Sentence ID IBUBd3iCN3Q2WEd1goQU95kKx6g



    verb_3-inf
    de erschrecken; schaudern

    SC.act.spec.prefx.impers
    V\tam.act

    particle_enclitic
    de [Partikel (nachgestellt zur Betonung)]

    Partcl.stpr.3sgm
    PTCL:stpr

    personal_pronoun
    de [Suffix Pron. sg.3.m.]

    (unspecified)
    -3sg.m

    adverb
    de sehr

    (unspecified)
    ADV

de (Er) wird wirklich sehr zittern (?);
oder: (Es) wird wirklich sehr wackeln/nachgeben (?);

Author(s): Peter Dils; with contributions by: Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko (Text file created: before June 2015 (1992–2015), latest changes: 07/05/2021)

Comments
  • - j:nri̯.y und j:nri̯.w: Drei grammatische Interpretationen liegen vor für diese Form, die in der gleichen Konstruktion in den Fällen 4 (Kol. 2.4), 7 (Kol. 3.3), 20 (Kol. 8.1), 29 (Kol. 10.5: geschrieben mit einer antiken Korrektur: jw:nri̯.w und mit wr am Ende) und 40 (Kol. 13.14: geschrieben j:nri̯.w und mit wr am Ende) und etwas abweichend in Fall 42 (Kol. 14.18) auftritt. Für Edel, Altägyptische Grammatik, § 579 ist es in Fall 20 (Kol. 8.1) ein Pseudopartizip mit dem bei Verben III-Inf. sehr seltenen j:-Augment: "er schaudert" (ohne syntaktische Kontextualisierung). Auch Lefebvre, Grammaire, § 351 versteht j:nri̯.y in Fall 7 (Kol. 3.3) als ein Pseudopartizip: "même si (ou: quoiqu'il) tremble beaucoup" (ebenso Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne, 180, Anm. 6). Für Meltzer (in: Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 55) ist es ein Pseudopartizip mit resultativer Bedeutung ("stative of result"). Das Bezugswort für das Pseudopartizip ist das vorangehende wbnw=f: "seine Wunde" (Fälle 7, 20 und 40) bzw. das (j)ḫ.t nḥꜣ in der Wunde (Fall 4). Westendorf (in: MedWb I, 467, Anm. 3) lehnt die Interpretation als Pseudopartizip ab, weil die Form in Fall 20 (Kol. 8.1) die Apodosis einleitet, d.h. Hauptsatztempus ist. Für ihn ist j:nri̯.y ein unpersönliches prospektives sḏm=f (Westendorf, Grammatik, 15, § 27.2.aa; 139, § 195.cc.4; 148, § 212.2.a; 291, § 418.a; ebenso Lloyd, in: JEA 61, 1975, 60, Anm. 30). Schenkel, Tübinger Einführung, 2005, 291 (= 2012, 306) emendiert die (abstrakt-relativische) Verbalform zu j:nr{y}. Brawanski, in: SAK 29, 2001, 18 nennt als Alternative zum unpersönlichen sḏm=f ein aktives Partizip, Attribut von jḫ.t. Auch für Breasted, Surgical Papyrus, 144 ist j:nri̯.y "probably a participle". Pommerening (zu Fall 7) denkt zuerst an ein Partizip Futur Aktiv, attributiv zu wbn.w verwendet ("seine Wunde, die diesbezüglich sehr erschrecken/zurückweichen wird"), aber schließt ein Pseudopartizip oder sogar ein substantiviertes (selbständig verwendetes) Partizip nicht aus.
    - nri̯ bedeutet "erschrecken, schaudern" (Wb. II, 277.4-8) und in den medizinischen Texten mehr spezifisch "schaudern, zucken" (MedWb I, 466-467). Es stellt sich die Frage, was das Subjekt des Satzes ist: Ist es der Patient, ist es die Wunde oder ist es "etwas grobes/unebenes" (jḫ.t nḥꜣ) in der Wunde? Außerdem ist die Frage, ob es einen (kausalen) Zusammenhang zwischen dem Abtasten der Wunde, dem Vorfinden von etwas Grobem/Unebenem und dem Schaudern/Zucken gibt oder nicht. Letzters hängt wiederum mit der Interpretation von r=f zusammen. Laut einer Interpretation ist es der Patient (=f), der schaudert. Falls richtig, dann kann dies eigentlich kein allgemeines Symptom sein (so vielleicht doch Breasted, Surgical Papyrus, 141; Bardinet, Papyrus médicaux, 496; Lefebvre, Grammaire, § 351 hat das Beispiel ḏꜥr.ḫr=k wbnw=f j:nri̯.y rf wrt nach Fall 7 (Kol. 3.2-3): "tu palperas sa blessure, même si (ou: quoiqu'il) tremble beaucoup)", denn das paßt nicht in der Beschreibung der Wunde. Es müßte also mit der Untersuchung zusammenhängen. Aber laut Brawanski, 18 löst in Fall 4 eine Untersuchung der Schädelverletzung bzw. ein Berühren der Unebenheit in der Wunde kein Erzittern beim Patienten aus (so jedoch z.B. Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne, 180, Anm. 6; MedWb I, 467). Da im vorherigen und im nächsten Satz die Wunde bzw. die Unebenheit(en) in der Wunde das Hauptthema sind, gehen Lloyd, Ralston, Brawanski und Meltzer von der Wunde bzw. der Unebenheit in der Wunde als Subjekt oder Bezugswort von nri̯ aus. Für Brawanski, 18 ist es die Unebenheit bzw. sind es die unebenen Knochenstücke in der Wunde, die zittern, d.h. "wackeln" (vgl. schon Ralston, in: JEA 63, 1977, 119-120 und ähnlich in der Übersetzung von Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 53). Für Lloyd (in: JEA 61, 1975, 60 mit Anm. 30) bedeutet das Zittern der Unebenheiten in der Wunde, daß Knochenstücke hör- und fühlbar aneinanderreiben (Krepitation), was von Brawanski, 18 für Schädelknochen (anders als für Röhrenknochen) als klinisch unmöglich abgelehnt wird (auch schon Ralston, in: JEA 63, 1977, 119-120; siehe trotzdem die Übersetzung von Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 73 für Fall 7).
    Manche Autoren übersetzen nri̯ nicht mit "schaudern, zucken", sondern interpretieren als "unter starken Schmerzen leiden" o.ä. (z.B. Ebbell, Alt-ägyptische Chirurgie, 20: "indem es sehr schmerzhaft für ihn ist"; Chapman, in: JARCE 29, 1992, 36 "it being very frightening for him"; Allen, Art of Medicine, 74: "should he be very much in pain at it").
    Pommerening leitet von der Hauptbedeutung "erschrecken" die Ableitung "zurückweichen" ab (weil "zurückweichen" als logische Reaktion aus "erschrecken" erfolgt, d.h. "dem Vorgang des Erschreckens unmittelbar angehört") und verbindet dies als attributives Partizip mit wbn.w: die "Wunde, die diesbezüglich sehr erschrecken/zurückweichen wird", d.h. nachgeben wird.
    - r=f: Ist entweder eine enklitische Partikel (so Breasted, Surgical Papyrus, 144; MedWb I, 509; MedGr, 275, § 392.ee mit Anm. 1, aber als unsicher eingestuft; so auch nach den Übersetzungen von Lloyd, in: JEA 61, 1975, 60 und Brawanski) oder die Präposition mit Suffixpronomen (so nach den Übersetzungen von Ebbell, Allen, Meltzer; Schenkel, Tübinger Einführung, 2005, 291 [= 2012, 306]). Im Falle einer Präpositionalkonstruktion kann sich =f theoretisch auf den Mann/Patienten (Ebbell; MedGr, 276, Anm. 1) oder auf die Verletzung bzw. Untersuchung (siehe die Übersetzungen von Schenkel, Allen, Meltzer) beziehen. Laut Brawanski, 18 wird in Fall 4 die Untersuchung der betreffenden Schädelverletzung jedoch beim Patienten kein Schaudern hervorrufen und auch keine Krepitation der Schädelknochen verursachen, so daß dieser mögliche Bezug von =f auszuschließen ist.

    Commentary author: Peter Dils; with contributions by: Altägyptisches Wörterbuch; Data file created: before June 2015 (1992–2015), latest revision: 11/28/2016

(A future release of the TLA web app will also indicate the scope of authors’ comments or annotations, i.e., which parts of the sentence a comment/annotation refers to. For the development plan, see here.)

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(Full citation)
Peter Dils, with contributions by Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Sentence ID IBUBd3iCN3Q2WEd1goQU95kKx6g <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd3iCN3Q2WEd1goQU95kKx6g>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 18, Web app version 2.1.4, 6/27/2023, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd3iCN3Q2WEd1goQU95kKx6g, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)