Token ID IBUBd3Z0vTAWDkDgtJaMizITdOQ
d.h. als einen (oder: und auch von einem), bei dem der (Gelenk?-)Kopf des ꜣmꜥ.t-Knochens in seiner qꜥḥ-Schulter sich nicht gelöst hat,
und (als) einen (oder: und von einem), dessen ꜥn.t-Finger (Daumen?) nicht in die Mitte seiner Hand gefallen ist. –
Kommentare
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- wpi̯: Breasted, Surgical Papyrus, 205 hat hier noch "thou shouldst account him" übersetzt, aber es wurde schon bald darauf erkannt, dass wpi̯ r "trennen, unterscheiden, differenzieren zwischen A und B" bedeutet (z.B. schon bei Ebbell, Alt-ägyptische Chirurgie; ebenso Wilson, in: JNES 11, 1952, 78).
- sqr.n ꜥq.t m rw.tj: Wird in Glosse C und vor allem Glosse D erklärt als ein Mann, der von dem Hauch eines Gottes von außerhalb oder dem Hauch eines Toten erschlagen wird. Westendorf, Handbuch Medizin, 718, Anm. 22 fragt sich, ob damit ein epileptischer Anfall oder ein Schlaganfall gemeint sein kann. Brawanski, in: SAK 29, 2001, 31, Anm. 4 hält einen Schlaganfall für wahrscheinlicher als einen epileptischen Anfall, Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 92 führen nur den Schlaganfall als mögliche Interpretation auf. Das Partizip Aktiv ꜥq.t ist vom Sinn her als ein Präteritum/Perfekt (Westendorf, Handbuch Medizin; Brawanski; Allen) und nicht als ein Präsens (so jedoch Breasted; Ebbell; Grundriss IV/1, 179; Westendorf, Papyrus Edwin Smith; Bardinet; Sanchez/Meltzer) aufzufassen.
- m jw.tj ...: Die Übersetzungen sind sich uneinig, ob die Symptome des m jw.tj sich auf den Patienten mit der Kopfverletzung beziehen, auf den von etwas von außerhalb (etwas dämonisches) Erschlagenen oder auf noch weitere mögliche Arten von Patienten. In den Übersetzungen von Grundriß IV/1 und von Westendorf, Papyrus Edwin Smith wird ein Akkusativ verwendet, was sich auf den Patienten mit der Kopfverletzung zu beziehen scheint (Westendorf, Papyrus Edwin Smith, 45-46, Anm. 6 würde dagegen für eine Zuweisung an den Mann/Patienten mit dämonischer Einwirkung sprechen). Auch Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 89 und 91, Anm. 107 sprechen sich für Symptome des Patienten mit Kopfverletzung aus. Dagegen würde die Dativkonstruktion bei Westendorf, Handbuch Medizin eher für den vom Dämon befallenen Mann/Patienten sprechen (ebenso explizit in: Westendorf, Erwachen der Heilkunst, 137). In Brawanskis Übersetzung (in: SAK 29, 2001, 30) scheint sich m jw.tj auf den Patienten mit der Schädelverletzung zu beziehen, aber S. 31, Anm. 4 meint er, dass eine Schulteraffektion nicht mit einer Schädelverletzung in einen logischen Zusammenhang zu bringen ist, so dass eine weitere/zusätzliche mögliche/alternative Art von Patienten beschrieben wird (Differenzialdiagnose). Auch Bardinet, Papyrus médicaux, 500 und Stephan, Altägyptische Medizin, 2011, 104 erkennen in m jw.tj ... weitere alternative Krankheitsbilder.
- sfḫ: Ist ein Kausativum von fḫ und bedeutet "(etwas) lösen, ablösen". Kausativa sind im Prinzip transitiv, aber van der Molen, Hieroglyphic Dictionary, 486-487 listet auch Übersetzungen mit "be loosed, be released, be freed" sowie intransitive Verwendungen auf und Hannig, Ägyptisches Wörterbuch I, 1112 und Hannig, Ägyptisches Wörterbuch II/2, 2189 führen reflexive Übersetzungen auf: "sich lösen, sich entledigen, sich trennen von". Je nachdem welche Übersetzung man ansetzt, ist sfḫ=f ein aktives sḏm=f oder ein passives sḏm=f (siehe Westendorf, Grammatik, 154, Anm. 5 und 263, § 373.b). Das Verb kann mit der Präposition m konstruiert werden: "(etwas) lösen von (etwas)", aber in ꜣmꜥ.t m qꜥḥ ist m eine Variante zum Genitiv, so dass Bardinets Übersetzung (Papyrus médicaux, 500): "l'homme dont la tête ne peut se détacher de l'extrémité de son épaule" nicht möglich ist (das wäre etwa *jw.tj sfḫ tp=〈f〉 〈m〉 ꜣmꜥ.t n.t qꜥḥ=f).
- ḥnꜥ n.tj: Setzt das negative Relativpronomen von m jw.tj im vorherigen Nebensatz fort (siehe Westendorf, Grammatik, 263, § 373). In Glosse E (Kol. IV.17) steht ḥnꜥ m jw.tj. Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 88 übersetzen ḥnꜥ n.tj dagegen mit einem nicht-negierten Satz: "one whose thumbnail/fingernail bends down into the middle of his hand".
- ꜥn.t: Bedeutet "Nagel" vom Finger oder vom Zeh sowie "Kralle" eines Tieres (Wb. I, 188.1-6). In Fall 22 (Kol. 8.15) ergreift die Kralle (ꜥn.t) eines ꜣmꜥ-Vogels eine Sache, was darauf hinweist, dass der Singular "Kralle" im Sinne von "(Vogel-)Klaue" (Krallen als Kollektiv) zu verstehen ist (Breasted, Surgical Papyrus, 216). Deshalb will Breasted in Fall 8 (Kol. 4.8 und 4.18) auch den Singular ꜥn.t als ein Plural/Kollektiv "finger-nails" übersetzen (S. 216) (ebenso in Fall 25, Kol. 9.3-4). Irgendwann im Laufe der Zeit verändert sich die Bedeutung von ꜥn.t: "(Finger-/Zehen-)Nagel": spätestens im Koptischen bedeutet ⲉⲓⲛⲉ: "Daumen" und "großer Zeh" (für "Kralle" und "Nagel" wird dann das in der Spätzeit belegte (j)ꜣb, koptisch ⲉⲓⲃ verwendet) (siehe Grapow, Anatomie, 53-54, der schreibt: "Der größte Nagel ist daneben zur Bezeichnung des Daumens selbst benutzt. Die Bedeutungsentwicklung hat aber wohl eher mit der besonderen Rolle des Daumens beim Greifen als mit der Größe des Nagels zu tun und im Vergleich zum Rest der Hand ähnelt der Daumen einer Kralle [diese Erklärung bei Schäfer, in: MDAIK 9, 1940, 146, Anm. 1 und 150-151]). Laut Vittmann, Fs. Lüddeckens, 254 ist die Bedeutung "Daumen" schon im demotischen anw/ane nachzuweisen. In Wb. I, 188.7 sowie in MedWb I, 141-142 wird diese Bedeutung "Daumen" schon für pEdwin Smith angesetzt. Lefebvre, Tableau des parties du corps humain, 47, § 53 führt ein noch viel älteres Beispiel aus den Pyramidentexten an; Hannig, Ägyptisches Wörterbuch II/1, 505 listet einige Belege aus den Sargtexten auf.
Nicht alle Forscher gestehen dem Wort ꜥn.t die Bedeutung "Daumen" zu. Breasted, Surgical Papyrus, 291 und 304 versteht ḏbꜥ: "Finger" in den Fällen 22 (Kol. 8.10) und 25 (Kol. 9.3) als den wichtigsten Finger, d.h. den "Daumen". Aber gerade in Fall 22 (Kol. 8.10) muss Breasted, Surgical Papyrus, 290 unmittelbar hintereinander im gleichen Satz einmal ḏbꜥ mit "Daumen" und einmal mit "Finger" übersetzen, was seine Interpretation von ḏbꜥ als "Daumen" fraglich macht. Walker, Anatomical Terminology, 267 listet für ꜥn.t die Bedeutungen "Nagel" und "Kralle" auf, aber nicht "Daumen". Dafür vermerkt er bei der Bedeutung "Nagel" die drei Varianten "fingernail, thumbnail, toenail". Unter dem Lemma ḏbꜥ taucht bei Walker, Anatomical Terminology, 279 "digit, finger, thumb" auf. Auch im Concise Dictionary von Faulkner findet man die Bedeutung "Daumen" nicht bei ꜥn.t (CDME, 43: "nail of finger or toe; claw"), hingegen schon bei ḏbꜥ (CDME, 321: "finger; thumb; later also toe"). Borchardt, in: ZÄS 73, 1937, 119-120 führt einige Argumente dafür an, dass die Fingerhieroglyphe (ḏbꜥ) eigentlich ein Daumen ist und in einigen Fällen auch ursprünglich für das Wort "Daumen" stand. Dies wird von Schäfer, in: MDAIK 9, 1940, 146-151 Argument für Argument zurückgewiesen: ḏbꜥ bedeutet nur "Finger", nicht "Daumen".
Ein wichtiger Grund, der angeführt wird, um ḏbꜥ trotzdem als "Daumen" und ꜥn.t als "(Fläche der vier) Finger" zu übersetzen, ist die Behandlungsmethode in Fall 25 von Papyrus Edwin Smith (Kol. 9.3-4: Luxation oder Subluxation des Kiefers). Hier wird davon ausgegangen, daß die alten Ägypter dieselbe Repositionierungsmethode des Unterkiefers angewandt haben wie in der Antike und heute noch: Der Arzt steht hinter dem Patienten, hält seine beiden Daumen auf dem hinteren Bereich des Unterkiefers im Mund und den Handflächen unter dem Kinn und übt mit den Daumen Druck nach unten und nach hinten aus, bis der Kiefergelenkkopf wieder in die Gelenkpfanne hineinrutscht ("Handgriff nach Hippokrates" bzw. "manoeuvre de Nélaton": Abb. z.B. bei Breasted, Surgical Papyrus, Tf. VI; Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 174, Fig. 25). In Fall 25 befindet sich der ḏbꜥ-Finger im Mund, der ꜥn.t-Finger unter dem Kinn, aber es steht nichts dazu, daß der Arzt sich hinter dem Patienten befinden sollte. Breasted, Surgical Papyrus, 291 und 304 versteht ꜥn.t nicht bloß als (eine) "Kralle", sondern als die (ganze) "Klaue", damit er ꜥn.t als die Gruppe der vier Finger auffassen kann (gefolgt von Ebbell, Alt-ägyptische Chirurgie, 47; Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne, 185, Anm. 1; Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 175); nur Allen, Art of Medicine, 89 bleibt für ꜥn.t bei den beiden Zeigefingern ("forefingers").
- ḥr.j-jb n ḏr.t: Wird von Grapow, Anatomie, 53 als "Handmitte" und von Hannig, HWB, 1084 als "Handfläche" übersetzt. Es gibt jedoch keinen Grund zu der Annahme, dass im Ägyptischen ein Kompositum vorliegt.
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Peter Dils, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Token ID IBUBd3Z0vTAWDkDgtJaMizITdOQ <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBd3Z0vTAWDkDgtJaMizITdOQ>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBd3Z0vTAWDkDgtJaMizITdOQ, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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