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špn: Die häufig in der Literatur angegebene Bedeutung „Mohn“ geht auf Lüring, Die medicinischen Kenntnisse, 45 zurück (als Möglichkeit übernommen von Wb 4, 444.17, 445.5, angezweifelt von DrogWb, 490, als unhaltbar abgelehnt von Germer, Handbuch, 132). Es war Joachim, Papyros Ebers, der Lürings Identifizierung speziell in die Übersetzungen des pEbers hineinbrachte, s. dezidiert S. 102 mit Anm. 5. Lürings Identifikation begründet sich einzig darauf, dass špn in Eb 782 in einem Heilmittel gegen Kindergeschrei verwendet wird; Lüring vermutet ferner einen Zusammenhang mit der Wurzel šp, špn, die nach Brugsch, Wb VII 1181 eine Bedeutung „rothe, röthliche Flecken zeigen“ hätte (inzwischen obsolet). Germer, Handbuch, 132 und 310-312 weist allerdings darauf hin, dass nicht klar ist, ob die Ägypter den Schlafmohn überhaupt vor der ptolemäischen Zeit gekannt haben.
In einer Darstellung im Grab des Anchmahor aus dem Alten Reich sind bei der Herstellung von Statuen zwei Maler abgebildet, die mit Spachtel bzw. Pinsel an je einer Statue arbeiten. Diese sind überschrieben mit twt n ksb.t, „Statue von ksb.t“, bzw. twt n špnn, „Statue von špnn“ (Kanawati/Hassan, Teti Cemetery II, Tf. 7a und 40). Drenkhahn, Handwerker, 58-59 lehnt die ältere Deutung, im jeweils zweiten Bestandteil der Beischrift eine Materialangabe zu verstehen, ab, weil bei derartigen Darstellungen nie der Werkstoff der Statuen genannt würde (Anm. 20). Sie vermutet darin eher Pflanzen, aus denen Farben, Farbgrundstoffe oder aber eine Grundierung gewonnen worden sein könne. Bei špnn denkt sie explizit an die homographen Mohnkörner. Gegen ihre Erwägungen können jedoch zwei Argumente vorgebracht werden:
(1) Wie gezeigt, basiert die Identifikation von špnn mit dem Schlafmohn auf reiner Vermutung; sie ist also als Argument nicht brauchbar. Grunert, in: GM 183, 2001, 7-8 vermutet sogar, dass gar nicht twt n špnn zu lesen sei, sondern twt n š pn nn: „Gleich/Äquivalent zu dieser (Stein-)Arbeit dort“. In dem Fall gäbe es gar keinen Parallelismus in der Formulierung.
(2) Es fragt sich, welche Art Genitiv nach Drenkhahn in der Darstellung des Anchmahor vorliegen sollte. In Genitivkonstruktionen im Allgemeinen und bei twt-Statuen im Besonderen bezeichnet nämlich das Nomen rectum, wenn es eine Stoffangabe ist, in der Regel tatsächlich das Material, aus dem das Nomen regens ist. Das heißt, eine twt-Statue „von“ špnn ist eine twt-Statue *aus* špnn.
Wäre die Pflanze aus dem Grab des Anchmahor mit derjenigen der medizinischen Texte identisch, hätte man einen positiven Beleg, dass špn(n) kein Schlafmohn sein kann, da dieser keine verholzten Teile besitzt, die zu einer Statue verarbeitet werden können.
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Florence Langermann, Altägyptisches Wörterbuch, Daniel A. Werning, Token ID IBcCBgrxPTBGI0JYmoYlJ5rZchk <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBcCBgrxPTBGI0JYmoYlJ5rZchk>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBcCBgrxPTBGI0JYmoYlJ5rZchk, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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