Sentence ID IBUBd9lBe54h0ExEjoEqxEFvgN8
Comments
-
zꜣ-wr: Wörtl.: „Großer Schutz“. Dieser ist mit dem Rohstoffklassifikator Gardiner Sign-list N33 geschrieben, der allgemein auf ein Mineral, eine Frucht oder einen anderen Pflanzenbestandteil hindeuten kann.
Lieblein, in: ZÄS 18, 1880, 129 nimmt die Übersetzung wörtlich und bringt das ägyptische zꜣ-wr mit einer Clematis-Art zusammen, die laut Dioskurides, De Materia Medica IV, 7 von den Ägyptern φυλάκουον bezeichnet würde. Da dies kein ägyptischer Name sei, hält Lieblein es für eine Lehnbildung nach dem Ägyptischen, die sich des griechischen Wortfeldes φυλάσσω: „bewachen“ etc. bediene.
Lüring, Über die medicinischen Kenntnisse der alten Ägypter, 92 lehnt diese Gleichsetzung ab, weil er die Zuverlässigkeit des Dioskurides bei der Nennung ägyptischer Namen anzweifelt. Stattdessen sieht er ebd. und auf S. 145, Anm. 1 in zꜣ-wr den Ursprung des σῶρυ des Dioskurides, das er für ein echt ägyptisches Wort hält. Neben der vermuteten Ähnlichkeit der beiden Wörter findet er Parallelen in der Anwendung von zꜣ-wr bei Augenleiden sowie in Brech- und Abführmitteln mit derjenigen von σῶρυ bei Dioskurides und Plinius bei Augenleiden und in Mitteln gegen Harnprobleme. Lürings Gleichsetzung von zꜣ-wr mit σῶρυ ist seitdem oft gefolgt worden, etwa von Ebbell, Papyrus Ebers, 133. Harris, Minerals, 179-180 hält eine Gleichsetzung von zꜣ-wr mit σῶρυ weiterhin für denkbar, zumal die Schreibung des demotischen Belegs dafür spräche, dass zꜣ-wr „a stone“ sei.
Allerdings ist unklar, worum genau es sich bei σῶρυ handelt, weshalb es selbst bei einer Gleichsetzung von zꜣ-wr und σῶρυ unklar bliebe, was Ersteres ist: Liddell/Scott denken an „a kind of ore, perhaps ferrous sulphate, melanterite“, Bailey an „disintegrating pyrites“ (Lit. nach Harris). Auf diese Kommentierung geht sicher der Eintrag bei Hannig, HWb (Marburger Edition), 707, Nr. 25818 zurück, wenn er zu zꜣ-wr schreibt: „*Sory-Mineral/Erz (kupfer- od. eisenhaltig)“. Folgt Harris auch Lüring bezüglich der Verknüpfung von zꜣ-wr mit σῶρυ, so folgt er allerdings dessen Etymologie nur partiell. Harris führt das oft mit σῶρυ zusammen genannte μίσυ an, das sich vom akkadischen „musu“ herleite; analog dazu hält Harris auch für σῶρυ ein akkadisches Wort bzw., allgemeiner: eine semitische Wurzel für denkbar, worauf einerseits das ägyptische zꜣ-wr und andererseits das griechische σῶρυ zurückgehen.
Dawson (nach Barns, Five Ramesseum Papyri, 16) spricht sich gegen die Gleichsetzung von zꜣ-wr mit σῶρυ aus. Aufgrund der Anwendungsgebiete von zꜣ-wr vermutet Dawson darin eher ein Harz als ein Mineral. Dieser Deutung als Harz wird etwa in frankophonen Arbeiten, wie Bardinet, Papyrus médicaux,Bardinet, Papyrus médicaux, passim gefolgt. Goyon, Prophylaxie, 69, Anm. 2 vergleicht sogar mit hebräisch צרי: „Harz“. Fischer-Elfert, in: LingAeg 20, 2012, 285 lehnt in seiner Rezension zu Goyon diese Gleichsetzung jedoch ab, weil hebräisches Tsade ägyptischem ḏ entspricht und nicht z. Germer, Arzneimittelpflanzen, 181-183 und Germer, Handbuch, 106-107 ist bezüglich der Identifizierung unsicher. Ihrer Meinung nach spricht das Fehlen eines Pflanzenklassifikators gegen ein Pflanzenharz, das Vorkommen in Räuchermitteln eher dafür, weil brennbare duftende Substanzen eher unter Pflanzenharzen zu finden seien. Westendorf, Handbuch Medizin, 504 weist darauf hin, dass Charpentier, Recueil, zꜣ-wr nicht aufgenommen, es also wohl nicht für eine Pflanze gehalten hat. Er selbst bietet keinen weiteren Vorschlag, sondern belässt es in seiner Übersetzung bei „‚Großer Schutz‘ (Harz/Mineral) (zꜣ-wr)“.
Persistent ID:
IBUBd9lBe54h0ExEjoEqxEFvgN8
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd9lBe54h0ExEjoEqxEFvgN8
Please cite as:
(Full citation)Lutz Popko, with contributions by Altägyptisches Wörterbuch, Florence Langermann, Peter Dils, Daniel A. Werning, Sentence ID IBUBd9lBe54h0ExEjoEqxEFvgN8 <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd9lBe54h0ExEjoEqxEFvgN8>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd9lBe54h0ExEjoEqxEFvgN8, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
Comment the content of this page
Thank you for helping to improve the data! Your comment will be sent to the TLA team for evaluation. For more information, see our privacy policy.
Share this page
Note that if you use the social media buttons (e.g., X, Facebook), data will be delivered to the respective service. For details, see the privacy policies of the respective service(s).
Please feel free to point out any mistakes to us
Thank you for helping us improve our publication.
If you do not have an e-mail app installed on your device, please write an e-mail by hand, quoting the lemma ID/link, token ID/link (or sentence ID/link), type of mistake, to: tla-web@bbaw.de.