Satz ID IBkCMSQrUVkSd0xDnl273UGz5yg
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gmḥ ist ein bewusstes Wahrnehmen in der Ferne, vgl. Depuydt, in: Or. N.S. 57, 1988, 12, Goedicke, Protocol of Neferyt, 137, Winand, in: SAK 13, 1986, 301. Brose, in: ZÄS 144 (2), 2017, 158 vermutet in diesem Verb „die Handlung, die dem Finden (scil. gmi̯, L.P.) vorausgeht“. Wenn allerdings Sethos I. im Millionenjahrhaus Ramses’ I. in Abydos sagt, dass er die Gestalt des Horus erblickt (gmḥ) bei der Suche (ḥr ḥḥi̯) nach dem Leib des Großen Gottes (KRI I, 114.3-4, s. die Bearbeitung von S. Grallert im TLA), dann bezeichnet gmḥ darin nicht die Voraussetzung, sondern die Folge oder zumindest Begleiterscheinung des Suchens.
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dwꜣ nṯr zꜣ Wsjr: Das Verb könnte hier wörtlich als „preisen“ verstanden werden, oder es könnte die Verbindung dwꜣ nṯr: „jemandem danken” (Wb 5, 428.1-3) vorliegen: Im gegebenen Kontext ist beides möglich und vielleicht sogar beides intendiert: Wen Horus wieder gesund gemacht hat (s. den vorigen Satz) und wer daher das Tageslicht wiedersieht, der wird vermutlich Horus preisen, um ihm zu danken. In beiden Fällen wäre das syntaktische Verhältnis von nṯr zu zꜣ Wsjr zu klären:
(1) Die satzsyntaktisch einfachste Lösung wäre es, zꜣ Wsjr als Apposition zu nṯr aufzufassen: „den Gott, (nämlich) den Sohn des Osiris, preisen“. Semantisch würde sich dabei aber die Frage nach der Funktion des nṯr stellen. Da es unspezifisch ist, würde für diese Aussage dwꜣ zꜣ Wsjr allein genügen. Eine asyndetische Koordination „den Gott und den Sohn des Osiris preisen“ ergibt inhaltlich noch weniger Sinn, weil nicht klar wäre, wer der nṯr ist.
(2) Die Verbindung dwꜣ nṯr kann auch idiomatisch für „Gotteslob anstimmen“ oder einfacher „verehren, preisen“ o.ä. stehen, s. Wb 5, 428.2. In dem Fall ist das nṯr auf semantischer Ebene notwendiger Bestandteil des Idioms und auf syntaktischer Ebene direktes Objekt von dwꜣ. In einer solchen Verbindung steht noch mehr in Zweifel, dass zꜣ Wsjr eine Apposition zu nṯr sein kann, andererseits kann es auch kein zweites direktes Objekt sein, weil Verben mit zwei direkten Objekten „hardly exist in Egyptian“ (GEG, § 84). Laut Graefe, in: SAK 3, 1975, 78-79 ist in solchen Fällen das vermeintliche nṯr nur ein Klassifikator von dwꜣ, der seinen Ursprung in der häufigen Kollokation dwꜣ nṯr hat. Es wäre daher zu überlegen, ob man in Anlehnung daran in pTurin CGT 54051 lesen könnte: dwꜣ zꜣ Wsjr: „den Sohn des Osiris verehren“. Dagegen spricht jedoch Folgendes: Die von Graefe besprochenen Fälle stammen aus hieroglyphischen Texten, in denen nṯr nur abgekürzt mit Fahnenmast oder allenfalls mit Fahnenmast und Strich geschrieben ist. In pTurin CGT 54051 stehen Fahnenmast und Falke auf Standarte. Zumindest im Demotischen kann diese Gruppe als Klassifikator verwendet werden (Pestman, in: RdÉ 25, 1973, 31-32). Aber ob das auch schon im ramessidischen Hieratisch möglich ist und diese Gruppe tatsächlich als hieratisches Pendant zu Graefes hieroglyphischen Beispielen gesehen werden kann, bliebe zu prüfen.
(3) Man könnte erwägen, ob aufgrund des Zeilenwechsel die Präposition n ausgefallen ist und eigentlich dwꜣ nṯr 〈n〉 zꜣ Wsjr: „Gotteslob anstimmen 〈für〉 den Sohn des Osiris“. Diese Bildung wäre regulär (Wb 5, 428.4 = Graefe, ebd., 78, Bsp. 18), erfordert aber eben einen Eingriff in den Text.
Dieselben drei Möglichkeiten wären zu diskutieren bei der erweiterte Bedeutung dwꜣ nṯr = „danken“. Hierbei wäre Möglichkeit (1) noch unsicherer, weil wie bei (2) zu klären wäre, ob bei der festen Verbindung dwꜣ nṯr = „danken“ das nṯr überhaupt noch durch eine Apposition spezifiziert werden kann; und bezüglich Möglichkeit (2) ist zusätzlich darauf hinzuweisen, dass Graefe die Möglichkeit, dass das vermeintliche nṯr in Wirklichkeit Klassifikator ist, nur für solche Beispiele durchspricht, in denen dwꜣ die Basisbedeutung „preisen, verehren“ besitzt. Ob sie auch für die Bedeutung „danken“ gilt, muss noch geprüft werden. Daher scheint auch für die erweiterte Bedeutung die Möglichkeit (3) die beste Lösung zu sein, denn auch in dem Fall wäre die Bildung mit Präposition regulär (Wb 5, 428.1-3).
Persistente ID:
IBkCMSQrUVkSd0xDnl273UGz5yg
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBkCMSQrUVkSd0xDnl273UGz5yg
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Florence Langermann, Daniel A. Werning, Satz ID IBkCMSQrUVkSd0xDnl273UGz5yg <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBkCMSQrUVkSd0xDnl273UGz5yg>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBkCMSQrUVkSd0xDnl273UGz5yg, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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