Sentence ID IBcDNem3vQd6iEHamsqs1JJeyzY
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- sjn: Laut MedWb II, 717 bedeutet sjn sowohl Körperteile "einreiben" mit einer Droge als auch Körperteile "abwischen". Welche Bedeutung zutrifft, hängt mit der Identikation der beiden Pflanzen ḫnš und šww zusammen. Für Wreszinski werden die Pflanzen eingerieben, weil er sie als saftige Pflanzen (Gurken oder Melonenarten) oder saftige Pflanzenteile betrachtet (Wreszinski, in: OLZ 29, 1926, 729, Anm. 11 und 730, Anm. 1). Die Interpretation "einreiben" findet sich auch bei Griffith, Maspero; vgl. von den Driesch, Geschichte der Tiermedizin, 1989, 17 ("Einreibungen mit Kräutern und Säften von Pflanzen, deren Artzugehörigkeit zu ermitteln nicht gelingt"); vgl. Lord, in: Corbelli e.a. (Hgg.), Current Research in Egyptology 2009, 104 und Lord, in: Fs Rosalie David, 151 und 152: sie glaubt, dass die nicht identifizierten ḫnš- und šww-Pflanzen wegen kühlender Eigenschaften (wie z.B. Aloe vera) eingesetzt wurden. In den neueren Bearbeitungen wird das Rind "abgerieben" (Grundriß, Kosack, Bardinet, Westendorf). Grundriß (MedWb II, 717) versteht die beiden Textstellen im Tiermedizinischen Papyrus (Kol. 41 und 48) als "Körperteile abwischen mit Pflanzen-Büscheln(?)".
- ḏrw: Griffith, pKahun and Gurob, 13 und Wreszinski, in: OLZ 29, 1926, 729 übersetzen mit "hoofs (?)" bzw. "Hufe". Vielleicht hat das unklare, vertikale, bart- oder trinkhornförmige Determinativ (vgl. in etwa Signlist D156, U30B, X13), das nicht wie ein Fleischstück aussieht (ob eine Seitenlocke?), sie dazu geführt; beim Wort für "Flanke" erwartet man einen Dual und keinen Plural. Wb. 5, 602.2 (DZA 31.686.070) und MedWb II, 1009-1010 erkennen das Wort "Seite, Flanke" (vorher schon Maspero, in: Journal des Savants, 1897, 216: "les hypocondres").
- ḫnš: Bislang nur einmal im Papyrus Ebers sowie ein- oder zweimal im Tiermedizinischen Papyrus Kahun belegt. Wb. 3, 301.4-6: "eine Pflanze, deren Früchte offizinell verwendet werden." (Vgl. schon Stern, in: Papyros Ebers II, 60: "herbae cuiusdam frugiferae medicinalis", d.h. "(Bezeichnung) von irgendeiner Heilpflanze, die Früchte trägt".) In pEbers Kol. 97.9 (Eb 835) werden getrocknete Früchte oder Samen (pr.t) der ḫnš-Pflanze genannt, die zerrieben und ohne weitere Zusätze äußerlich als Einzeldroge bei einem Frauenleiden verabreicht werden. Die Pflanze ist nicht identifiziert: Germer, Arzneimittelpflanzen, 293-294: "eine unbekannte Pflanze, die in der Medizin keine Rolle spielt" (ähnlich Germer, Handbuch, 101; Charpentier, Recueil, 518, Nr. 843: "une plante utilisée en gynécologie et medecine vétérinaire"). DrogWb 399-400 (ebenso Charpentier, Recueil, 518-521, Nr. 843-844) trennt ḫnš als Pflanzenbezeichnung (Tiermedizinischer Papyrus Kahun Kol. 42) von ḫnš als Pflanzenteil der qꜣd.t-Pflanze (ibid., Kol. 48-49), obwohl beide Graphien identisch sind und in beiden Fällen das ḫnš zum Abreiben (sjn) eines Rindes verwendet wird. In Wb. 3, 301 stehen die Belege unter demselben Lemma. DZA 27.882.540 fragt sich, ob ḫnš in Kol. 48-49 mit ḫrš: "Bund, Bündel" identisch sein könnte (daher die Übersetzung "Bündel" auf DZA 27.882.550 für ḫnš n qꜣd.t aber nicht für m ḫnš šww rʾ-pw). Für diese Interpretation ist eine Emendation des Textes erforderlich; sie findet sich sonst nicht in der Literatur. Eine Zeit lang wurde vermutet, dass ḫnš ein Kürbisgewächs ist, möglicherweise weil es gemeinsam mit der šww-Pflanze genannt wird, für die am Ende des 19. Jh. fälschlicherweise die Bedeutung "Melone o.ä." angesetzt worden war. Griffith, pKahun and Gurob, 13 übersetzt die Pflanzen ḫnš šww rʾ-pw in Kol. 42 mit "gourds (?) or melons", d.h. "Kürbisse (?) oder Melone". Maspero, in: Journal des Savants, 1897, 216 hat ähnlich: "des concombres ou des souchets" (mit einer anderen Interpretation von šww). Wreszinski, in: OLZ 29, 1926, 729, Anm. 11 nennt beide ḫnš- und šww-Pflanzen "nicht sicher feststellbare Gurken- oder Melonenarten". Dieser Übersetzungsvorschlag wird nirgendwo begründet. Vielleicht suchte Griffith nach einer saftigen Pflanze, mit der das Rind ein- oder abgerieben werden konnte (siehe unten bei šww). Wreszinski, in: OLZ 29, 1926, 730, Anm. 1 erkennt in ḫnš n qꜣd.t einen saftigen Teil der qꜣd.t-Pflanze. Lord, in: Corbelli e.a. (Hgg.), Current Research in Egyptology 2009, 104 und Lord, in: Fs Rosalie David, 151 und 152 glaubt, dass die nicht identifizierten ḫnš- und šww-Pflanzen wegen kühlender Eigenschaften (wie z.B. Aloe vera) eingesetzt wurden. Ein ganz anderer Interpretationsversuch ist von Kosack (in: Armant 3, 1969, 176): Er verbindet die Pflanzenbezeichnung mit dem Verb ḫnš: "stinken" und bekommt so "Stink-Kraut". Identifiziert wird die Pflanze dadurch nicht und ein etymologischer Zusammenhang zwischen beiden Wörtern ist bislang nicht nachweisbar. Westendorf, Handbuch Medizin, 452 fragt sich, ob ḫnš "Ranken (?)" bezeichnen könnte. Diese Hypothese begründet sich dadurch, dass ḫnš ein Bestandteil der qꜣd.t-Pflanze ist, die selbst eine Kriechpflanze ist, und dass "Ranken" ähnlich wie die šww-Pflanze (in der Nachkriegsforschung als "Heu" oder "trockenes Gras" gedeutet) zum Abreiben (sjn, statt "einreiben") des Rindes verwendet werden könnte.
- šww: Griffith, pKahun and Gurob, 13 übersetzt die Pflanzen ḫnš šww rʾ-pw im Tiermedizinischen Papyrus Kahun, Kol. 42 mit "gourds (?) or melons", d.h. "Kürbisse (?) oder Melone". Wreszinski, in: OLZ 29, 1926, 729, Anm. 11 nennt beide ḫnš- und šww-Pflanzen "nicht sicher feststellbare Gurken- oder Melonenarten". Scharff, in: ZÄS 59, 1924, 43 nennt die šww-Pflanze in einem Brief aus Illahun (pBerlin P 10038B): "Melonen (?)" mit Verweis auf Griffith im Tiermedizinischen Papyrus von Kahun. (Es handelt sich dort trotz der Graphie um eine Personen- oder Berufsbezeichnung šw.t [Wb. 4, 426.5]: Luft, Das Archiv von Illahun. Briefe 1, 1992 s.v. P 10038 B.) Die Interpretation "Melone" geht sicherlich auf die Lehre des Kagemni (pPrisse, Kol. 1.5) zurück, in der in zwei Parallelsätzen das Thema Mäßigung bei Tisch angesprochen wird: "Ein Becher Wasser löscht den Durst, eine Handvoll šww-Pflanzen festigt/stärkt das Herz." Möglicherweise hat Dümichen, in: Louis Leblois (Hg.), Les Bibles et les initiateurs religieux de l'humanité, Paris 1884, Livre II, Vol. 2, 1re partie, Tf. V und 82 die šww-Pflanze als saftiges Äquivalent von einem Becher Wasser verstanden (vgl. Wassermelone), denn er übersetzt diese Zeilen als "car une tasse d'eau suffit pour apaiser la soif et une bouchée de melon pour rafraîchir le coeur." Auch Griffith, in: Charles Dudley Warner (Hg.), Library of the World's Best Literature. Ancient and Modern, Bd. IX, New York 1897, 1897, 5327 hat "A cup of water, it quencheth the thirst; a mouthful of melon, it stayeth the appetite." (anders noch Griffith, in: PSBA 13, 1890, 70: "a cup of water quenches the thirst, a mouthful of herbs strengthens the heart"). Gunn, The Instruction of Ptah-hotep and the Instruction of Ke'gemni: The Oldest Books in the World (The Wisdom of the East Series), New York 1906, 62 hat ebenfalls "melon". Siehe noch Charpentier, Recueil, 657, Nr. 1074: "une plante comestible peut-être melon". Heute wird angenommen, dass in der Lehre für Kagemni ein ärmliches Gemüse und nicht eine saftige Melone vom Sinn her gemeint sein muss, parallel zum Becher Wasser statt Wein oder Bier (so schon Wb. 4, 434.9: "Art Kraut. I. als eine geringe Speise"). Schon Maspero, in: Journal des Savants, 1897, 216 übersetzt šww abweichend von Griffith als "des souchets", d.h. Zyperngras (o.ä.). Tatsächlich gibt es die Wortverbindung wꜣ.t-šww: "Läufer; Matte" (wörtl.: "Weg von šww-Pflanzen") und die Berufsbezeichnung jri̯ wꜣ.t-šww: "Hersteller von Läufer/Matten" und deshalb fragt sich Gardiner, AEO I, 63*, ob šww für "rushes", d.h. "Binsen" stehen kann. Laut Caminos, LEM, 135 werden šww-Pflanzen in einigen Ostraka von Deir el-Medina als Brennstoff genannt. Janssen, Commodity Prices, 154 denkt an "dried grass" als Material für eine Matte (Helck, Materialien V, 807 hat "Heu"); šww kann nicht "Stroh" sein, weil dafür dḥꜣ und rwy verwendet werden (Janssen, Commodity Prices, 154, Anm. 95). Charpentier, Recueil, 656-657, Nr. 1074 und 1075 möchte zwischen der essbaren Pflanze šww und dem getrockneten Gras oder Heu trennen (2 Lemmata); Hannig, Ägyptisches Wörterbuch II, 2, 2435 {32459} belässt sie zusammen: "Heu, trockenes Gras (a. zum Abreiben eines kranken Rindes)". Ein weiterer Beleg für die essbare Pflanze (oder für Flechtwerksmaterial?) bei Edwards, in: JEA 51, 1965, 25 mit Anm. "o" und Tf. XI.2.
- [rʾ]-pw: Ergänzung nach Grundriß V, 548 (wohl auch schon Griffith, pKahun and Gurob, 13 und Wreszinski, in: OLZ 29, 1926, 729, der Übersetzung nach zu urteilen); ebenso Collier/Quirke, The UCL Lahun Papyri, 55. In Kol. 30 ist der Ideogrammstrich neben dem r von rʾ-pw geschrieben, in Kol. 43 steht der Ideogrammstrich unter dem zu ergänzenden r.
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IBcDNem3vQd6iEHamsqs1JJeyzY
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https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBcDNem3vQd6iEHamsqs1JJeyzY
Please cite as:
(Full citation)Peter Dils, with contributions by Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Sentence ID IBcDNem3vQd6iEHamsqs1JJeyzY <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBcDNem3vQd6iEHamsqs1JJeyzY>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBcDNem3vQd6iEHamsqs1JJeyzY, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
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