Satz ID IBUBd9XFmDQZSUAdof3poGYr70I



    substantive_masc
    de Diagnostik; Heilkunde

    Noun.sg.stc
    N.m:sg:stc

    substantive_masc
    de offene Wunde

    (unspecified)
    N.m:sg

    nisbe_adjective_preposition
    de von [Genitiv]

    Adj.sgm
    PREP-adjz:m.sg

    substantive_fem
    de Klaff (einer Wunde)

    (unspecified)
    N.f:sg

    preposition
    de in

    (unspecified)
    PREP

    substantive_masc
    de Kopf

    Noun.sg.stpr.3sgm
    N.m:sg:stpr

    personal_pronoun
    de [Suffix Pron. sg.3.m.]

    (unspecified)
    -3sg.m

    verb_3-lit
    de heranreichen

    Partcp.act.ngem.sgm
    V\ptcp.act.m.sg

    preposition
    de [in Richtung auf (e. Ort, e. Sache, e. Person)]

    (unspecified)
    PREP

    substantive_masc
    de Knochen

    (unspecified)
    N.m:sg

    verb_3-lit
    de durchstoßen

    Partcp.pass.ngem.sgm
    V\ptcp.pass.m.sg

    substantive_fem
    de Schädel

    Noun.sg.stpr.3sgm
    N.f:sg:stpr

    personal_pronoun
    de [Suffix Pron. sg.3.m.]

    (unspecified)
    -3sg.m

de (Titel:) [Erfahrungswissen über eine] klaffende [Wun]de an seinem Kopf, die bis zum Knochen reicht – sein [(Hirn-)Schädel ist] durchbohrt/durchstoßen.

Autor:innen: Peter Dils; unter Mitarbeit von: Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko (Textdatensatz erstellt: vor Juni 2015 (1992–2015), letzte Änderung: 05.07.2021)

Kommentare
  • - thm: Es gibt drei oder vier Interpretationen zur grammatischen Konstruktion. Breasted übersetzt mit einem Partizip Aktiv Präsens, attributiv verwendet zu wbn (auch Brawanski, Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 47, mit grammatischer Bestimmung). Andere Übersetzungen gehen von einem Partizip Aktiv Perfekt statt eines Präsens aus, ebenfalls attributiv verwendet (Ebbell, Allen). Allerdings ist es nicht die Wunde, die die knöcherne Gehirnschale durchbohrt bzw. durchbohrt hat, sondern die Wunde ist eine Folge des Schlages, der die Gehirnschale durchbohrt hat. Deshalb wird thm eher ein sḏm=f Passiv sein (vgl. Westendorf, Grammatik, 184, § 254.a für pšn: Beschreibung von Krankheitszuständen, als Untersuchungsbefund; vgl. für thm 184-185, Anm. 6 zu § 254.e) oder ein Partizip Passiv in einem Adjektivalsatz (vgl. Schenkel, Tübinger Einführung, 2012, 305 für pšn ḏnn.t=f mit pšn als Partizip Aktiv bzw. Passiv [Auflage 2005, 291]). Ähnliche Interpretationsunterschiede gibt es für die parallel auftretenden Verben pšn: "spalten" und sD: "zerschmettern".
    - thm: In pEdwin Smith werden drei Arten von Knochenverletzungen beschrieben: thm, pšn und sḏ. Das Verb thm hat unterschiedliche Bedeutungen (Wb. V, 321-322; Hannig, HWB, 1009: "durchstoßen, durchlöchern; stoßen; erlegen; drängen; löchern; klopfen"), aber wird teilweise mit einem kleinen runden Kreis determiniert, der für ein Loch steht. Die Bedeutung "durchbohren, durchstoßen, durchlöchern" passt in den verschiedenen medizinischen Fällen (Breasted, Surgical Papyrus, 125-126: "perforate"; Wb. V, 321.6: "durchstossen sein"; MedWb II, 959: "durchlöchert sein (von Knochen)"). Das Ergebnis ist ein Lochbruch, der durch einen spitzen Gegenstand mit kleiner Aufprallfläche (Werkzeug, Waffe) verursacht wird (Brawanski, in: SAK 29, 2001, 14, Abb 1). Laut Brawanski, in: SAK 29, 2001, 15 (gefolgt von Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 48, Anm. 26) ist eine thm-Verletzung durch einen sḏ-Schlag vermutlich eine Untergruppe und eine kleinere Verletzung ("clean punched out bone fracture") der sḏ-Verletzungen ("an open comminuted fracture") (das könnte aus Glosse A von Fall 3 herauszulesen sein). Allen, Art of Medicine, 73 übersetzt thm mit "to violate" und verwendet damit eine weniger präzise Bedeutung. Ebbell, Alt-ägyptische Chirurgie, 14 lehnt die Bedeutungen "perforate" bzw. "Loch" (für das zugehörige Substantiv) ab, denn seiner Meinung nach ist die allgemeine Bedeutung von thm "betreten, hineingehen, hineindringen". Und die Bedeutung "eindringen" bzw. "Eindruck" würde laut Ebbell überall in pEdwin Smith gut passen. Er verweist insbesondere auf Fall 3, der in der Reihenfolge zwischen der Wunde mit unversehrtem Schädel (Fall 2) und der mit gespaltenen Schädel (Fall 4) steht. Seiner Meinung nach müsste in Fall 3 deshalb eine Hiebwunde gemeint sein, die zwar mehr oder weniger tief in den Schädelknochen eindringen kann, aber keine Spaltung oder Fraktur bewirkt, d.h. einen "Eindruck" hinterlässt. Ebbel vergleicht mit dem griechischen medizinischen Begriff ἓδρα bei Hippokrates: "das verbleibende Mal oder die Knochenwunde, welche entsteht, wenn eine Waffe ein Stück in einen Knöchel hineindringt".

    Autor:in des Kommentars: Peter Dils; Datensatz erstellt: 01.09.2016, letzte Revision: 28.11.2016

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Persistente ID: IBUBd9XFmDQZSUAdof3poGYr70I
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Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Peter Dils, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Satz ID IBUBd9XFmDQZSUAdof3poGYr70I <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd9XFmDQZSUAdof3poGYr70I>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 18, Web-App-Version 2.1.4, 27.6.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd9XFmDQZSUAdof3poGYr70I, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)