pHannover 1976.60c, OAD Ha(Object ID 4V4IOVPS4FHJ7JAHJB52IHV2TY)
Persistent ID:
4V4IOVPS4FHJ7JAHJB52IHV2TY
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/4V4IOVPS4FHJ7JAHJB52IHV2TY
Data type: Object
Object type: Schreibblatt
Materials: Papyrus
Dimensions (H×W(×D)): 72 × 6,7 cm
Production technique: Binse
Condition: fragmentarisch
Comment on materiality
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Der Papyrus ist in fünf unterschiedlich großen Fragmenten erhalten. Zusätzlich zu einem großen Hauptfragment existieren vier einzelne kleinere Fragmente, die sich nach den darauf erhaltenen Zeichenresten eindeutig dem Beginn des Textes zuordnen lassen. Es ergibt sich eine Größe von insgesamt 72 cm Länge bei 6,5 cm Breite. Vom Beginn des Textes fehlen aber vermutlich noch weitere ein bis zwei Zeilen. Der Text auf den kleineren Fragmenten ist darüber hinaus stark beeinträchtigt, da sich Teile der oberen Papyrusschicht (die die Beschriftung trägt) abgelöst haben. Am rechten Rand des Hauptfragments sind Teile des Textes verloren. Es ist aus der Größe und Abfolge der Beschädigungen klar ersichtlich, dass diese im zusammengerollten Zustand des Papyrus entstanden sein müssen.
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Bei diesem Papyrus handelt es sich um ein Palimpsest, was für die Oracular Amuletic Decrees einzigartig ist. Der Papyrus ist in der Hauptsache auf der Seite beschrieben, bei der die Fasern vertikal verlaufen (Recto). Auf der Rückseite befinden sich lediglich noch zwei Zeilen vom Ende des Textes. Ebenfalls auf dieser Seite befinden sich Spuren einer originalen Beschriftung, die quer zum jetzigen Text verläuft (Fischer-Elfert, Magika Hieratika, 203).
- Es mag zunächst etwas irritieren, dass die Seite des Textes als „Recto“ bezeichnet wird, bei der die vertikalen Fasern oben liegen. Die Oracular Amuletic Decrees sind generell auf sehr schmalen und zum Teil enorm langen Papyrusstreifen notiert worden. Wie haben die Schreiber diese Streifen hergestellt? Die einfachste Methode ist die, einen schmalen Streifen von einer bereits vorbereiteten Rolle abzuschneiden. Edwards hat bei einer Untersuchung der Klebungen Hinweise auf genau dieses Vorgehen festgestellt (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii). So konnte er bei einer Reihe von Texten, Klebungen in regelmäßigen Abständen feststellen, die auf eine vorgefertigte Rolle hindeuten. Allerdings erwähnt er auch, dass es Texte gibt, die unregelmäßige Abstände bei den Klebungen aufweisen bzw. aufzuweisen scheinen (ebd.). Daraus zieht er den Schluss, dass es für die Herstellung der OAD keine festgelegte Methode gab, sondern die Schreiber vielmehr das Material verwendeten, das sie gerade zur Hand hatten; seien es Abschnitte einer Rolle, oder anderweitige Streifen, bzw. eine Kombination aus beidem. Als Beispiel eines zusammengestückelten Papyrus führt er insbesondere den Papyrus Paris BN 182 an, eben weil dieser mit einem Stück, bei dem aber die horizontalen Fasern oben liegen (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 27), beginnt. Ich möchte allerdings diesen Papyrus sowie auch den hier vorliegenden als wichtigen Hinweis darauf werten, dass die Schreiber in der Regel einen schmalen Streifen von einer vorbereiteten Rolle abgeschnitten haben. Das kurze Stück mit dem anderen Faserverlauf ist doch zweifelsfrei ein sog. Schutzblatt bzw. protocollon zu Beginn einer Papyrusrolle (vgl. Turner, The Terms Recto and Verso, 28–29), das in diesem Fall entgegen der allgemeinen Praxis ebenfalls beschriftet wurde. Die Klebung zeigt zudem deutlich an, dass es sich um das Recto der betreffenden Rolle handeln muss (An dieser Stelle möchte ich Nadine Quenouille für ihre papyrologische Expertise und Einschätzung sehr herzlich danken). Der Schreiber hat also den Streifen von einer neuen Rolle abgeschnitten und dann zur Beschriftung um 90 Grad gedreht. Es handelt sich also papyrologisch um eine „transversa carta“ (Turner, The Terms Recto and Verso, 29; Bülow-Jacobson, in: Oxford Handbook of Papyrology, 21–22), ähnlich wie es bei spätramessidischen Briefen zu beobachten ist (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii [7] mit Verweis auf Černý, LRL, xvii-xx).
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Finding place
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Theben
Certainty: probable
Is the original place of use: Yes
Comment on this place: Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiii) geht bei den Oracular Amuletic Decrees generell von einer Herkunft aus Theben aus, die er vor allem an den in den Texten genannten Göttern festmacht. Dies gilt auch für diesen Text, da sich unter den orakelgebenden Göttern vermutlich auch Mut, Chons von Theben-Neferhotep und Chons, das Kind befinden. Da der Beginn des Textes nicht sehr gut erhalten hat, lassen sich keine genaueren Angaben über die Götter machen.
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Current location
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Museum August Kestner
Inventory no(s).: 1976.60c
Is at this location: Yes
Comment on this place:
Der Papyrus wurde im Jahr 1976 zusammen mit anderen Amulettpapyri von der Borchardt-Cohen-Stiftung für das August Kestner Museum angekauft (Fischer-Elfert, Magika Hieratika, 181).
Dating: 21. Dynastie – 22.–23. Dynastie
Comment on dating:
- Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiii–xiv) geht von einer Datierung des gesamten Korpus der Amulettpapyri mit Orakeldekreten in die 22./23. Dynastie aus. Ein einziger Text (L7: pBM EA 10730) liefert einen Hinweis auf die Datierung, denn er ist für einen Prinzen und zukünftigen General in der Armee eines Königs Osorkon geschrieben, bei dem es sich nach Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiv) und Ritner (The Libyan Anarchy, 74) vermutlich um Osorkon I. handeln dürfte, während Jacquet-Gordon (in: GS Sauneron I, 175, n. 5; Ead., in: BiOr 20, 1963, 32) und ihr folgend Verhoeven (Buchschrift, 13) von Osorkon II. ausgehen. Diese Datierung basiert auf Textparallelen im Text auf einer Statue aus Tanis (Kairo CG 1040 + CG 881 + Philadelphia E 16159: s. Jacquet-Gordon, in: JEA 46, 1960, 23), die ursprünglich für Sethos I. angefertigt und für Osorkon II. wiederverwendet und neu beschriftet wurde (s. Sourouzian, in: FS Gaballa, 97–105). Der Text L7 wäre also in die 22. Dynastie, oder für den Fall, dass es sich ungeachtet der Parallelen doch um einen späteren Osorkon handeln würde, spätestens in die 23. Dynastie zu datieren. Nach Koenig (in: CRIPEL 9, 1987, 31) ist aufgrund der Paläographie sowie spezifischer Schreibungen mindestens für einen Teil der Texte, den hier bearbeiteten nicht mit eingeschlossen, eine Datierung in die 21. Dynastie anzunehmen.
Description
- Amulettpapyri wie der hier vorliegende Text wurden aufgerollt in einem kleinen Behälter, der aus Leder, Holz oder Metall gearbeitet sein konnte (vgl. Ray, in: JEA 58, 1972, 151–153; Bourriau/Ray, in: JEA 61, 1975, 257–258), um den Hals getragen und diente somit als Apotropaion (vgl. hierzu Roß, Schutz von Kindern, 40–44). Die Amulette wurden vermutlich in erster Linie für Kinder hergestellt (vgl. Roß, Schutz von Kindern, 26–36; Adderly, Personal Religion, 193; Edwards, HPBM 4, xvi), wobei es Hinweise darauf gibt, dass es sich um Säuglinge oder sehr junge Kinder gehandelt haben könnte (Roß, ebd.). Wilfong (in: JEA 99, 2013, 295–300) geht davon aus, dass die Länge des beschrifteten Papyrusstreifens mit der Größe des Kindes korreliert werden kann. Mittlerweile ist auch ein Orakeldekret für eine schwangere Frau belegt (pIFAO H40: Koenig, in: BIFAO 118, 2018, 233–239), doch ist der Text leider nur fragmentarisch erhalten, so dass keine Rückschlüsse auf die ursprüngliche Länge des Dokumentes erzielt werden können.
Owner: Privatperson
Bibliography
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– H.-W. Fischer-Elfert. Hannover 1976.60c: Orakeldekret zugunsten einer Tꜣ-{n.t}-dj-Mntw, geboren einer ¬My.t, in: H.-W. Fischer-Elfert, Magika Hieratika in Berlin, Hannover, Heidelberg und München, ÄOP 2, Berlin 2015, 203–219. [*T, *P, *Ü, *K]
-
– H.-W. Fischer-Elfert. So genanntes Orakeldekret zugunsten eines Mädchens namens Tadimonthu. In: M. Fansa [Hrsg.]. Ex Oriente Lux? Wege zur neuzeitlichen Wissenschaft. Ausstellungskatalog/Im Augusteum Oldenburg. Schriftenreihe des Landesmuseums für Natur und Technik 70, Mainz 2009, 325–326 [I.12]. [Ü, K].
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– M. Müller. Rez. Fischer-Elfert. Magika Hieratika, in: LingAeg 23, 2015, 335. [K]
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– G. Burkard/H.-W. Fischer-Elfert. Ägyptische Handschriften. Teil 4. VOHD XIX.4. Stuttgart 1994, 212 [314]. [K]
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– D. Meeks. Rez. Fischer-Elfert. Magika Hieratika, in: CdE 91/181, 2016, 81. [Erwähnung]
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– I. E. S. Edwards. Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series: Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom. 2 Bde. London 1960.
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– B. Bohleke. An Oracular Amuletic Decree of Khonsu in the Cleveland Museum of Art. In: JEA 83, 1997, 155–167.
-
– T. G. Wilfong. The Oracular Amuletic Decrees: A Question of Length. In: JEA 99, 2013, 295–300.
-
– A. Grams. Der Gefahrenkatalog in den Oracular Amuletic Decrees. In: SAK 46, 2017, 55–100.
- – A. Roß. Der Schutz von Kindern im alten Ägypten. Die religiösen und soziokulturellen Aspekte der Oracular Amuletic Decrees. GM Beihefte 17. Göttingen 2019.
File protocol
- Ersteingabe A. Blöbaum 15. Januar 2024
Please cite as:
(Full citation)Anke Blöbaum, "pHannover 1976.60c" (Object ID 4V4IOVPS4FHJ7JAHJB52IHV2TY) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/4V4IOVPS4FHJ7JAHJB52IHV2TY>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 18, Web app version 2.1.5, 7/26/2023, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/4V4IOVPS4FHJ7JAHJB52IHV2TY, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
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