hnn(Lemma ID 98830)
Hieroglyphic spelling: 𓉔𓈖𓈖
Persistent ID:
98830
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/98830
Lemma list: Hieroglyphic/hieratic
Word class: common noun (masc.)
Translation
Attestation in the TLA text corpus
13
Attestation time frame in the TLA text corpus:
from
2494 BCE
to
526 BCE
Spellings in the TLA text corpus:
Bibliography
-
Wb 2, 495.19-20
-
FCD 159
- Lesko, Dictionary II, 85
External references
Comments
Please cite as:
(Full citation)"hnn" (Lemma ID 98830) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/98830>, edited by Altägyptisches Wörterbuch, with contributions by Lisa Seelau, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/98830, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
Die Identifikation von hnn als „Damhirsch“ erfolgte erstmals anhand von Darstellungen dieses Tieres im Grab des Baket in Beni Hassan (BH Nr. 15; Newberry, Beni Hasan II, Tf. 4), umfassend zu Damwild in Ägypten, s. Keimer, in: Mélanges Maspero I, 273–308; Dawson, in Journal of the Linnean Society of London 39 (1934), 137–145; Nibbi, in: GM 41 (1980), 61–66; Houlihan, in: JEA 73, 1987, 238-243; Wassell, Ancient Egyptian Fauna, 24–27; Osborn/Osbornová, Mammals of Ancient Egypt, 152–155; Kitagawa, in: JEA 94 (2008), 209–222; Bohms, Säugetiere, 88–90 [8]. Bereits Rosellini hatte die Tiere als Damwild erkannt (Rosellini, Monumenti Civili, Atlas, Tf. 20 [3, 6] sowie Kommentar (Monumenti Civili I, 212): „cervo“, d.h. „Hirsch“). Weitere Darstellungen mit Beischrift bestätigen dies, so z.B. in der Mastaba von Ti (5. Dyn., Saqqara, Steindorff, Grab des Ti, Taf. 128) oder im Grab des Ahanacht (11. Dyn, Deir el-Berscha, Griffith/Newberry, El Bersheh II, 35, Taf. 16; eine Zusammenstellung des Materials bietet Keimer, Mélanges Maspero I, 277–288), auch wenn die Bezeichnung hnn im Grab des Ibi in Deir el Gebrawi ebenfalls bei der Abbildung von Steinböcken vorkommt (Davies, Deir el Gebrawi I, Taf. 11; Kanawati, Deir El-Gebrawi II, 45, Taf. 24). Spätestens bei Brugsch (Brugsch, Wb 3, 904) findet sich neben „Hirsch“ die Präzisierung „Cervus Dama (Linn.), der Dam-Hirsch, Hirsch; daim, cerf“.
Schon Rosellini (Monumenti Civili I, 212) ebenso wie später Keimer (in: Mélanges Maspero I, 295) verwies auf die koptische Bezeichnung ⲉⲓⲟⲩⲗ für Hirsch (bzw. allgemein für einen Geweih-/Hornträger; Crum, Dict., 77a: „hart, hind“: „Hirsch, Hirschkuh/Hinde“), die auf jꜣ~yw~rʾ (Wb 1, 38.16) zurückzuführen ist, s. Cerný, CED, 46; Vycichl, Dict. étym., 62; vgl. ebenfalls Vittmann, in: WZKM 86 (1996), 437; Quack, in: Fs Voigt, 310. Hoch (Sem. Words, 17 [1]) spricht sich eher für die Bedeutung „Widder“ aus. Das semitische Lehnwort tritt für die ägyptische Bezeichnung hnn ein und ist spätestens am Ende des Neuen Reiches sowie demotisch als ꜣywr (EDG, 1; CDD A, 2) belegt.
Laut Keimer (Mélanges Maspero I, 274, 295, 301) war der Damhirsch der einzige Vertreter der Familie der Hirsche (Cervidae) in Ägypten und dort vielleicht schon in der 18. Dynastie ausgestorben, s. hierzu auch Wassell, Ancient Egyptian Fauna, 25. Unsicherheit herrscht über die Damhirschart, die ursprünglich in Ägypten heimisch gewesen sein könnte. Hilzheimer (in: Zeitschrift für Säugetierkunde 1 (1926), 152–169) identifizierte auf der Basis von altägyptischen Darstellungen sowie einem aus Ägypten stammenden Geweih im Berliner Museum für Naturkunde (Nr. 27088) einen spezifisch ägyptischen Damhirsch, den er zu Ehren des damaligen Leiters des ägyptischen Museums in Berlin, Heinrich Schaefer, als Dama schaeferi bezeichnete. Dies ist heute nicht mehr akzeptiert, vielmehr geht man davon aus, dass es sich auch bei den ägyptischen Tieren um den Mesopotamischen Damhirsch (D. dama mesopotamica) handelt, s. Boessneck, Tierwelt, 39; Wassell, Ancient Egyptian Fauna, 26. Eine (Neu)bewertung und Analyse von Knochenbefunden lässt Kitagawa (in: JEA 94 (2008) 209–222) zu dem Schluss kommen, dass Damwild womöglich niemals in Ägypten heimisch war. Dies gründet sie auf zwei Hauptargumente: (1) Es gibt vor der 13. Dynastie keine sicheren Knochenbefunde aus Unterägypten. (2) Knochen vom Damwild treten insbesondere im Befund von Qantir/Piramesse auf, wobei der Schwerpunkt in den Schichten der 18. und 19. Dynastie liegt. Sowohl Knochen vom Mesopotamischen als auch vom Europäischen Damhirsch sind dort nachgewiesen, was auf Haltung und eventuell sogar Zucht von importierten Tieren deutet.
Die jüngsten Abbildungen von Damhirschen befinden sich im Grab des Petosiris in Tuna el-Gebel (Opferträger, Soubassement in der Kapelle: Lefebvre, Petosiris I, 148 [27], 182 [13], III, Taf. 35, 48, 49; Cherpion/Corteggiani/Gout, Pétosiris, 147–148 [scène 93, 26–28], 118 [scène 88, 11–13]). Aufgrund der Gestaltung des Geweihs könnte es sich hier auch um Darstellungen des Europäischen Damhirsches (D. dama dama) handeln. Die gesamte Dekoration des Grabes ist allerdings in einem stark griechisch beeinflussten Stil gestaltet (vgl. Lembke, in: Lembke/Prell, Petosiris-Nekropole I, 14), so dass die Gestaltung des Geweihs entweder auf griechische Vorbilder oder eventuell auch auf die Darstellung eines importierten Tieres zurückgeführt werden muss, vgl. hierzu Keimer, in: Mélanges Maspero I, 287.
Die Verwendung des Geweihs ist auch medizinisch bezeugt. So ist db n(.j) hꜣnn: „Geweih vom Damhirsch/Hirschhorn“ (Wb 2, 495.19–20; DrogWb 575) in Eb 259 in einem Mittel zum Kühlen des Kopfes bezeugt, (Popko, Papyrus Ebers: Übersetzung und Kommentar, Eb 259: http://sae.saw-leipzig.de/detail/dokument/papyrus-ebers/ 19.07.2018) sowie in zwei Rezepten zur Herstellung von Räuchermitteln in Bln 69 und 70 (Brose, Papyrus Berlin P 3038: Übersetzung und Kommentar, Bln 69, 70: http://sae.saw-leipzig.de/detail/dokument/papyrus-berlin-p-3038/ 19.07.2018). Ebenfalls im Kontext von Räuchermitteln zur Behandlung von Ohren ist Hirschhorn in einem leider nicht vollständig erhaltenem Rezept auf dem Ostrakon Louvre E 3255 (Z. 2) belegt (Blöbaum, Ostrakon Louvre E 3255: Übersetzung und Kommentar: http://sae.saw-leipzig.de/detail/dokument/ostrakon-louvre-e-3255/ 20.07.2018).
A. Blöbaum 20.10.2019
Commentary author: Strukturen und Transformationen; with contributions by: Anke Blöbaum ; Data file created: 10/20/2019, latest revision: 09/14/2022