Horusstele Kairo CG 9410(Object ID G6QNCMPP7NAWBDQVJORSCLJ2XE)


Persistent ID: G6QNCMPP7NAWBDQVJORSCLJ2XE
Persistent URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/G6QNCMPP7NAWBDQVJORSCLJ2XE


Data type: Object

Dimensions (H×W(×D)): 11 × 7.5 × 3 cm


Condition: vollständig


  • Finding place

    • (unbekannt)
      Comment on this place: De Morgan (1892) und Daressy (1903) liefern keine Informationen zu den Fundumständen. Auffällig ist das gemeinsame Vorkommen der Kurzversion des sogenannten Horusstelentextes B mit anschließendem Horusstelentext D auf einigen Horusstelen. Gutekunst 1995 setzt die Horusstelen Avignon A.58, Kairo CG 9405 und Kairo CG 9410 in eine Kategorie in seiner textgeschichtlichen Studie von Horusstelentext B. Die deutlich größere Horusstele CG 9405 (32,5 cm hoch und aus Kalkstein) stammt aus dem Kom el-Qalꜥa, einem der Ruinenhügel von Memphis, südöstlich des großen Ptahtempels von Memphis. Die Inschriften von Avignon A.58 sind identisch mit denen von CG 9405, was vermuten lässt, dass Avignon A.58 aus derselben Werkstatt wie CG 9405 stammt. Horusstelentexte B und D erscheinen ebenfalls auf Horusstele Kairo JE 86778 aus dem Kom el-Rabiꜥa von Memphis und auf Horusstele Atfih+Louvre E16264 aus Atfih, ca. 60 km südlich von Memphis. Sofern die relativ seltene Textkombination (siehe Gutekunst) für eine Verortung von CG 9410 relevant sein sollte, könnte das Stück vielleicht ebenfalls aus einer memphitischen Werkstatt stammen (zwei weitere Horusstelen mit den Texten B und D sind unbekannter Herkunft: Moskau Nr. 182; Louvre E20021). Allerdings gehören die drei Horusstelen CG 9405, CG 9410 und Avignon A.58 objekttypologisch zu unterschiedlichen Typen (Sternberg-El Hotabi 1999, I, 95-96 und 99: Stelentypus I.a, I.c und II) und spricht möglicherweise auch der Produktionszeitraum der Horusstelen mit den beiden Texten B und D (ramessidisch? oder 22. bis 26./30. Dynastie) gegen ein einziges Produktionszentrum.


Current location

  • Egyptian Museum
    Inventory no(s).: CG 9410 , JE 26028
    Is at this location: Yes
    Comment on this place:
    Die Horusstele ist spätestens im Jahr 1892 gefunden oder angekauft worden, als sie sich im damals neu eröffneten Ägyptischen Museum in Giseh (Ausstellungsnummer 998: de Morgan 1892) befand. Möglicherweise war sie zuvor schon im Museum von Bulaq. Nach dem Bau des Museums am Midan Tahrir, Kairo, wurde sie dorthin transferiert und bekam die Inventarnummer JE 26028, später zusätzlich die Nummer CG 9410.


Dating: Spätzeit

Comment on dating:

  • Die Datierung erfolgt nur indirekt und beruht auf einer Kombination von stilistischen, bildtypologischen und textgeschichtlichen Merkmalen. Daressy 1903, 26 spricht von „Travail fin de la XXVIe dynstie“, d.h. „gute/qualitätsvolle Arbeit der 26. Dynastie“, ohne diese Datierung weiter zu begründen. Gutekunst 1995, 341 übernimmt Daressys Datierung, aber übersetzt fälschlicherweise als „Ende der 26. Dyn.“ („fin“ = „fein, gut; Ende“). Gutekunst (1995, 257) setzt diese Horusstele in seine texttypologische „Mittelphase“ von Horusstelenspruch B, die seiner Meinung nach in die 26.–28. Dynastie fällt. Er verweist auf die Kombination der Kurzfassung von Spruch B mit anschließendem Spruch D (sein Typus „Kf-D-Gruppe“) auf den Horusstelen Avignon A.58, Kairo CG 9405 und Kairo CG 9410, wobei beide letztere Horusstelen von ihm in Anlehnung an die nicht weiter begründete Datierung durch Daressy in die 26. Dynastie gesetzt werden, die Horusstele Avignon A.58 in die Zeit vor oder in die 26. Dynastie. Allerdings werden weitere Horusstelen von der Kurzfassung von Spruch B mit Spruch D sowohl vor als auch noch nach der 26. Dynastie datiert (nach der 26. Dynastie: Gutekunst 1995, 257 und 267; vgl. auch Quack 2018, 35-36 Anm. 62 mit Kritik am Datierungsansatz von Gutekunst; ramessidisch? [Horusstele Louvre E20021; siehe jedoch Quack 2018, 36, Anm. 65: stilistisch eher 26.–30. Dynastie]; 22. Dynastie [Osorkon I.: Horusstele von Atfih+Louvre E16264; Osorkon II.: Kairo JE 86778]). Sternberg-El Hotabi (1999, 93) datiert die Stele CG 9410 in ihre objekttypologische „Mittelphase“, d.h. 26.–29. Dynastie, ca. 660–400 v. Chr., wobei konkret die Varianten des Spruchs B gemäß der textgeschichtlichen Untersuchung von Gutekunst auf die 26. Dynastie verweisen sollen. Sternberg-El Hotabi (1999, I, 99) typologisiert den Horuscippus CG 9410 als Stelentypus II (Horuskind ist frontal dargestellt) ihrer Mittelphase (die frontale Darstellungsart des Horuskindes erscheint in der 20. Dynastie und ist Standard in der 30. Dynastie und der Ptolemäerzeit). Sie verteilt ihre Mittelphase in zwei Perioden: Ihre Stelentypen I und II der Mittelphase gehören für sie in die 26. Dynastie (ca. 660–525 v. Chr.), die übrigen in die Perserzeit (ca. 525–400 v. Chr.) (Sternberg-El Hotabi 1999, I, 102-103). Für die Datierung möglicherweise noch relevant ist die Tatsache, dass die Sprache von Spruch D neuägyptische Merkmale aufweist (Quack 2018, 36 Anm. 62 denkt an eine Textredaktion in der 18. oder frühen 19. Dynastie), während die meisten Sprüche der Horusstelen mittelägyptisch sind oder irgendwann nach der Dritten Zwischenzeit (in der Saitenzeit?) mittelägyptisch umgearbeitet wurden. Objekttypologisch sind noch die Göttervignetten auf den Schmalseiten zu erwähnen, die, sollte die Datierung in die 26. Dynastie stimmen, ein Vorläufer der später gängigen Vignettenregister sind. Die Orthographie des Artikels pꜣ als p geschrieben sowie die Orthographie des Relativpronomens n.tj als n.tt sind schon vereinzelt in der 21. Dynastie bzw. in der Dritten Zwischenzeit belegt (Erman, Neuägyptische Grammatik, 1932, 76 § 171; Jansen-Winkeln, Spätmittelägyptische Grammatik, 1996, 145 § 238 und 148 § 243) und liefert nur einen Terminus ante quem non. Der Name „Osiris“ wird einmal mit der Götterfahne (R8) determiniert, eine Orthographie, die laut Leahy erst unter Pije erscheint und kaum vor der Regierung von Psammetichus I. in der Region von Memphis belegt ist (Leahy, in: SAK 7, 1979, 145-146). Eine paläographische Datierung ist mangels publizierten Fotos der Texte nicht möglich.


Bibliography

  • – G. Daressy, Textes et dessins magiques (Catalogue général des Antiquités égyptiennes du Musée du Caire. Nos 9401-9449), Le Caire 1903, 23-26 und Taf. VII [P,H]
  • – J. de Morgan (ed.): P. Virey, Notice des principaux monuments exposés au Musée de Gizeh, Le Caire 1892, 224 (Nr. 998) (Edition 1895, 232) [K]
  • – W. Gutekunst, Textgeschichtliche Studien zum Verjüngungsspruch (Text B) auf Horusstelen und Heilstatuen, Diss., Trier 1995, 257, 259-268, 341 [K]
  • – J.F. Quack, Eine magische Stele aus dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe (Inv. H 1049) (Schriften der Philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Nr. 58), Heidelberg 2018, 35-40 [Ü,K von Horusstelenspruch D]
  • – H. Sternberg-El Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen (Ägyptologische Abhandlungen 62), Wiesbaden 1999. Teil I: Textband, 93, 99; Teil II: Materialsammlung, 37-38 [K]


File protocol

  • – Peter Dils, 20. Juli 2023


Author(s): Peter Dils
Data file created: 07/20/2023, latest revision: 07/20/2023
Editorial state: Verified

Please cite as:

(Full citation)
Peter Dils, "Horusstele Kairo CG 9410" (Object ID G6QNCMPP7NAWBDQVJORSCLJ2XE) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/G6QNCMPP7NAWBDQVJORSCLJ2XE>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 18, Web app version 2.1.3, 5/16/2023, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)
(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/G6QNCMPP7NAWBDQVJORSCLJ2XE, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)