pGenève MAH 15274 (und Turin CGT 54063)(Object ID OA6PM5P2PRHALK4FNVRZ4B3F5E)
Persistent ID:
OA6PM5P2PRHALK4FNVRZ4B3F5E
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/OA6PM5P2PRHALK4FNVRZ4B3F5E
Data type: Object
Object type: Schriftrolle
Materials: Papyrus
Dimensions (H×W(×D)): 22 × 159 cm
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Finding place
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Deir el-Medineh
Certainty: probable
Comment on this place: Wie, wann und wo Gardiner an den Papyrus Genf MAH 15274 gelangte, ist unbekannt. Aufgrund innertextueller Bezüge kann die Provenienz jedoch sicher in Theben-West und wahrscheinlich in Deir el-Medineh verortet werden: Das Kolophon des Rectos nennt Monthmose (Mnṯw-ms), den Anführer der Medjai (eine Art polizeiliche Schutztruppe) der Nekropole von Theben. Zudem finden sich auf dem Verso einige Verwaltungsnotizen, bei denen weitere in Theben-West (u.a. Medinet Habu) tätige Personen genannt werden, die vor allem aus den Ostraka von Deir el-Medina bekannt sind (Massart 1957, 172; Roccati 1982, 91–92).
Pestman 1982, 155–172 (hier: 155, 164, 165 und 172 Anm. 50) vermutet, dass der Papyrus Genève MAH 15274 vielleicht zu einem Fund gehören könnte, zu dem auch die 19 Chester-Beatty-Papyri, die 17 von J. Černý veröffentlichten Deir-el-Medineh-Papyri, zwei Naunachte-Papyri in Kairo und eventuell noch zwei Naunachte-Papyri in Oxford zählten. Allerdings ist es gerade dieser Papyrus, dessen Zugehörigkeit zu diesem Fund am Unsichersten ist (Pestman 1982, 172 Anm. 50: „it is not impossible, that this roll also belonged to the archive of the Nı͗wt-nḫtı͗ family“). Pestman begründet seine Zuweisung nicht explizit, aber der Papyrus hat mehrere Merkmale gemeinsam mit den übrigen Texten: Er passt chronologisch und geographisch ins Dossier; die Schlangen- und Skorpionsprüche passen zu anderen semi-literarischen magischen Texten des Dossiers; zwei Notizen auf dem Verso sind semi-offizielle Memoranda, die man so auch auf pChester Beatty I und XVI findet. Es ist G. Posener, der aufdeckte, dass die 19 Chester-Beatty-Papyri mit dem Fund von 17 (?) Papyri aus Deir el-Medineh zu vergesellschaften sind, die im Jahre 1928 von B. Bruyère in einem schmalen, trapezförmigen Bereich mit gestampftem Boden zwischen dem Gewölbe einer Grabkapelle und dem Fundament einer Grabpyramide in Deir el-Medineh entdeckt wurden: „Il est permis de dire à présent que la découverte dépassa en importance les papyrus recueillis par le fouilleur le 20 février 1928. (...) On saura plus tard que les papyrus Chester Beatty proviennent de la même trouvaille.“ (Posener, in: Černý 1978, VIII; Plan des Fundorts: Bruyère 1929, Plan I: unten rechts, zwischen den Schächten P.1165 und P.1169). Darüber hinaus verweist er auf den Eintrag in B. Bruyères Grabungstagebuch vom 21. Februar 1928, in dem es heißt, dass ihm zu Ohren gekommen sei, dass er von drei Arbeitern bestohlen wurde (Posener, in: Černý 1978, VIII). Falls dies stimmt, wurden also alle Papyri im oberirdischen Bereich einer Grabanlage gefunden, dessen oder deren Besitzer bei der Grabung nicht bestimmt werden konnte(n). P. W. Pestman ermittelte die aufeinanderfolgenden Eigentümer der Papyri als Ken-her-chepesch-ef den Älteren, seine Frau Naunachte und ihre Söhne aus zweiter Ehe, Amun-nacht und Pa-maa-nacht-ef.
Sollte der Papyrus Genève MAH 15274 tatsächlich zu diesem Fund gehört haben, ging er demnach möglicherweise als Diebesgut in den Antikenhandel, wo er von A. Gardiner erworben worden sein könnte. Allerdings ist noch zu berücksichtigen, dass Pestman keine Turiner Papyri in seiner Rekonstruktion des Archivs der Chester Beatty-Papyri aufgenommen hat. Sofern der Papyrus Turin CGT 54063 zu pGenève MAH 15274 gehört (Roccati, in: BSFE 7, 1982, 93) und aus der Sammlung Drovetti des frühen 19. Jahrhunderts stammt, wäre es schon erstaunlich, dass ein Jahrhundert später eine große Menge Papyri desselben Archivs auftauchten, die zuvor übersehen worden wären.
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Current location
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Musée d'Art et d'Histoire
Inventory no(s).: 15274
Is at this location: Yes
Comment on this place:
Im Jahr 1937 tauschte Alan Gardiner den Papyrus, der heute die Inventarnummer MAH 15274 trägt, mit dem Musée d’Art et d’histoire de Genève gegen drei Genfer Papyrusfragmente ein, die an von ihm erforschten Papyri in Turin (Ramesside Administrative Documents und Late Egyptian Miscellanies) anpassten und anschließend von ihm dorthin verschenkt wurden (Gardiner 1948, iii und xxiv; Massart 1957, 172). Wo Gardiner selbst den Genfer Papyrus her hatte, ist nicht dokumentiert.
Dating: Ramses III. Usermaatre-Meriamun
Comment on dating:
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Der im stark beschädigten Kolophon des Schlangenspruchs genannte „[Anführer der Medjai] der Nekropolenverwaltung“ von Theben namens Monthmose ist vom 6. Regierungsjahr Sethosʼ II. bis zum 1. Regierungsjahr Ramsesʼ V. oder VI. belegt (Gutgesell 1983, 235–236; Gabler 2012, 82, 94). Massart kannte Monthmose vor allem aus dem „Turin Strike Papyrus“ (Papyrus Turin Cat. 1880) aus den Regierungsjahren 29 und 30 Ramsesʼ III. Unter Berücksichtigung der Verwaltungsnotizen auf dem Verso (siehe unten) datierte Massart diese Textkopie des Schlangenspruchs ans Ende der Regierungszeit Ramsesʼ III. oder den Beginn der Regierung Ramsesʼ IV. (Massart 1957, 173).
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Einen Terminus ante quem liefern die Verwaltungsnotizen aus den Regierungsjahren 3 und 6, die meistens der Regierungszeit Ramsesʼ IV. zugerechnet werden (z.B. Massart 1957, 173; Kitchen 1983, 133, 143; Helck 2002, 387, 398-399), weil die genannten Personen ab oder nach Ramses III. noch in anderen Texten belegt sind (Gutgesell 1983, 235–236). Drei Notizen vom dritten Sommermonat des Jahres 6 (Kol. 1, 3 und 4) gehören eindeutig zusammen, aber unklar ist, ob die Notiz vom dritten Überschwemmungsmonat des Jahres 3 (Kol. 2) dieselbe Regierung betrifft und ob es in beiden Fällen zwangsläufig Ramses IV. sein muss (siehe Gutgesell 1983, 284, Anm. 3: der Schreiber Pa-nefer-em-Djedu in „J. 3 Ra.VI?“; Davies, 2018, 71: „year 6 of Ramesses IV(?)“; 364: „one of the successors of Ramesses III“). Vielleicht kann die noch ausstehende Untersuchung der Verso-Notizen auf Papyrus Turin CGT 54063 die Datierungsfrage unter Ramses IV. (7 Regierungsjahre), Ramses V. (4 Regierungsjahre) oder Ramses VI. (7 Regierungsjahre) klären.
- Auch das Datum der Niederschrift des Schlangenspruchs ist nicht endgültig geklärt. Während die letzte Kolumne der Vorderseite (Kolophon von Monthmose) 7 bis 8 cm nach Zeilenanfang gerade durchgeschnitten wurde, passt Kolumne 1 der Rückseite (Jahr 6) sich genau diesem Rand an, d.h. möglicherweise wurde die Rückseite erst verwendet, nachdem von der Vorderseite schon ein Stück abgeschnitten worden war, m.a.W. der Text auf der Vorderseite nicht länger genutzt wurde. Es wäre erstaunlich, wenn der Schlangentext erst am Ende der Regierung Ramsesʼ III. (32 Regierungsjahre) kopiert worden wäre und dann schon wenige Jahre später für Verwaltungsnotizen herhalten musste. Da Monthmose ab dem 6. Regierungsjahr Sethosʼ II. als Chef der Medjai belegt ist, könnte er die Kopie des Schlangentextes schon viel früher als am Ende der Regierung Ramsesʼ III. in Auftrag gegeben haben, d.h. am Ende der 19. oder in den ersten Jahren der 20. Dynastie. Außerdem fragt sich Pestman, ob der Name Monthmose im Kolophon zum ursprünglichen Abschluss des Textes gehört, oder eine spätere Änderung/Hinzufügung am Text ist (Pestman 1982, 170 Anm. 19). Solche Fälle sind bekannt und falls dies hier zutreffen sollte, wäre es ein weiterer Hinweis für eine Niederschrift in der späte(re) 19. Dynastie.
Description
- Roccati (in: BSFE 7, 1982, 93) vermutet, dass Papyrus CGT 54063 derselbe Papyrus wie der Genfer Papyrus, genauer gesagt, dessen Anfang sein könnte. Eine Bestätigung fand er in der Tatsache, dass ähnliche Unterschiede in der Texttradierung zwischen CGT 54064 und MAH 15274 wie zwischen CGT 54064 und CGT 54063 vorliegen, und dass beide Papyrusfragmente MAH 15274 und CGT 54063 ähnliche Verwaltungstexte mit derselben Orientierung auf dem Verso tragen. Wegen des stark bruchstückhaften Charakters ist ein physisches Aneinanderpassen nicht möglich. Die Turiner Fragmente sind bislang unpubliziert.
Owner: Papyrus
Bibliography
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– Adhémar Massart, The Egyptian Geneva Papyrus MAH 15274, in: MDAIK 15, 1957, S. 172-185, Taf. XXIV – XXXVIII [H,T,Ü]
- – J.-L. Chappaz, Papyrus magique (extraits), in: A. Charron – C. Barbotin (Hrsg.), Savoir et pouvoir à l’époque de Ramsès II. Khâemouaset le prince archéologue (Arles 2016), 261–263 [P,K]
Please cite as:
(Full citation)Katharina Stegbauer, with contributions by Altägyptisches Wörterbuch, Peter Dils, Lutz Popko, "pGenève MAH 15274 (und Turin CGT 54063)" (Object ID OA6PM5P2PRHALK4FNVRZ4B3F5E) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/OA6PM5P2PRHALK4FNVRZ4B3F5E>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/OA6PM5P2PRHALK4FNVRZ4B3F5E, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
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