hbhb(Lemma ID 98210)
Hieroglyphic spelling: đđđđđđ
Persistent ID:
98210
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/98210
Lemma list: Hieroglyphic/hieratic
Word class: verb (4-rad.)
Translation
Attestation in the TLA text corpus
5
Attestation time frame in the TLA text corpus:
from
1515
BCE
to
30
BCE
Bibliography
-
Wb 2, 488.1-2
-
MedWb 564
- Wilson, Ptol. Lexikon, 603
External references
Comments
Please cite as:
(Full citation)"hbhb" (Lemma ID 98210) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/98210>, edited by AltÀgyptisches Wörterbuch, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 18, Web app version 2.1.3, 5/16/2023, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the SÀchsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/98210, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
hbhb: Ein redupliziertes Verb, von der Wurzel hbuÌŻ: âdurchziehenâ hergeleitet, vgl. etwa Otto, in: ZĂS 79, 1954, 43. In den medizinischen Texten kommt es im VeterinĂ€rmedizinischen Papyrus Kahun, KV 67 (in zerstörtem Kontext), in Eb 856a und im Schlangenpapyrus, Brk §§ 71b und 74a vor. WĂ€hrend Wb 2, 488.1-2 die ersten beiden Belege (der Schlangenpapyrus war zu der Zeit noch unbekannt) unter einem Verb hbhb âSchmerzen vertreiben; den Angreifer zurĂŒckweisenâ ablegt (und Eb 856a auf DZA 26.346.710 dementsprechend mit âVertreibenâ ĂŒbersetzt) und es von einem gleichradikaligen Verb hbhb: âeinen Ort durchziehen, betretenâ (Wb 2, 487.21-25) trennt, sieht MedWb 2, 564 in dem hbhb von KV 67 und Eb 856a dasselbe Wort mit der Bedeutung âdurchziehenâ (wobei es dem Beleg im VeterinĂ€rpapyrus eine transitive Bedeutung zugesteht; fĂŒr eine Diskussion dieser Stelle s. Dils: VeterinĂ€r-Papyrus. In: Science in Ancient Egypt. URL: https://sae.saw-leipzig.de/de/dokumente/veterinaer-papyrus?version=13, letzter Fall, Anm. 11). Die Ăbersetzungen von Eb 856a folgen gewöhnlich dem MedWb und gehen davon aus, dass darin vom âUmherziehenâ (u.Ă€.) der wáž«d.w-Stoffe im menschlichen Körper die Rede ist.
Diese Bedeutung ist aber keinesfalls sicher: Zwar scheint das Verb hbhb mit laufenden Beinchen seinen Belegen nach tatsĂ€chlich âdurchziehenâ (etwa von SĂŒmpfen, TĂ€lern oder FremdlĂ€ndern) zu bedeuten. Allerdings kann es auch eine eher destruktive Bedeutung haben und ein Töten oder Vernichten meinen: In der Lehre des Amenemope wird der Angesprochene angewiesen, die âFurche eines anderenâ nicht hbhb zu machen (vom Wb dem Verb âdurchziehenâ zugeordnet, Wb 2, 487.25, obwohl es eigentlich besser zu dem anderen hbhb gepasst hĂ€tte). Im ptolemĂ€erzeitlichen Ritual zum Schutz der Neschmet-Barke steht es parallel zu den Verben hp: âbeseitigenâ und dr: âbeseitigen, vernichtenâ, s. https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBUBd98tEXnz4UCDtCNkaKC3FE8, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 29.8.2023). In Kom Ombo ist von Haroeris gesagt, dass er hbhb mache mit denen, die ihn angreifen (DZA 26.346.740). Vielleicht kann man auch die Stelle im zweisprachigen Papyrus Rhind hierzu stellen, die bei aller Unklarheit der Stelle doch anscheinend hieratisches hbhb zumindest inhaltlich parallel setzt mit demotischem jr gne: âUnheil antunâ o.Ă€. (DZA 26.346.760, vgl. Spiegelberg bei Möller, Papyrus Rhind, 76, Anm. 27). Zu dieser Bedeutung passt auch der Klassifikator: In Eb 856a ist das Wort mit Pflug und schlagendem Mann geschrieben, bei Amenemope mit Kreuz und schlagendem Mann, im Papyrus Rhind mit Messer und schlagendem Arm und im Schlangenpapyrus sowie in Kom Ombo mit Kreuz und schlagendem Arm. (In KV 67 ist es dagegen nur mit dem Pflug klassifiziert.)
BezĂŒglich Eb 856a verweist MedWb zur Untermauerung der Bedeutung âdurchziehenâ auf die Parallele in Bln 163a, wo das Verb ht statt hbhb steht (MedWb 2, 574 = Wb 2, 479.12). Auch dieses Verb ist mit den laufenden Beinchen klassifiziert, wie das intransitive hbhb, und hier gibt MedWb die intransitive Bedeutung âumherziehenâ. Diese gewinnt MedWb â sicher neben dem Klassifikator â aus dem Vergleich zwischen dem ht wáž«d.w in Bln 153 und 163 sowie dem áž«diÌŻ áž«ntiÌŻ wáž«d.w in Bln 161. Doch dieser Vergleich ist nicht ganz korrekt: Die Passage in Bln 161 gehört zur Beschreibung der Krankheitserscheinungen des Patienten, in Bln 153 und 163 gehören die Phrasen dagegen zu den Ăberschriften, und es geht darin um zp.w n.w hbhb wáž«d.w: âMittel zum hbhb wáž«d.wâ. Bei der Konstruktion zp.w n.w + Infinitiv steht in den medizinischen Texten ĂŒblicherweise ein Verb, das das Beseitigen einer Krankheit ausdrĂŒckt (Belege in MedWb 2, 737, s.v. sp IV.a.1) und nicht, wie es bei einem intransitiven ht der Fall wĂ€re, ein Verb, das das Verhalten einer Krankheit beschreibt. Besonders aufschlussreich ist vor diesem Hintergrund Bln 153 mit der in sich parallelen Formulierung zp.w n.w smêŁ wáž«d.w zp.w n.w ht n.w wáž«d.w (in diesem Fall mit indirektem Genitiv statt direktem nach ht): Hier scheinen smêŁ: âtötenâ und ht parallel gebraucht, scheinen also dieselbe inhaltliche Aussage zu treffen. Daher könnte auch ht eben eine destruktive Bedeutung haben und wĂŒrde damit eine ebensolche Deutung von hbhb in Eb 856 stĂŒtzen. In dieselbe Richtung deuten die beiden Belege im Schlangenpapyrus, wo das Verb in der Behandlungsanweisung steht: hbhb jm (§ 71a) bzw. hbhb dm.wt jm (§ 74a). An der zweiten Stelle ist erneut die Krankheitserscheinung im weiteren Sinne, in diesem Fall die Bisswunde, das semantische Objekt und nicht das semantische Subjekt. Dasselbe wird in der ersten Stelle der Fall sein, auch wenn sie nicht derart eindeutig ist.
Der Inhalt von Eb 856 hilft nur wenig bei der Entscheidung, ob in der Ăberschrift vom Umherziehen oder vom Vertreiben der Krankheitsauslöser die Rede ist, denn beides wĂŒrde passen.
Die genaue Nuance eines solchen hbhb lĂ€sst sich nicht genau festmachen. Der spĂ€te Beleg im Buch vom Schutz der Neschmet-Barke (s. oben) wird parallel mit hp und dr gebraucht, was auf eine Bedeutung wie âbeseitigenâ oder âvernichtenâ hindeutet. Das ht von Bln 153 wird parallel zu smêŁ: âtötenâ verwendet, und man fragt sich, ob es vielleicht sogar im Sinne einer Steigerung zu verstehen ist. Der in https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBcChFgz1S3Rx0Z0q54pYx0IEfQ, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 29.8.2023) in Eb 856a gemachte Vorschlag âausmerzenâ ist zugegebenermaĂen rein spekulativ.
Eine andere Nuance scheint dagegen in KV 67 vorzuliegen, wo das semantische Objekt keine Krankheit oder Verletzung, sondern die betroffene Körperstelle ist: ê„.wt nb.t: âalle Gliederâ (des betroffenen Rindes) (https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/IBcDNf7wttCZ7EZcuAWgpdsMQ4w, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 29.8.2023)). Da dieser Beleg auch ohne schlagenden Arm geschrieben ist, fragt sich, ob ĂŒberhaupt dasselbe Verb vorliegt, oder ob nicht in diesem Fall tatsĂ€chlich die Bedeutung âeinen Ort durchziehen, betretenâ vorliegt. Falls doch dasselbe Verb gemeint ist, könnte die Kombination dieser beiden Gebrauchsweisen auf eine Grundbedeutung âdurchdringenâ o.Ă€. hinweisen, als etwas aktivere Handlung als ein einfaches âdurchziehenâ von TĂ€lern, die auch Auswirkungen auf den durchzogenen Ort haben kann. Die Natur des direkten Objektes könnte dann den Unterschied ausmachen, ob das âDurchdringenâ eine positive Wirkung hat (nĂ€mlich das heilende Durchdringen von krankhaften Körperstellen mit Heilmitteln) oder eine negative Wirkung (eine gleichzeitige Zerstörung des Durchdrungenen).
Literatur:
â H. von Deines, W. Westendorf, Wörterbuch der medizinischen Texte. Zweite HĂ€lfte (h-áž), GrundriĂ der Medizin der alten Ăgypter VII.2 (Berlin 1962).
â G. Möller, Die beiden Totenpapyrus Rhind des Museum zu Edinburg, Demotische Studien 6 (Leipzig 1913).
â E. Otto, Die Verba Iae inf. und die ihnen verwandten im Ăgyptischen, in: Zeitschrift fĂŒr Ă€gyptische Sprache und Altertumskunde 79, 1954, 41-52.
L. Popko, 29. August 2023.
Commentary author: Strukturen und Transformationen; Data file created: 08/29/2023, latest revision: 08/29/2023