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m wꜣi̯.y | 70 n mḥ im Zeilenwechsel ist eine Korrektur: Alle Wörter überlagern verwaschene und nicht mehr identifizierbare Tintenreste. Auch der senkrechte Strich, der am m klebt (Lesung mit LESt, 3,6), könnte ein Rest des ursprünglichen Textes sein. Zur Schreibung von sšd gehört er sicherlich nicht, denn dieses Substantiv ist sonst immer, und zwar auch im vorliegenden Text, ohne zusätzlichen Strich geschrieben. Maspero, in: Journal Asiatique 7 (10), 1877, 246 (gefolgt von Hubai, in: Fs Kákosy, 297, Anm. 79) hat den Strich und das „3“-förmige Zeichen dagegen als Hieratogramm für 70 interpretiert und an „les LXX fenêtres“ gedacht, fragt sich aber in Anm. 1, ob das nur ein Textfehler sei. Gegen diese Lesung spricht die Wortstellung, s. ENG, §§ 246-247.
Der Kontext macht den Inhalt klar erkenntlich: Das Fenster liegt 70 Ellen = ca. 36,4 Meter über dem Boden, wobei diese Zahl natürlich nicht wörtlich zu verstehen ist, s. Rochholz, Schöpfung, Feindvernichtung, Regeneration, spez. 198-203. Die Syntax wirft jedoch Fragen auf:
(a) Es kann definitiv keine Konstruktion aus m + Infinitiv eines Verbs der Bewegung vorliegen, weil der Satz dann progressiv zu verstehen wäre: „Sein Fenster entfernt sich (…).“
(b) Bei einer Deutung von m wꜣ.y als Schreibung der adverbialen Verbindung m wꜣ.w (Wb 1, 246.1-3, so anscheinend bei Gaëlle Chantrain, Anne-Claude Honnay, in Ramses Online: reference [legacy/4/quote/513/513], http://ramses.ulg.ac.be/text/legacy/4?page=11&pageLength=5, Zugriff: 03.07.2024) ließe sich die Zahlenangabe eigentlich nur als Epexegese („in der Ferne, nämlich 70 Ellen vom Boden“) oder als Genitiv („in einer Distanz von 70 Ellen vom (= über dem) Boden“) interpretieren. Chantrain/Honnay definieren die Adverbiale an dieser Stelle dagegen als „connecteur“ und trennen sie von dem „adverbe“ m-wꜣ.w, wodurch sie die Maßangabe direkt anschließen können.
(c) Eine Deutung als m der Identität + ein Partizip: „Sein Fenster ist ein fernliegendes (…)“. Doch wie bei Erklärung (a) stellt sich dann die Frage, wie die Maßangabe syntaktisch anzuschließen ist. Ein direktes Objekt kommt nicht infrage, weil wꜥi̯ nicht transitiv ist. Zunächst scheint es, als würde hier ein AR-Graffito aus dem Wadi Dungash einen nützlichen Zweitbeleg (chronologisch betrachtet: Erstbeleg) für die Kombination aus wꜣi̯ + Zahlenangabe bieten, da dort laut Rothe/Rapp Jr./Miller, in: JARCE 33, 1996, 91, Nr. D15 ẖnw.t wꜣi̯=s r ḏw jpn mḥ 22: „A well, it is 22 cubits distant from this mountain.“ zu lesen ist. Allerdings liest Eichler, in: MDAIK 54, 1998, 255, Nr. 20 und Taf. 31b einen sitzenden Mann statt Peitsche über Arm und kommt dadurch zu der Lesung ẖnw.t s 22 wꜣ =s(n) r ḏw pn: „Quellengebiet: 22 Leute. Sie kam(en) zu diesem Berg.“ Zudem sind Kardinalzahl und Gezähltes von der restlichen Inschrift abgesetzt, so dass die genaue Wortstellung offen für Interpretationen ist.
Zwei zusätzliche Interpretationsprobleme ergeben sich für die Stelle im Prinzenmärchen zum einen dadurch, dass bei der vorliegenden Konstruktion mit n *ꜥ mḥ die Zahl üblicherweise hinter dem Wort für „Elle“ steht statt davor (mit Ausnahme der fehlerhaften Stelle pChester Beatty I rto 13,8 = LESt, 55,5), und zum anderen dadurch, dass mḥ sonst nicht mit einem zusätzlichen Strich dahinter geschrieben ist.
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Jessica Jancziak, Billy Böhm, Peter Dils, Anja Weber, Daniel A. Werning, Token ID IBUBdQiW4U2m6UOUtWV8MkLAFp0 <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBdQiW4U2m6UOUtWV8MkLAFp0>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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