Socle Béhague Leiden F 1950/8.2 + Torso Wien ÄS 40(Object ID QFDPIWAQKFFAPEQQG42X6RU7QA)


Persistent ID: QFDPIWAQKFFAPEQQG42X6RU7QA
Persistent URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/QFDPIWAQKFFAPEQQG42X6RU7QA


Data type: Object


Object type: Statue / Figur


Materials: dunkler Granodiorit

Dimensions (H×W(×D)): 93? × 15 × 32.2 cm


Condition: fragmentarisch

Comment on materiality

  • Der Socle Béhague ist ein Fragment einer stehenden Heilstatue eines Mannes mit einer Horusstele vor der Brust, von der nur die Füße und der Sockel erhalten sind. Maße des Sockels: Länge 32,2 cm; Breite 15 cm; Höhe 11,7 cm; Höhe der Füße auf dem Sockel 6 cm (Maße bei Drioton 1927, 134 und bei Klasens 1952, 1). Altenmüller 1965, 11 rekonstruiert die Höhe der Statue mittels des Proportionskanons der erhaltenen Füße auf 81 cm, was zusammen mit dem Sockel eine ursprüngliche Höhe von ca. 93 cm bedeutet (vgl. Statue Tyszkiewicz: Höhe 67,7 cm ohne Sockel; Heilstatue des Hor in Turin Cat. 3030: Höhe 50+x cm ab Unterkante Sockel [Kopf fehlt]; Heilstatue OIM 9379 mit einer Grundfläche von rekonstruiert 46 x 21,7 cm war noch größer als die Statue von Socle Béhague). Die Position der Füße und des Stegs hinter dem vorgestellten linken Bein lassen Klasens vermuten, dass die Statue ursprünglich mit einem Schendjit-Lendenschurz bekleidet war und eine Horusstele vor der Brust hielt (Klasens 1952, 2). Altenmüller 1965 hat einen Statuentorso in Wien dem Leidener Sockel zugerechnet. Von diesem Torso sind der Unterleib mit Gesäß und der Anfang des Oberschenkels, gekleidet in einen Schendjit-Lendenschurz, erhalten (Höhe max. 18,3 cm). Die ursprünglich vorhandene Horusstele, von den Händen gestützt, sowie der Rückenpfeiler sind vorn und hinten absichtlich weggebrochen worden. Dieser von Altenmüller vorgeschlagene Join wird seitdem akzeptiert. Er ist mit der Breite des Rückenpfeilers (Socle Béhague 6,5 cm; Torso Wien 6 bzw. 6,5 cm: Altenmüller 1965, 12; Rogge 1992, 139), mit der Materialangabe (Socle Béhague „Hornblende augite alkaline granite“: Klasens 1952, 1; Torso Wien „dunkelgrauer, feinkörniger Granodiorit“: Rogge, 1992, 139) und mit dem Inhalt und der hieroglyphischen Gestaltung der Texte auf beiden Stücken vereinbar. Die unteren 3 cm des Sockels sind unbeschriftet, weshalb Altenmüller 1965, 14 davon ausgeht, dass die Statue ursprünglich in einen weiteren Sockel mit einem Wasserbecken eingelassen war. Die Materialangabe beider Stücke bei Sternberg-El Hotabi (1999, Bd. II, 105 bzw. 111) als „schwarzer Granit“ wird nicht weiter begründet. Drioton 1927, 134 spricht für den Sockel von Basalt (so auch https://hdl.handle.net/21.12126/13375). Altenmüller (1965, 11 und 13-14) nimmt an, dass die Statue mutwillig zerstört wurde. Vielleicht wurden die Fragmente als Baumaterial wiederverwendet.


  • Finding place

    • (unbekannt)
      Comment on this place: Fundort unbekannt. Weder über die Herkunft des Socle Béhague noch über die Herkunft des Wiener Statuentorsos ist etwas bekannt. E.A. Burghart hat seine Ankäufe teilweise über Antonio Lebolo getätigt, der für Bernardino Drovetti arbeitete. Aber zu den Ankäufen von Burghart gehörten auch alle Objekte, die bis dahin von Giuseppe Nizzoli, dem österreichischen Konsul in Alexandrien (seit 1818) und in Kairo (seit 1820), zusammengetragen worden waren (s. Satzinger 1991, 367-368; Rindi Nuzzolo und Guidotti 2017, 347).


Current location

Comment on dating:

  • Unterschiedliche Argumente werden für eine möglichst genaue Datierung angeführt: Objekttypologie, Stilistik, Sprache, Orthographie, Textredaktion der Sprüche A und B. Drioton hat den Sockel in die Ptolemäerzeit datiert, ohne dies weiter zu begründen (Drioton 1927, 134). Laut H.W. Müller spricht die Ausarbeitung der Füße und des Stegs hinter dem linken Fuß für die frühe Ptolemäerzeit (in: Klasens 1952, 2 mit Anm. 14). Klasens selbst möchte sich nicht auf eine so präzise Datierung festlegen, die von ihm erwähnten Parallelstücke (1952, 2) datieren zwischen der 25. Dynastie und der frühen Ptolemäerzeit und einige orthographische und sprachliche Merkmale (1952, 5) passen in dieselbe Zeit. Altenmüller 1965, 14 setzt für die rekonstruierte Statuenform eine Datierung in die 30. Dynastie oder die Ptolemäerzeit bis ins 1. Jh. v. Chr. an. Er präzisiert anschließend, dass die Qualität der Arbeit und der Redaktionsstatus der magischen Sprüche für die 30. Dynastie oder die frühe Ptolemäerzeit und gegen die späte Ptolemäerzeit sprechen. Er schlägt entsprechend eine Datierung in die zweite Hälfte des 4. Jhs. vor (Altenmüller 1965, 14 und 33). Rogge 1992, 138 folgt dieser Datierung. Gutekunst hat „Frühptol.(?)“ für den Socle Béhague und „30. Dyn.–Frühptol.“ für den Torso Wien (Gutekunst 1995, 371 bzw. 375). Er kann den von ihm untersuchten „Text B“ seiner redaktionsgeschichtlichen „P-L-Version“ aus der „Hochphase“ (spätdynastisch bis frühptolemäisch) zuweisen, die, wie es zuvor schon Altenmüller erkannt hatte, erst in der 30. Dynastie erscheint (Gutekunst 1995, 282, 284). Sternberg-El Hotabi 1999 thematisiert das Objekt nicht in ihrer Studie, weil die eigentliche Horusstele zerstört ist. Sie datiert es in ihrer Auflistung (Bd. II, 106 und 111) in die „Frühe Hochphase“, d.h. ca. 380 – ca. 280 v. Chr. (Bd. I, 105). Bei PM VIII/2 steht „early Ptolemaic“. Die wenigen datierbaren Heilstatuen in der Gestalt von Privatpersonen, die eine Horusstele vor sich halten, stammen alle aus der späteren 30. Dynastie und der frühen Ptolemäerzeit, ob andere Heilstatuen dieser Art auch älter sein könnten, ist bislang nicht beweisbar. Weil auch die übrigen Textträger von „Text B“ nur schwer datierbar sind, ist über diesen Weg ebenfalls keine frühere Datierung als die 30. Dynastie nachweisbar. Nicht hilfreich ist die Angabe „Late Periode; 30e Dynastie of vroege Ptolemaërtijd 380-30 v.Chr.“ auf der Homepage von Leiden (https://hdl.handle.net/21.12126/13375). Die von Bergmann angesetzte Datierung des Wiener Torsos in die 26. Dynastie entspricht nicht länger dem Stand der Forschung (Bergmann 1886, VIII).


Owner: Privatperson


Bibliography

  • - H. Altenmüller, Der „Socle Béhague“ und ein Statuentorso in Wien, in: Oudheidkundige Mededelingen uit het Rijksmuseum van Oudheden te Leiden 46, 1965, 10–33 und Taf. II-III [P,H,Ü,K]
  • - E. Ritter von Bergmann, Hieratische und hieratisch-demotische Texte der Sammlung aegyptischer Alterthümer des Allerhöchsten Kaiserhauses, Wien 1886, VIII [H]
  • - É. Drioton, Religion et magie. L’opinion d’un sorcier égyptien, in: Revue de l’Égypte ancienne 1, Fasc. 3–4, 1925–1927, 133–137
  • - E. Drioton, Une scène des mystères d’Horus, in: Revue de l’Égypte ancienne 2, Fasc. 3–4, 1928–1929, 172–199
  • - W. Golenischeff, Die Metternichstele, Leipzig 1877, 6 (Textvertreter „K“)
  • - W. Gutekunst, Textgeschichtliche Studien zum Verjüngungsspruch (Text B) auf Horusstelen und Heilstatuen (Trier 1995), 84, 89, 234, 371 und 375 [K]
  • - L. Kákosy, Egyptian Healing Statues in Three Museums in Italy, Torino 1999 [K]
  • - C. Rindi Nuzzolo und I. Guidotti, Eight Years Following the Traces of Giuseppe and Amalia Nizzoli: Preliminary Results of the Nizzoli Project, in: M. Tomorad und J. Popielska-Grzybowska, Egypt 2015: Perspectives of Research. Proceedings of the Seventh European Conference of Egyptologists, 2nd-7th June 2015, Zagreb, Croatia (Archaeopress Egyptology 18), Oxford 2017, 347-358 [K]
  • - PM VIII/2: J. Malek, D. Magee, E. Miles, Topographical Bibliography of Ancient Egyptian Hieroglyphic Texts, Statues, Reliefs and Paintings. Vol. VIII: Objects of Provenance Not Known. Part 2. Private Statues (Dynasty XVIII to the Roman Period). Statues of Deities, Oxford 1999, 955 (Nr. 801-794-500: Wien + Leiden) [B]
  • - E. Rogge, Statuen der Spätzeit (750 – ca. 300 v. Chr.), (Corpus Antiquitatum Aegyptiacarum. Kunsthistorisches Museum Wien. Ägyptisch-orientalische Sammlung 9), Mainz am Rhein 1992, 138–144 [P,F,Ü,K]
  • - H. Satzinger, Der Werdegang der ägyptisch-orientalischen Sammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien, in: C. Morigi Govi, S. Curto, S. Pernigotti (Hrsg.), L’Egitto fuori dell’Egitto. Dalla riscoperta all’Egittologia. Atti del Convegno Internazionale Bologna 26-29 marzo 1990, Bologna 1991, 367–382 [K]
  • - H. Sternberg-El Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen. Ein Beitrag zur Religionsgeschichte Ägyptens im 1. Jahrtausend v. Chr., ÄA 62, Bd. II (Wiesbaden 1999) 105-106 und 111 [K]
  • - W. Wreszinski, Aegyptische Inschriften aus dem K.K. Hofmuseum in Wien, Leipzig 1906, 146–151, Nr. II.6 (fälschlicherweise Sockel genannt) [H,K]


File protocol

  • Peter Dils, Ersteingabe, 2020-2022


Author(s): Peter Dils; with contributions by: Lutz Popko
Data file created: 05/13/2020, latest revision: 08/03/2022
Editorial state: Verified

Please cite as:

(Full citation)
Peter Dils, with contributions by Lutz Popko, "Socle Béhague Leiden F 1950/8.2 + Torso Wien ÄS 40" (Object ID QFDPIWAQKFFAPEQQG42X6RU7QA) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/QFDPIWAQKFFAPEQQG42X6RU7QA>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 18, Web app version 2.1.2, 11/24/2023, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/QFDPIWAQKFFAPEQQG42X6RU7QA, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)