Heilstatue des Djedher, Sockelinschriften (Kairo JE 46341)(Object ID TYALTSAMVVFVFCSHNFDC6NWUMM)


Persistent ID: TYALTSAMVVFVFCSHNFDC6NWUMM
Persistent URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/TYALTSAMVVFVFCSHNFDC6NWUMM


Data type: Object


Object type: Statue / Figur


Materials: dunkler Granodiorit

Dimensions (H×W(×D)): 37 × 56 × 93 cm


Condition: vollständig

Comment on materiality

  • Material: schwarzer Granit (Daressy 1919, 113; Jelínková-Reymond 1956, 2); schwarzer Basalt (Pirelli 2000, 368); Granodiorit (Homepage Kairo).
  • Maße des Sockels: 93 x 56 x 37 cm (Tiefe x Breite x Höhe) (Daressy 1919, 113 und Jelínková-Reymond 1956, 2: 94 x 56 x 31; bei Pirelli 2000: 93 x 56 x 38 cm; Homepage Kairo: 93 x 53 x 38 cm; Homepage Cardiff: 93,2 x 57 x 37 cm).


  • Finding place

    • südliches Delta | zentraler Teil | Athribis/Benha
      Certainty: certain
      Is origin: Yes
      Comment on this place: Die Heilstatue mit ihrem Sockel wurde im damaligen (!) Südosten des Ruinenhügels von Tell Atrib, dem antiken Athribis in Unterägypten, nahe eines koptischen Friedhofs am 9. oder 10. September 1918 (laut Daressy 1919, 113 am 10. September; laut Engelbach 1925, 180 am 9. September) gefunden, als Erde von dort abtransportiert wurde (Daressy 1919, 113), d.h. bei Sebach-Arbeiten (siehe für diese Sebach-Arbeiten Engelbach 1924, 178 und 181). Wenig später wurde die fehlende hintere Ecke des Sockels am gleichen Ort entdeckt (Daressy 1920). Engelbach 1924, 180 gibt als Koordinaten auf einer Katasterkarte von Benha von 1910 für den Fundort „Sektor B (Sheet 4-N, Koordinaten 152:229)“ an. Das hat es Dabrowski 1962 ermöglicht, die Position auf einem Plan festzulegen (Dabrowski 1962, Plan I, Nr. 6). Er vermutet, dass die Statue in einem Horustempel unmittelbar nördlich der großen römischen O-W-Straße (decumanus), d.h. im Zentrum der antiken Stadt, aufgestellt gewesen ist (vgl. Leclère 2008, 247). Die Inschriften besagen, dass Djedher für das Sanktuar der heiligen Falken zuständig war und eine weitere Statue von sich in der Nekropole hat aufstellen lassen. Im Jahr 1919 wurde eine kopflose, naophore Statue desselben Mannes im Museum von Kairo registriert (TR 4/6/19/1: Vernus 1978, 193-195, Doc. 161) und im Jahr 1920 wurde ein Statuensockel für das Oriental Institute von Chicago angekauft (OIM 10589: Sherman 1981). Diese beiden Teile könnten zur gleichen Statue gehört haben (so zuerst Sherman, 1981, 84), die nach Meinung von Sherman (1981, 84) eben die Statue in der Nekropole gewesen sein könnte. Allerdings könnten in Anbetracht der naheliegenden Fund- und Ankaufsdaten (Sebachgrabungen fanden zur damaligen Zeit nur im Stadtgebiet statt) die drei Objekte auch alle im gleichen Komplex im Stadtzentrum aufgestellt gewesen sein, verschieden von der mutmaßlichen Statue in der Nekropole (Leclère 2008, 247-248). Gräber der 26. Dynastie wurden im Norden von Athribis gefunden (siehe Dabrowski 1962, Plan I, Nr. 9 und 10). Eine Nekropole mit Falkenbestattungen wurde in Quesna/Quwaysna, ca. 9 km nördlich von Athribis, entdeckt (Rowland 2013), aber es ist bislang unklar, ob dies die Nekropole war, für die Djedher zuständig war.


Current location

  • Egyptian Museum
    Inventory no(s).: JE 46341
    Comment on this place:
    Die Statue mit Sockel gelangte nach ihrem Auffinden in Tell Atrib bei Benha im Jahr 1918 in das Ägyptische Museum Kairo und bekam dort die Inventarnummer Journal d’Entrée 46341 (Daressy 1919). Die ein wenig später entdeckte, noch fehlende hintere rechte Ecke des Sockels wurde ebenfalls nach Kairo verbracht (Daressy 1920). Ein Abguss des Sockels findet sich im Egypt Centre in Cardiff (1933 vom Museum in Kairo für die Wellcome Sammlung erstellt), ein Abguss der Statue im Petrie Museum London (ebenfall aus der Wellcome Sammlung) bzw. seit 2022 ebenfalls in Cardiff.

Comment on dating:

  • Der Name des Philippus Arrhidaeus ist zwei Mal auf dem Sockel vermerkt. Er befindet sich zwischen den beiden Wasserbassins, nahe der Mündung von einem ins andere (Daressy 1919, 140-141, Z. 47; Jelínková-Reymond 1956, 65, Z. 132-133). Sherman (1981, 83-84) vermutet, dass die Heilstatue JE 46341 später als der Statuensockel OIM 10589 angefertigt worden ist, vielleicht als Djedher gerade verstorben war und den Beinamen „der Retter/Beschwörer“ bekommen hatte. Sie möchte auf Grund von historischen Informationen im Text (Soldaten im Tempelbezirk) und der Tatsache, dass die Titulatur von Philippus Arrhidaeus auf der Heilstatue unvollständig ist (der Thronname ist nicht ausgefüllt), annehmen, dass die Heilstatue kurz nach dem Tod von Alexander dem Großen und zu Beginn der Regierung von Philippus Arrhidaeus angefertigt wurde (also ca. 323 v. Chr.), der Statuensockel von Chicago entsprechend etwas früher, vielleicht noch am Ende der Regierung von Alexander dem Großen (also ca. 325 v. Chr.) (Sherman 1981, 85).


Description

  • Die komposite Heilstatue des Djedher besteht aus zwei Teilen: dem Sockel und der Statue mit vorgelagerter Horusstele. Der separate Sockel (Schema und Schnitt bei Daressy 1919, 114, Fig. 1 und 2; Lacau 1921, 191, Fig. 2-3) hat die Maße ca. 93 x 56 x 37 cm (Tiefe x Breite x Höhe) und ist, abgesehen von der Unterseite, komplett beschriftet. Auf der Oberseite des Sockels finden sich zwei Vertiefungen: im vorderen Bereich eine oval-rechteckige Vertiefung von 47 x 20 x 5,5 cm (Breite x Länge x Tiefe), im hinteren Bereich eine zweite, diesmal rechteckige, leichte Vertiefung von 62 x 47,5 cm (Tiefe unbekannt) mit darin einer weiteren Aussparung für die Statuenplinthe. Laut Daressy (1919, 113) misst die Aussparung 44 x 26 x 7 cm.
  • Die Oberseite des Sockels ist mit magischen Texten versehen, auf den Seitenwänden befinden sich Darstellungen von Familienmitgliedern und biographischen Inschriften. Die linke hintere Ecke des Sockels war unten schon zur Zeit der Statuenherstellung beschädigt und wurde nicht beschriftet. Der obere Rand des Sockels und das vordere Becken zeigen deutliche Gebrauchsspuren: die Texte und Darstellungen sind teilweise abgenutzt.
  • Die Statue ist eine sog. Hockerstatue oder kuboide Statue, bei der die einzelnen Körperpartien herausgearbeitet und somit gut erkennbar sind (Maße ca. 78 x 35 x 43 cm, Höhe x Breite x Tiefe). Der Statuenkörper ist, abgesehen von Gesicht und Füßen, mit magischen Texten und Darstellungen von Göttern versehen.
  • Vor den angewinkelten Beinen der Statue, zwischen den verschränkten Armen und den Füßen, befindet sich eine Horusstele. Diese besitzt eine Höhe von 30 cm und ist 21 cm breit.


Bibliography

  • – E. Jelínková-Reymond, Les Inscriptions de la statue guérisseuse de Djed-Ḥer-Le-Sauveur (Bibliothèque d’étude 23), Le Caire 1956 [H,Ü,K]
  • – G. Daressy, Statue de Zedher le Saveur, in: ASAE 18, 1919, 113-158 [H,Ü teilweise]
  • – G. Daressy, Statue de Zedher le Saveur, in: ASAE 19, 1920, 66-68 [H,Ü der 1919 noch fehlenden Ecke]
  • – K. Jansen-Winkeln, Inschriften der Spätzeit. Teil V: Die 27.–30. Dynastie und die Argeadenzeit. Bd. 2. Nektanebos II. – 4. Jahrhundert insgesamt, Wiesbaden 2023, 545-552 (Nr. 80.14) [H der biographischen Inschriften]
  • #Weitere Literatur, vor allem zu den Metadaten:
  • – PM IV, 66 [B]
  • – M. Alliot, Le culte d’Horus à Edfou au temps des Ptolémées (Bibliothèque d‘étude 20), Le Caire 1954, Vol. II, 589-599 [K zum Falkenkult]
  • – H. Altenmüller, Der „Socle Behague“ und ein Statuentorso in Wien, OMRO 46 (Leiden 1965), (hier: 13-15, 23-27 [Text K1], 31) [H]
  • – E. Chassinat, Le mammisi d’Edfou (MIFAO 16), Le Caire 1939, S. ix-xii [K]
  • – M. Chen, Healing Statues in the Late Period Egypt. Creating Elite Commemoration in a Religious Context, Los Angeles 2020, passim und mit vielen Fotos (u.a. 68-70, 124-128, 149, 183-185, 196-199, 201-203, 253 und 266 (Nr. 4) (https://escholarship.org/uc/item/1kx4j7bw) [P,K]
  • – L. Dabrowski, La topographie d’Athribis à l’époque romaine, in: ASAE 57, 1962, 19-31 und Pl. I-II (hier: 24 und Pl. I) [Lageplan]
  • – R. Engelbach, The treasure of Athribis (Benha), ASAE 24, 1924, 178-185 (hier: 180) [K]
  • – Å. Engsheden, La reconstitution du verbe en égyptien de tradition 400-30 avant J.-C. (Uppsala Studies in Egyptology 3), Uppsala 2003, 425-426 (Index zu den verwendeten Textstellen) [isolierte Übersetzungen]
  • – W. Gutekunst, Textgeschichtliche Studien zum Verjüngungsspruch (Text B) auf Horusstelen und Heilstatuen, Diss. Trier 1995, 75, 81, 84, 89, 234, 285, 298-305, 370 [K]
  • – F. von Känel, Les prêtres-ouâb de Sekhmet et les conjurateurs de Serket (Bibliothèque de l’École des Hautes Études, Section des sciences réligieuses, Bd. LXXXVII, Paris 1984, 205-208 (Doc. 31 von ḫrp Srq.t) [Ü,K von drei Textstellen mit ḫrp Srq.t]
  • – L. Kákosy, Some Problems of the Magical Healing Statues, in: A. Roccati et al. (Hg.), La Magia in Egitto ai tempi dei faraoni (Verona 1987), 171-186 (hier: 172, 179-181) [K]
  • – L. Kákosy, Heilstatuen in den Tempeln, in: D. Kurth (Hrsg.), 3. Ägyptologische Tempeltagung. Systeme und Programme der ägyptischen Tempeldekoration (ÄAT 33,1), Wiesbaden 1995, 91-98 [K]
  • – D. Kessler, Die heiligen Tiere und der könig (Ägypten und Altes Testament 16), Wiesbaden 1989, 272-274 [K]
  • – P. Lacau, Les statues „guérisseuses“ dans l’ancienne Égypte (Monuments et mémoires de la Fondation Eugène Piot 25), Paris 1921, 189-209 und Taf. XV-XVI (hier: 189-193 und Taf. XV) [K, Zeichnungen]
  • – F. Leclère, Les villes de Basse Égypte au Ier millénaire av. J.-C. (BdE 144), Le Caire 2008, Vol. I, 247-254 [K]
  • – K. Myśliwiec, Athribis entre Memphis et Alexandrie, in: J. Yoyotte (ed.), L’Égypte du Delta. Les capitales du nord (Dossiers d’archéologie 213), Dijon 1996, 34-43 (hier: 35-36) [P,K] (vgl. K. Myśliwiec, Athribis – eine hellenistische Stadt im Nildelta, in: Antike Welt 25/1, 1994, 35-46, mit Erwähnung von Djedher auf S. 36-37)
  • – E. Otto, Die biographischen Inschriften der ägyptischen Spätzeit. Ihre geistesgeschichtliche und literarische Bedeutung (Probleme der Ägyptologie 2), Leiden 1954, 7, 15, 22, 28, 36, 40, 57, 67, 74, 128 (Text 47) [K]
  • – G. Roeder, Kulte und Orakel im Alten Ägypten, Die ägyptische Religion in Text und Bild III (Zürich 1960), 359-371 [Ü einiger biographischen Sockelinschriften nach Daressy]
  • – G. Roeder, Der Ausklang der ägyptischen Religion mit Reformation, Zauberei und Jenseitsglauben, Die ägyptische Religion in Text und Bild IV (Zürich 1961), 160– 172, Abb. 5 und Taf. 9 [Ü einiger biographischen Sockelinschriften und einiger magischen Texten auf der Statue nach Daressy]
  • – U. Rößler-Köhler, Individuelle Haltungen zum ägyptischen Königtum der Spätzeit (Göttinger Orientforschungen IV.21), Wiesbaden 1991, 284-286 (Dok. 86b), 373 [K]
  • – J. Rowland u.a., The sacred falcon necropolis of Djedhor(?) at Quesna: recent investigations from 2006–2012, in: JEA 99, 2013, 53-84 (hier: 83-84) [K]
  • – R. Schulz, Die Entwicklung und Bedeutung des kuboiden Statuentypus (HÄB 33-34), Hildesheim 1992, Bd. II (HÄB 34), 572, 589-590, 595, 624, 651, 656 und Tf. 142 d [P,K]
  • – K. Sethe, Miszelle. für „und“, „mit“, in: ZÄS 57, 1922, 152 [K]
  • – E. J. Sherman, Djedḥor the Saviour Statue Base OI 10589, in: JEA 67, 1981, 82-102 und Taf. XIII-XIV [K]
  • – H. Sternberg-el Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen. Ein Beitrag zur Religionsgeschichte Ägyptens im 1. Jahrtausend v. Chr. (Ägyptologische Abhandlungen 62), Wiesbaden 1999, Bd. I, 109, 218, 221 (Abb. 1 und 3); Bd. II, 104-105 [K]
  • – Ch. Thiers, Civils et militaires dans les temples. Occupationn illicite et expulsion, in: BIFAO 95, 1995, 493-516 (hier: 501 (doc. 4), 506, 512, 514) [Ü, K von Z. 22-29 der biographischen Inschrift]
  • – Chr. Thiers, Les jardins de temple aux époques tardives, in: S.H. Aufrère (ed.), Encyclopédie religieuse de l’univers végétal. Croyances phytoreligieuses de l’Égypte ancienne (Orientalia Monspeliensia X), Montpellier 1999, 107-120 (hier: 110) [Ü, K von Z. 26-28 und 30-36 der biographischen Inschrift]
  • – P. Vernus, Athribis. Textes et documents relatifs à la géographie, aux cultes, et à la histoire d’une ville du Delta égyptien à l’epoque pharaonique (BdE 74), Le Caire 1978, 193 (Doc. 160) und 322-323 (Doc. 300) [B]
  • https://www.trismegistos.org/text/58328 [K] (zuletzt geprüft 28.01.2025)
  • https://www.attalus.org/egypt/djedhor.html [Ü] (zuletzt geprüft 28.01.2025)
  • https://egyptianmuseumcairo.eg/artefacts/statue-of-the-priest-of-god-amun-called-djedhor/ [P,K] (zuletzt geprüft 28.01.2025)
  • https://egyptcentre.abasetcollections.com/Objects/Details/4566 [K] (zuletzt geprüft 28.01.2025)
  • https://egyptcentrecollectionblog.blogspot.com/2022/12/reuniting-statue-of-djedhor-saviour.html [P,K] (zuletzt geprüft 28.01.2025)


External references

Trismegistos 58328

File protocol

  • – Peter Dils, 26. Februar 2025, Ersterfassung


Author(s): Peter Dils
Data file created: 02/26/2025, latest revision: 02/27/2025

Please cite as:

(Full citation)
Peter Dils, "Heilstatue des Djedher, Sockelinschriften (Kairo JE 46341)" (Object ID TYALTSAMVVFVFCSHNFDC6NWUMM) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/TYALTSAMVVFVFCSHNFDC6NWUMM>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 20, Web app version 2.3.2, 10/31/2025, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/TYALTSAMVVFVFCSHNFDC6NWUMM, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)