B1Y, Außen- oder mittlerer Sarg des Djehutinacht(Object ID JXROLADXIFDOLBXDUUG3GWEWO4)


Persistent ID: JXROLADXIFDOLBXDUUG3GWEWO4
Persistent URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/JXROLADXIFDOLBXDUUG3GWEWO4


Data type: Object


Object type: Kastensarg


Materials: Zeder

Dimensions (H×W(×D)): 107.5 × 267 × 95 cm

Comment on materiality

  • Die Höhe von 107,5 cm bei Bull ohne Deckel. Das Material ist "some Syrian coniferous tree" laut Bull (The Religious Texts from an Egyptian Coffin of the Middle Kingdom, in: Abstracts of Theses. Humanistic Series 1, 1922–1923, 263-264). G. D. Scott, III, Ancient Egyptian Art at Yale, New Haven 1986, 72 spricht von "Lebanese cedar wood".


  • Finding place

    • el-Berscheh
      Certainty: probable
      Is the original place of use: Yes
      Comment on this place: Der genaue Fundort ist nicht überliefert, aber seit Newberry im Jahr 1914 den Sarg bei André Bircher gesehen und nach Deir el-Berscheh verortet hat (Newberry 1914, 36), gilt Deir el-Berscheh als Fundort, obwohl Bircher selbst nichts über die Herkunft wusste und nur sagen konnte, dass er „had bought it many years before from natives“ (Bull 1922–1923, 263). Newberry hat 1891–1892 in Deir el-Berscha gearbeitet und dabei vor allem die Gräber des Mittleren Reichs dokumentiert. Ihm fiel bei Bircher der Name des Sargbesitzers Djehutinacht auf, der in Deir el-Berscha vielfach belegt ist und den Newberry mit dem Eigentümer von Felsgrab 1 (Gaufürst Djehutinacht VI.) verband. Außerdem erkannte Newberry bei Bircher einen weiteren Sarg aus dem Mittleren Reich, diesmal von einer Frau namens Zat-ipi (Newberry 1914, 36): Ein Sarg einer Frau Zat-ipi war von Daressy 1897 in Deir el-Berscha gefunden worden (Daressy 1900, 24: Grab C [Daressy] = Grab 17 [Kamal]). Newberry gibt keine weiteren Hinweise für seine Annahme, dass der Sarg des Djehutinacht aus Deir el-Berscha stammt, aber es gibt zusätzliche Indizien. Bull vermerkt die Anordnung der Schriftbänder in dekorativen Hieroglyphen auf den Außenseiten, den Namen und die Orthographie des Namens sowie die Assemblagetechnik des Sarges (Bull 1922–1923, 265–267). Auch für Willems passt der Sarg typologisch zu den von ihm definierten Sarggruppen B und C aus Deir el-Berscheh (Willems 1988, 80). Leider kann der Sargbesitzer („Siegelbewahrer des unterägyptischen Königs“ und „Einziger Freund“) genealogisch nicht unter den belegten Personen von Deir el-Berscha eingeordnet werden. Er war laut Willems wahrscheinlich kein Gaufürst, kann daher nicht Djehutinacht VI. (Felsgrab 1 von Newberry) sein. Falls der Sarg des Djehutinacht gemeinsam mit dem Sarg der Frau Zat-ipi von Bircher zusammen angekauft wurde, kann vielleicht eine Verbindung zum Antikenhändler Farag Ismaïn gelegt werden, der in den 1890er Jahren private Grabungen durchführte, u.a. 1897 in Deir el-Berscha, und der 1899 einen großen Sarg („a very large one“) für eine Frau Zat-ipi besaß (Hagen – Ryholt 2016, 214–215 mit Anm. 817 und 824; vgl. ebd. 201, Anm. 716). Zwei etwa zeitgenössische Särge einer Frau Zat-ipi befinden sich in europäischen Sammlungen, einer seit 1901 im British Museum (Inv. Nr. EA 34259 [Länge 231 cm], angekauft von R. J. Moss & Co), ein anderer seit 1930 in Leiden (Leiden F 1930/6.1 [Maße 78 × 52 × 218 cm], sicherlich aus der Sammlung Bircher). Ist der Zat-ipi-Sarg von Farag Ismaïn identisch mit dem von André Bircher und Leiden oder ist er identisch mit dem im British Museum? Ist einer dieser beiden Särge identisch mit dem, der im November/Dezember 1897 von Daressy gefunden wurde (siehe Porter – Moss 1934, 183 [London/Daressy/Bircher?]; Lapp 1993, 276, Nr. B12 [London/Daressy] sowie 312, Nr. X14 [Leiden]; Willems 1988, 35, Nr. B4 [Bircher/Leiden]; Willems nennt den British-Museum-Sarg nicht)?


Current location

  • Yale University Art Gallery
    Inventory no(s).: 1937.5903a-l
    Is at this location: Yes
    Comment on this place:
    Der Sarg wurde im Januar 1920 in Kairo aus der Sammlung des Schweitzer Kaufmanns und Antikenhändlers André Bircher (1839–1925) durch den Anwalt und angehenden Ägyptologen Ludlow Seguine Bull (1886–1954) angekauft, der zu dieser Zeit Mitglied der University of Chicago Expedition war (Bull, The Religious Texts from an Egyptian Coffin of the Middle Kingdom, in: Abstracts of Theses. Humanistic Series 1, 1922–1923, 263; für den Ankauf durch Bull siehe Emberling – Teeter, The First Expedition of the Oriental Institut, 1919–1920, in: G. Emberling [Hrsg.], Pioneers to the Past. American Archaeologists in the Middle East 1919–1920, Oriental Institute Museum Publications 30, Chicago 2010, 46–47; für Ankäufe bei Bircher durch Breasted für die University of Chicago siehe Teeter 2015, 462). Der Sarg war schon mindestens seit 1914 in der Sammlung von Bircher (Newberry, in: PSBA 36, 1914, 36, Nr. 8), der seit den 1870er Jahren in Kairo wohnte und nach und nach eine Sammlung aufbaute, die im Jahr 1920 laut Breasted 17000 Objektnummern zählte (Teeter, in: R. Jasnow – K. M. Cooney [Hrsg.], Joyful in Thebes. Egyptological Studies in Honor of Betsy M. Bryan, Material and Visual Culture of Ancient Egypt 1, Atlanta [GA] 2015, 462; für Bircher und seine Sammlung siehe Hagen – Ryholt, The Antiquities Trade in Egypt 1880-1930. The H.O. Lange Papers, Det Kongelige Danske Videnskabernes Selskab. Scientia Danica. Series H, Humanistica, 4. Vol. 8, Copenhagen 2016, 201–205). Es ist nicht unmöglich, dass Bircher den Sarg direkt oder über Umwege von Farag Ismaïn gekauft hat, der in den 1890er Jahren private Grabungen durchführte, u.a. 1897 in Deir el-Berscha (Hagen – Ryholt 2016, 214–215 mit Anm. 817 und 824; vgl. ebd. 201, Anm. 716). Bull bearbeitete die Texte auf dem Sarg für seine Dissertation (University of Chicago 1922: Bull 1922–1923, 263; Emberling – Teeter 2010, 46–47; eine biographische Skizze von Bull bei Larson 2010, 149). Seit 1925 war Bull an der Yale University in New Haven tätig (Larson, in: G. Emberling [Hrsg.], Pioneers to the Past. American Archaeologists in the Middle East 1919–1920, Oriental Institute Museum Publications 30, Chicago 2010, 149), wo er den Sargtextherausgebern Gardiner und de Buck bei der Bearbeitung des Sarges half, dieser sich also vor 1935 in New Haven befand (de Buck, The Egyptian Coffin Texts. I. Texts of Spells 1-75, Oriental Institute Publications 34, Chicago [Ill] 1935, x und xvii). Der Sarg wurde als „Anonymous Gift“ dem Yale University Art Gallery geschenkt und 1937 inventarisiert (Scott, Ancient Egyptian Art at Yale, New Haven 1986, 72; Homepage Yale University Art Gallery). Er ist fast komplett, besteht aber aus einer Reihe von Einzelbrettern, die individuell inventarisiert wurden. Der Deckel fehlte schon bei Bircher (Bull 1922–1923, 263). In manchen Publikationen erscheint als Inventarnummer nicht 1937.5903, sondern 1950.645 (Lapp, Typologie der Särge und Sargkammern, Heidelberg 1993, 178; Willems, Historical and Archaeological Aspects of Egyptian Funerary Culture. Religious Ideas and Ritual Practice in Middle Kingdom Elite Cemeteries, Culture and History of the Ancient Near East 73, Leiden/Boston 2014, 248–249).<br/>Der Sarg des „Sieglers des Königs von Unterägypten Djehutinacht“ (<span class="bbaw-libertine">ḫtm.w-bj.tj</span>) aus libanesischer Zeder ist fast komplett erhalten (Scott 1986, 72), aber heute in zwölf Einzelteile zerlegt und inventarisiert (a bis l).

Comment on dating:

  • Weil der exakte Fundort des Sarges unbekannt ist und der Sargbesitzer auch nicht in die Gaufürstenfamilien eingepasst werden kann, beruht die Datierung ausschließlich auf stilistisch-typologischen Überlegungen. Scott (Ancient Egyptian Art at Yale, New Haven 1986, 72) datiert den Sarg ins Mittlere Reich, genauer „early Dynasty 12, ca. 1990 B.C.“. Das geht sicher auf Allen (Occurrences of Pyramid Texts with Cross Indexes of These and Other Egyptian Mortuary Texts, SAOC 27, Chicago 1950, 17) zurück („early 12th dyn.“), aber weder Allen noch Scott begründen ihre Datierung. Lapp verzichtet auf eine Datierung, vermutlich weil ihm zu wenig Daten vorlagen (Lapp, Typologie der Särge und Sargkammern, Heidelberg 1993, 278). Willems erkennt typologische Ähnlichkeiten mit seinen Sarggruppen B und C, die er in die spätere Regierung Sesostris I. (Willems, Chests of Life, Leiden 1988, 74) bzw. unter Amenemhet II. oder unmittelbar zuvor (Willems 1988, 75) verortet. Er verweist insbesondere auf Ähnlichkeiten mit Sarg B15C (= CG 28123) seiner Gruppe C (Willems 1988, 80). Das würde für die Zeit Amenemhets II. (1878–1843) oder frühestens kurz vor dessen Regierungsantritt sprechen.


Owner: Privatperson


Cultural context: Grabausstattung


Bibliography

  • - A. de Buck: The Egyptian Coffin Texts, vol. V-VII, 1954 u. 1956. [H]
  • - P. Barguet: Les Textes des sarcophages égyptiens du moyen empire, 1986. [Ü]
  • - C. Carrier: Textes des sarcophages du moyen empire égyptien, vol. 2-3, 2004. [B, Ü]
  • - R.O. Faulkner: The Ancient Egyptian Coffin Texts, vol. II, 1977. [Ü,K]
  • - L. S. Bull, The Religious Texts from an Egyptian Coffin of the Middle Kingdom, in: Abstracts of Theses. Humanistic Series 1, 1922–1923, 263–270 [K].
  • - G. Lapp, Typologie der Särge und Sargkammern von der 6. bis 13. Dynastie, Studien zur Archäologie und Geschichte Altägyptens 7 (Heidelberg 1993), 278, Kat.-Nr. B28. [falsche Inventarnummer 1950.645 angegeben] [K].
  • - P. E. Newberry, Egyptian Historical Notes II, in: Proceedings of the Society of Biblical Archæology 36, 1914, 35–39 [K].
  • - G. D. Scott, III, Ancient Egyptian Art at Yale (New Haven 1986), 72 [P,K].
  • - H. Willems, Chests of Life. A Study of the Typology and Conceptual Development of Middle Kingdom Standard Class Coffins, Mededelingen en Verhandelingen van het vooraziatisch-egyptisch Genootschap „Es Oriente Lux“ 15 (Leiden 1988) [K].
  • - Homepage Yale University Art Gallery (zuletzt geprüft 08.07.2019):
  • 1937.5903a: https://artgallery.yale.edu/collections/objects/60592;
  • 1937.5903b: https://artgallery.yale.edu/collections/objects/60596;
  • 1937.5903c: https://artgallery.yale.edu/collections/objects/60598;
  • 1937.5903d: https://artgallery.yale.edu/collections/objects/60601;
  • 1937.5903e: https://artgallery.yale.edu/collections/objects/60606 [diese Abb. ist 1937.5903g bei Scott 1986];
  • 1937.5903f: https://artgallery.yale.edu/collections/objects/60611;
  • 1937.5903g: https://artgallery.yale.edu/collections/objects/60616;
  • 1937.5903h: https://artgallery.yale.edu/collections/objects/60618;
  • 1937.5903i: https://artgallery.yale.edu/collections/objects/60620;
  • 1937.5903j: https://artgallery.yale.edu/collections/objects/60622;
  • 1937.5903k: https://artgallery.yale.edu/collections/objects/60625;
  • 1937.5903l: https://artgallery.yale.edu/collections/objects/60629;
  • 1950.645: https://artgallery.yale.edu/collections/objects/47187


File protocol

  • - K. Stegbauer (DigitalHeka), Ersteingabe 2006; Neuangeordnet nach Objekten im Oktober 2007.
  • - P. Dils, Überarbeitung und Erweiterung der Metadaten, 29.11.2019.


Author(s): Katharina Stegbauer; with contributions by: Altägyptisches Wörterbuch, Peter Dils
Data file created: before June 2015 (1992–2015), latest revision: 04/14/2021
Editorial state: Verified

Please cite as:

(Full citation)
Katharina Stegbauer, with contributions by Altägyptisches Wörterbuch, Peter Dils, "B1Y, Außen- oder mittlerer Sarg des Djehutinacht" (Object ID JXROLADXIFDOLBXDUUG3GWEWO4) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/JXROLADXIFDOLBXDUUG3GWEWO4>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 18, Web app version 2.1.2, 11/24/2023, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/JXROLADXIFDOLBXDUUG3GWEWO4, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)