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- srwḫ=k: Das Objekt fehlt. Es ist wie im vorherigen Satz (sw) wohl die Wunde, die mit Öl/Fett, Honig und Faserbausch versorgt wird, obwohl im Nebensatz (r nḏm=f) anschließend der Mann/Patient gemeint ist. Der gleiche Satz kommt noch in zahlreichen weiteren Fällen vor, fast immer mit dem Pronomen sw (Fall 10, 11, 17, 26, 27, 28, 32, 34, 35, 36, 37, Fall 38, 39, 40, 42, 43, 46, 47). Das Pronomen sw wurde in Fall 12 (Kol. 5.20) vom antiken Schreiber nachgetragen. Es fehlt ebenfalls in Fall 18 (Kol. 7.11), Fall 19 (Kol. 7.19) und Fall 30 (Kol. 10.11).
- srwḫ=k sw: Die Übersetzungen unterscheiden sich darin, ob mit sw der Patient oder die Wunde gemeint ist. Der Patient wird "gepflegt", die Wunde wird "behandelt" oder "versorgt". Falls man sw auf die Wunde bezieht, kann das Folgen für die Identifizierung des Subjekts des folgenden r nḏm=f haben. Obwohl r nḏm=f überwiegend auf den Patienten bezogen wird, gibt es Übersetzungen, die von einem Angenehm-sein/werden der Wunde ausgehen (Bardinet; beide Möglichkeiten bei Brawanski, 2006, 47 mit Anm. 8, sowie bei Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 105 [für Fall 10, während sie für Fall 7 vom Patienten ausgehen]). Laut MedWb II, 777, Anm. 7 wird sich sw überwiegend auf die Wunde beziehen und nur in wenigen Fällen möglicherweise auf den Patienten. Die Konstruktion srwḫ=f pw ḥmsi̯.t wäre jedoch ein Hinweis dafür, dass in allen Fällen der Patient gemeint ist.
- srwḫ (Wb. IV, 193-194) bedeutet sowohl in den medizinischen als auch in anderen Texten ganz allgemein "(einen Kranken, ein Körperteil) behandeln, pflegen, versorgen", es ist jedoch manchmal mit sdwḫ/swdḫ "balsamieren" (Wb. IV, 368.6-7) zusammengefallen (vgl. Breasted Surgical Papyrus, 60-61, 99-100). Laut MedWb II, 775-778 wird das Verb vor allem in der (externen) Wundbehandlung, dann auch für die Behandlung/Versorgung innerer Organe verwendet. In MedWb wird srwḫ nur als Verb aufgelistet. Für die Bedeutung von srwḫ als "balsamieren" führt Hannig, Ägyptisches Wörterbuch I bzw. II schon Belege aus den Pyramidentexten bzw. den Sargtexten an.
- r + sḏm=f/Inf.: Die Präposition r als Konjunktion wird vor allem konsekutiv "so daß" und temporal "bis (daß)" übersetzt (z.B. Westendorf, Grammatik, 160-161, § 229.1: "so daß; damit; bis daß"; Gardiner, EG, § 163.11 listet keine finale Funktion für r + sḏm=f auf). Es herrscht Unstimmigkeit darüber, ob die Konstruktion r + sḏm=f ausschließlich konsekutiv ist, oder auch temporal verwendet werden kann. Tatsächlich verweist Westendorf, Papyrus Edwin Smith, 32, Anm. 6 auf die Möglichkeit, r nḏm=f mit "sodass (es ihm besser geht)" zu übersetzen, was ihm in Kombination mit Zeitangaben sinnvoller erscheint (siehe pEdwin Smith, Kol. 22.13-14: rḏi̯ m pḥ.yt r snb=f ḥr-ꜥ.wj; MedWb II, 761 übersetzt mit "sodass er gesund wird"). Grundriß IV/1, 181 übersetzt auch mit "sodass es ihm besser geht" (Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 74 ebenfalls "so that he recovers", aber an anderer Stelle (S. 33, 42, 47, 105) "until he is well"). Aber bei anderen Passagen mit r sḏm=f im pEdwin Smith ist man generell der Meinung, dass die Bedeutung "bis" erforderlich ist (z.B. r rḫ=k spr=f r ḫ.t: MedWb I, 531), weshalb meistens überall mit "bis" übersetzt wird. Die Grammatiker, die die temporale Konstruktion r + sḏm=f ablehnen, verstehen das (scheinbare) sḏm=f als einen Infinitiv + Agens (Zonhoven, Studies sḏm.t=f, Kap. 2, S. 29 und vgl. S. 33, Anm. 47 und S. 36, Anm. 70: r swꜣ ꜣ.t jh=f: "(he) is to be placed on the ground on his stretcher until the passing of the moment of his suffering"; Borghouts, Egyptian, I, 155, § 40.d.4.1: rḏi̯.t(w) r=f r snb=f: "Will be applied at it until he heals [lit. until his healing]"). Die übrigen Grammatiker verweisen auf die Abwechselung von r + sḏm.t=f: "bis er gehört haben wird", was eindeutig temporal verwendet wird, und r + sḏm=f in unterschiedlichen Handschriften des gleichen Textes, um auch dies als einen temporalen Nebensatz zu deuten: "bis er hört / hören wird" (z.B. Allen, Middle Egyptian, § 26.20.3: r + nonattributive relative form: "until" [future circumstance]; Grandet & Mathieu, § 36.6: r + sḏm.t=f: "jusqu'à ce qu'il ait mangé" und r + sḏm=f: "jusqu'à ce qu'il mange"; Malaise & Winand, Grammaire, § 955-956, die von einem Finalsatz [le but, "pour que"] statt eines Konsekutivsatzes sprechen). In der häufigen Formulierung r nḏm=f ḥr-ꜥ/ꜥ.wj würde man "so daß er sich auf der Stelle wohl fühlt" (Konsekutivsatz) übersetzen, aber bei r rḫ=k spr=f r ḫ.t ist man eher geneigt, den Satz als "bis du weißt/erkennst, daß er die Sache erreicht" (Temporalsatz) zu deuten (vgl. Westendorf, Papyrus Edwin Smith, 32, Anm. 6).
- mrḥ.t: Kann sowohl Fett tierischer Herkunft als auch Öl pflanzlicher Herkunft sein. Sanchez (in: Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 38) vermutet, daß in pEdwin Smith mrḥ.t vielleicht pflanzliches Öl ist, weil im Papyrus auch ꜥḏ erwähnt wird und letzteres ist tierisches Fett. Laut Sanchez hält Öl den Verband weich und verhindert, daß der Verband an der Wunde klebt. Er verweist auf die moderne Forschung, die heilende oder antiseptische Wirkung bei Dattelkernöl, Palmöl und Palmkernöl festgestellt hat.
- bj.t: Honig wirkt antiseptisch (d.h. desinfizierend, verhindert eine Infektion der offenen Wunden) und antibiotisch (d.h. bekämpft erfolgreich bereits erfolgte Infektionen): siehe Majno, The Healing Hand, 115-120; Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 38; T. Hofmann, Honig als "Specificum": pEdwin Smith und die moderne Medizin, in: ZÄS 135, 2008, 40-49.
- ftt: Die Übersetzung von Wb. I, 581.10-14: "Etwas Pflanzliches(?), das in feuchtem oder trockenem Zustand als Verband u. dgl. benutzt wird" ist noch sehr vage. Breasted, Surgical Papyrus, 101-102 präzisiert, daß es den Verwendungskontexten nach ein "absorbent lint", d.h. ein saugfähiger (Verband)mull, sein muß. Ebbell, Alt-ägyptische Chirurgie, 10 übersetzt ftt versuchmäßig mit "Samenhaar", d.h. der flaumige Blütenstand von gewissen Pflanzen wie Baumwolle, und er sagt, daß es von den Ägyptern in ähnlicher Weise wie heute Baumwollwatte verwendet wurde. Laut DrogWb 210-211 ist ftt ein pflanzlicher Faserstoff von der unbekannten Pflanze dbj.t, der als Droge und vor allem wie Charpie oder Mull in Suppositorien und Wundverbänden verwendet wird. Diese Umschreibung wird in MedWb I, 308 zu "Faserbausch" zusammengefaßt. In französischen Übersetzungen findet man "un tampon de tissu végétal" (Lefebvre, Bardinet) und in englischen "dressing" als Verbandsstoff (Allen, Art of Medicine; Sanchez & Meltzer, Edwin Smith Papyrus). Solange die dbj.t-Pflanze (s. Germer, Handbuch der altägyptischen Heilpflanzen, Philippika 21, Wiesbaden 2008, 162) nicht identifiziert ist, läßt sich nicht entscheiden, ob der Wattebausch/Faserbausch aus dem Blütenstand (Hypothese Ebbell) oder aus anderen Fasern gewonnen wurde. Als sehr unsichere Identifikationshypothesen für die dbj.t-Pflanze liegen u.a. Epilobium (Ebbell, mit Fragezeichen!) und ein Wachstumsstadium von Lein/Flachs (R. Germer, Untersuchungen über Arzneimittelpflanzen im Alten Ägypten, Hamburg 1979, 60-62) vor. Letzteres beruht auf der Hypothese, daß ftt ähnlich wie Charpie aus gewebtem Stoff gewonnen wurde bzw. daß nur Flachs bislang als pflanzliche Faser für Gewebe nachgewiesen ist. Da Stoffe aus Lein/Flachs hergestellt wurden, könnte dbj.t in dem Falle die Bezeichnung für den Flachsfaden oder die Bezeichnung für die Flachspflanze in einem gewissen Wachstumsstadium sein. Germer vermerkt, daß die grüne Flachspflanze eine weiche Faser liefert, die gelbe eine kräftige Faser für gute Leinenstoffe und die ganz reife Pflanze eine Faser für Seile.
- nḏm: Das Verb nḏm bedeutet "süß, angenehm sein" (Wb. II, 378) und als finites Verb auf Personen bezogen: "sich wohl befinden, es gut haben", speziell auch im Sinne von "gesund o.ä. sein" und "besser gehen" (Wb. II, 380.4-6; MedWb I, 498). Laut Breasted, Surgical Papyrus, 96 und 102 kann man jedoch nicht aus der Verwendung von r nḏm=f schließen, daß eine vollständige Erholung ("complete recovery") des Patienten vorliegt. Tatsächlich unterscheiden die Übersetzungen sich darin, ob eine (vollständige) Erholung (Breasted: "until he recovers"; Allen: "until he gets well"; Sanchez/Meltzer: "until he is well"; Lefebvre: " jusqu'à ce qu'il aille bien") oder nur eine Verbesserung des Zustands vorliegt (Grundriss IV/1 und Westendorf: "so daß / bis es ihm besser geht").
Einige Übersetzungen erwägen, das Subjekt von nḏm=f nicht auf den Patienten (eventuell Subjektswechsel), sondern auf die Wunde zu beziehen: "so daß / bis sie angenehm/süß wird". Sinngemäß muß jedoch der Patient gemeint sein, genauso wie in der parallelen Formulierung r snb=f: "so daß / bis er gesund wird". Außerdem kann eine Wunde auf Dauer möglicherweise "erträglich" werden, sie wird jedoch niemals "angenehm" sein. Laut Wb. II, 378-380 und MedWb I, 498-499 können Menschen/Patienten, Körperteile und pharmazeutische Drogen "angenehm" sein, es werden dort keine Belege für "angenehme" Wunden, Verletzungen oder Krankheiten aufgelistet.
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Peter Dils, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Token ID IBUBd5H6DF9CGEBzpiS9W1vyv64 <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBd5H6DF9CGEBzpiS9W1vyv64>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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