pBerlin ÄMP 10462, OAD B(Object ID IHAHZCUEXVFPZJAMUOGEN5NO4I)


Persistent ID: IHAHZCUEXVFPZJAMUOGEN5NO4I
Persistent URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/IHAHZCUEXVFPZJAMUOGEN5NO4I


Data type: Object


Object type: Schreibblatt


Materials: Papyrus

Dimensions (H×W(×D)): 195 × 4,5 cm


Condition: fragmentarisch

Comment on materiality

  • Der Papyrus ist nur auf einer Seite, dem Recto, beschrieben. Auf dem Verso befindet sich lediglich eine Zeile, die den Namen der Orakelbesitzerin angibt, ähnlich wie bei den Papyri pMMA 10.53 (N.Y.) und pLouvre E. 3234 (P1). Wie bei den meisten anderen Oracular Amuletic Decrees verlaufen die Fasern auf der beschrifteten Seite meistenteils vertikal.
  • Aber es zeigt sich auch eine Besonderheit: Unterhalb der zehnten Zeile befindet sich eine Klebung, wobei der obere Teil so angeklebt wurde, dass die Fasern horizontal verlaufen, ähnlich wie es auch bei dem Papyrus Paris BN 182 (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 27) zu beobachten ist. Da der Anfang des Textes nicht erhalten ist, kann nicht entschieden werden, wie groß der obere Teil ursprünglich war. Die Reste der erhaltenen ersten Zeile können gut zur letzten Satz des einleitenden Absatzes ergänzt werden, so dass davon auszugehen ist, dass nur ein kleiner Teil des Textes verloren gegangen sein dürfte. Edwards (HPBM 4, Bd. 1, 113) schätzt den Verlust auf etwa drei bis vier Zeilen ein.
  • Es mag zunächst etwas irritieren, dass die Seite des Textes als „Recto“ bezeichnet wird, bei der die vertikalen Fasern oben liegen. Die Oracular Amuletic Decrees sind generell auf sehr schmalen und zum Teil enorm langen Papyrusstreifen notiert worden. Wie haben die Schreiber diese Streifen hergestellt? Die einfachste Methode ist die, einen schmalen Streifen von einer bereits vorbereiteten Rolle abzuschneiden. Edwards hat bei einer Untersuchung der Klebungen Hinweise auf genau dieses Vorgehen festgestellt (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii). So konnte er bei einer Reihe von Texten, Klebungen in regelmäßigen Abständen feststellen, die auf eine vorgefertigte Rolle hindeuten. Allerdings erwähnt er auch, dass es Texte gibt, die unregelmäßige Abstände bei den Klebungen aufweisen bzw. aufzuweisen scheinen (ebd.). Daraus zieht er den Schluss, dass es für die Herstellung der OAD keine festgelegte Methode gab, sondern die Schreiber vielmehr das Material verwendeten, das sie gerade zur Hand hatten; seien es Abschnitte einer Rolle, oder anderweitige Streifen, bzw. eine Kombination aus beidem. Als Beispiel eines zusammengestückelten Papyrus führt er insbesondere den Papyrus Paris BN 182 an, eben weil dieser mit einem Stück, bei dem aber die horizontalen Fasern oben liegen (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 27), beginnt. Ich möchte allerdings diesen Papyrus sowie auch den hier vorliegenden als wichtigen Hinweis darauf werten, dass die Schreiber in der Regel einen schmalen Streifen von einer vorbereiteten Rolle abgeschnitten haben. Das kurze Stück mit dem anderen Faserverlauf ist doch zweifelsfrei ein sog. Schutzblatt bzw. protocollon zu Beginn einer Papyrusrolle (vgl. Turner, The Terms Recto and Verso, 28–29), das in diesem Fall entgegen der allgemeinen Praxis ebenfalls beschriftet wurde. Die Klebung zeigt zudem deutlich an, dass es sich um das Recto der betreffenden Rolle handeln muss (An dieser Stelle möchte ich Nadine Quenouille für ihre papyrologische Expertise und Einschätzung sehr herzlich danken). Der Schreiber hat also den Streifen von einer neuen Rolle abgeschnitten und dann zur Beschriftung um 90 Grad gedreht. Es handelt sich also papyrologisch um eine „transversa carta“ (Turner, The Terms Recto and Verso, 29; Bülow-Jacobson, in: Oxford Handbook of Papyrology, 21–22), ähnlich wie es bei spätramessidischen Briefen zu beobachten ist (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii [7] mit Verweis auf Černý, LRL, xvii-xx).


  • Finding place

    • Theben
      Certainty: probable
      Is the original place of use: Yes
      Comment on this place: Die genaue Herkunft des Papyrus ist nicht bekannt. Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiii) geht bei den Oracular Amuletic Decrees generell von einer Herkunft aus Theben aus, die er vor allem an den in den Texten genannten Göttern festmacht. Dies gilt auch für diesen Text, da es sich bei dem orakelgebenden Gott um Amenemope handelt.


Current location

Comment on dating:

  • Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiii–xiv) geht von einer Datierung des gesamten Korpus der Amulettpapyri mit Orakeldekreten in die 22./23. Dynastie aus. Ein einziger Text (L7: pBM EA 10730) liefert einen Hinweis auf die Datierung, denn er ist für einen Prinzen und zukünftigen General in der Armee eines Königs Osorkon geschrieben, bei dem es sich nach Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiv) und Ritner (The Libyan Anarchy, 74) vermutlich um Osorkon I. handeln dürfte, während Jacquet-Gordon (in: GS Sauneron I, 175, n. 5; Ead., in: BiOr 20, 1963, 32) und ihr folgend Verhoeven (Buchschrift, 13) von Osorkon II. ausgehen. Diese Datierung basiert auf Textparallelen im Text auf einer Statue aus Tanis (Kairo CG 1040 + CG 881 + Philadelphia E 16159: s. Jacquet-Gordon, in: JEA 46, 1960, 23), die ursprünglich für Sethos I. angefertigt und für Osorkon II. wiederverwendet und neu beschriftet wurde (s. Sourouzian, in: FS Gaballa, 97–105). Der Text L7 wäre also in die 22. Dynastie, oder für den Fall, dass es sich ungeachtet der Parallelen doch um einen späteren Osorkon handeln würde, spätestens in die 23. Dynastie zu datieren. Nach Koenig (in: CRIPEL 9, 1987, 31) ist aufgrund der Paläographie sowie spezifischer Schreibungen mindestens für einen Teil der Texte, den hier bearbeiteten nicht mit eingeschlossen, eine Datierung in die 21. Dynastie anzunehmen.


Owner: Privatperson


Bibliography

  • – I. E. S. Edwards. Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series: Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom I. Text. London 1960, 113–119. [*Ü, *K]
  • – I. E. S. Edwards. Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series: Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom II. Plates. London 1960, pl. XLV–XLVI. [*T, *P]
  • – U. Kaplony-Heckel. Ägyptische Handschriften. Teil 3. VOHD XIX.3. Wiesbaden 1986, 49 [103]. [Erwähnung]
  • – T. G. Wilfong. The Oracular Amuletic Decrees: A Question of Length. In: JEA 99, 2013, 295–300. [K]
  • – A. Grams. Der Gefahrenkatalog in den Oracular Amuletic Decrees. In: SAK 46, 2017, 55–100. [K]
  • – A. Roß. Der Schutz von Kindern im alten Ägypten. Die religiösen und soziokulturellen Aspekte der Oracular Amuletic Decrees. GM Beihefte 17. Göttingen 2019. [K]


File protocol

  • Ersteingabe: Anke Blöbaum 22. August 2023


Author(s): Anke Blöbaum
Data file created: 08/22/2023, latest revision: 11/02/2023
Editorial state: Verified

Please cite as:

(Full citation)
Anke Blöbaum, "pBerlin ÄMP 10462" (Object ID IHAHZCUEXVFPZJAMUOGEN5NO4I) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/IHAHZCUEXVFPZJAMUOGEN5NO4I>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 18, Web app version 2.1.3, 5/16/2023, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/IHAHZCUEXVFPZJAMUOGEN5NO4I, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)