nasenrückens?).

Autor:innen: Peter Dils; unter Mitarbeit von: Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko (Textdatensatz erstellt: vor Juni 2015 (1992–2015), letzte Änderung: 05.07.2021)

Kommentare
  • - ḥsb m: Der Bruch ist immer "in" (m) einem Knochen oder Körperteil, es ist in pEdwin Smith niemals ein Bruch des Knochens (im Genitiv). In der deutschen Übersetzungstradition von Grundriss und Nachfolger (Westendorf, Brawanski) geht man von einem Bruch "am" Pfeiler, nicht von einem Bruch "im" Pfeiler aus.
    - ḥsb: wird normalerweise als ein einfacher, glatter Bruch in zwei Teilen definiert, während sḏ für einen Splitterbruch steht. Die Art des ḥsb-Bruchs wird in pEdwin Smith nicht selbst durch eine Glosse erklärt, aber in Abgrenzung vom sd-Bruch, für den es eine erklärende Glosse gibt. Der sḏ-Bruch geht mit einem Zerbrechen in zahlreiche Resten (zp.w ꜥšꜣ.w) einher und kommt ausschließlich (?) bei Schädel- und Gesichtsverletzungen vor, ḥsb bei Gesichtsverletzungen und anderen Knochenbrüchen; sḏ kann auch bei Fleisch, Geschwülsten und Krankheitserscheinungen ("auf-/zerbrechen, auf-/zerplatzen") verwendet werden, ḥsb nicht. Siehe Breasted, Surgical Papyrus, 156-158 (sḏ) und 235 (ḥsb); MedWb II, 633-634 (ḥsb) und 827-829 (sḏ); Grapow, Kranker, 49-51; Westendorf, Handbuch Medizin, 281. Ob ḥsb immer ein einfacher oder glatter Bruch in zwei Teilen ist, ist nicht ganz klar: Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 114 und 117 beschreiben den Bruch von Fall 12 als einen komplexen Bruch (comminuted fracture), bei dem nicht nur das Nasenbein, sondern auch die weiteren umliegenden Knochen und Knorpel betroffen sind.
    - ḥsb: Das Verb ḥsb bedeutet "brechen, zerbrechen" und wird bei Bögen, Schreibbinsen, Wurfhölzern, Stäben, Knochen und Wirbeln verwendet (siehe Belege im TLA). Erst im Jahr 1911 wurde die bis dahin nicht erkannte Bedeutung "zerbrechen" von Grapow, in: ZÄS 49, 1911, 116-120 erschlossen, wohl vor allem durch die Parallellisierung mit dem Verb sḏ: "zerbrechen". Das kreuzförmige Determinativ Z9 oder Z10, das im Alten Reich als Determinativ von ḥsb funktioniert, wird von Grapow als "zwei zerbrochene Stäbchen (o.ä.), die übereinanderliegen" verstanden (vgl. ebenso Sethe, Von Zahlen und Zahlworten, 1916, 77). In jüngeren Deutungen wird das Zeichen nur noch als zwei diagonal gekreuzte Stäbe beschrieben (Gardiner, Sign List Z9 und Z10), ohne den Aspekt des Zerbrochen-Seins zu berücksichtigen (vgl. auch Wb. III, 166.9 als Beischrift zu zwei gekreuzten Zeugstreifen!). Trotzdem geht die Bedeutung von ḥsb in medizinischen Texten als "zerbrechen in zwei Teile (wie ein Stab)" (so MedWb II, 634; Westendorf, Handbuch Medizin, 281) einerseits auf diese Interpretation des Determinativs zurück (Bei Grapow steht nicht, daß es zwei Teile desselben zerbrochenen Stabes sind. Für Sethe, Von Zahlen und Zahlworten, 76 stellt das Kreuz-Zeichen die Teilung in 4 (!) Teile dar.), andererseits auf die Abgrenzung von sḏ: "zerbrechen", das in pEdwin Smith für Zerbrechen in zahlreiche Reste (zp.w ꜥšꜣ.w) verwendet wird. Der sḏ-Bruch kommt bei Schädel- und Gesichtsverletzungen vor, ḥsb bei Gesichtsverletzungen und anderen Knochenbrüchen; sḏ kann auch bei Fleisch, Geschwülsten und Krankheitserscheinungen ("auf-/zerbrechen, auf-/zerplatzen") gesagt werden, ḥsb nicht. Die Art des Bruchs bei ḥsb wird in pEdwin Smith nicht durch eine Glosse erklärt, aber in Abgrenzung von sḏ wird es wahrscheinlich ein einfacher/glatter Bruch in zwei Teile sein. Siehe Breasted, Surgical Papyrus, 156-158 (sḏ) und 235 (ḥsb); MedWb II, 633-634 (ḥsb) und 827-829 (sḏ); Grapow, Kranker, 49-51; Westendorf, Handbuch Medizin, 281. Weil auch sḏ mit dem Kreuz als Determinativ versehen werden kann, kann der Vergleich mit dem "Zerbrechen eines Stabes in zwei Teilen" auf der Grundlage des Determinativs nicht als Argument für die Bedeutung von ḥsb herangezogen werden.
    - jwn: Bedeutet "Pfeiler; Säule" und in übertragenem Sinne "Stütze". Deshalb findet man für jwn n.j fnḏ die wörtlichen Übersetzungen "Pfeiler der Nase" (Wb. I, 53.13; MedWb I, 32 und in den meisten deutschen Übersetzungen des pEdwin Smith), "Stütze der Nase" (Ebbell) und ebenso "column of the nose" (Breasted), "pillar of the nose" (Allen, Sanchez/Meltzer), "colonne du nez" (Lefebvre, Bardinet). jwn n fnḏ ist außerdem ein technischer Terminus in der Architektur als Bezeichnung der Kante eines Obelisken. Was der "Pfeiler der Nase" als anatomischer Terminus ist, wird in Glosse A zu Fall 11 des Papyrus Edwin Smith erklärt, aber die Interpretation dieser Glossendefinition hat ihre eigenen Probleme.
    Eine erste Interpretation besagt, daß der "Pfeiler der Nase" die Bezeichnung des Nasenbeins ist (so Wb. I, 53.13). Grapow, Anatomie, 37 erklärt "Pfeiler der Nase" aufgrund der Glosse A zu Fall 11 als "das Nasenbein, zunächst das Knöcherne, möglicherweise auch den knorpeligen unteren Teil dazu". Wegen der Verwendung für die Obeliskenkante, dehnt Grapow die Bedeutung auf "die Obernase außen, das 'Nasendach' oder den 'Nasenrücken'" aus. In Grundriss IV/2, 144 (Anm. 1 zu Sm Fall 11) wird "Pfeiler der Nase" als "die Kante des Nasendaches" erklärt. Laut MedWb I, 32 ist es "das Nasenbein; die Nasenkante". Westendorf, Papyrus Edwin Smith, 51, Anm. 2 hat "Nasenbein bzw. Nasenkante (d.h. den knorpeligen Fortsatz einbeziehend?)" und Westendorf, Handbuch Medizin, 721: "Nasenbein oder Nasenbeinkante". Gemeint wären also einerseits die knöcherne und eventuell die knorpeligen Teile des Nasenrückens (Nasenrücken = bridge of the nose), andererseits der Nasenrücken selbst, d.h. die Oberseite/Außenseite der Nase. Weeks, Anatomical Knowledge, 32: "jwn n fnḏ "is an apt description of what we similarly term the 'nasal column' (dorsum nasi). It seems likely that the term refers to the entire median septum, including the nasal bones and the septal cartilage." Stephan, Altägyptische Medizin, 2011, 108 schließt sich dem an und beschreibt den Bruch als "großflächiger Einbruch des Nasenbeines (os nasale) offenbar einschließlich des septum nasi".
    In einer zweiten Interpretation, die u.a. von Breasted vertreten wird, ist es (laut Breasted, Surgical Papyrus 242) "highly probable", daß in Glosse A nur die "soft nose", d.h. der bewegliche Teil der äußeren Nase (nasus externus), die aus Knorpel (cartilago nasi, pl. cartilagines nasi) besteht, besprochen wird. Aber Breasted schließt nicht aus, daß die Bezeichnung "Pfeiler der Nase" ausreichend unspezifisch war, um auch einen Teil des Nasenbeins (os nasale, pl. ossa nasalia) mit einzubeziehen. Ebbell, Alt-ägyptische Chirurgie, 33 schließt sich dem ersten Teil von Breasteds Interpretation an und präzisiert: "zweifellos die untere, knorpelige Hälfte des Nasenrückens und der knorpelige Teil von Septum nasi" (Septum nasi = Nasenscheidewand), wobei er den in Fall 11 beschriebenen Bruch als "Fraktur des Septum nasi" benennt. Lefebvre, Tableau des parties du corps humain, 19, § 19: "désigne, semble-t-il, non pas tant l'os propre du nez que les cartilages qui le prolongent, celui surtout de la cloison", d.h. vor allem der Knorpel der Nasenscheidewand (d.h. der Septumknorpel oder cartilago septi nasi). Auch Allen, Art of Medicine, 81 und Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 107 sprechen von einer "Fracture of the nasal cartilage" bzw. "Fracture of the Nasal Septum". Brawanski, in: SAK 35, 2006, 53 definiert den Pfeiler der Nase ebenfalls als "den knorpeligen Teil der Nase. Er beginnt an der Nasenspitze, liegt zwischen den Nasenlöchern und reicht dann äußerlich bis zur Mitte des Nasenrückens" (d.h. bis zur Stelle, an der das knöcherne Nasenbein ansetzt). Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 110-111 erkennen in der Beschreibung von Glosse A die beiden Dreiecksknorpel (cartilagines nasi lateralis), die beiden Flügelknorpel (cartilagines alaris) und den Septumknorpel (cartilago septi nasi). In dieser Interpretation geht das Benennungsmotiv "Pfeiler" also vielleicht auf die Nasenscheidewand zurück. Beachte, daß der unterste/vorderste Teil der Nasenscheidewand, der Nasensteg lateinisch Columella, d.h. Säulchen, genannt wird. Diese zweite Interpretation läßt sich jedoch nur schwer mit der Deutung von jwn n.j fnḏ als Kante des Obelisken vereinbaren. In Fall 26 (Kol. 9.8) liegt eine Wunde an der (Ober)lippe vor, die bis zum Innern des Mundes aufgeweicht/eingetieft/ eingesunken(?) (j:sdb) ist. Der Arzt soll die Wunde bis zum Pfeiler der Nase (jwn n.j fnḏ) untersuchen, d.h. bis zum Nasensteg (Columella) bzw. Nasenscheidewand (Septum nasi) oder bis zum Nasenrücken. Ersteres erscheint wahrscheinlicher.

    Autor:in des Kommentars: Peter Dils; Datensatz erstellt: 01.09.2016, letzte Revision: 13.02.2018

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(Vollzitation)
Peter Dils, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Satz ID IBUBd53CMy07GEdylGuBCtVQNT4 <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd53CMy07GEdylGuBCtVQNT4>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 18, Web-App-Version 2.1.4, 27.6.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
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