hq(Lemma ID 859894)
Persistent ID:
859894
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/859894
Lemma list: Hieroglyphic/hieratic
Word class: common noun (masc.)
Translation
Attestation in the TLA text corpus
4
Attestation time frame in the TLA text corpus:
from
1213 BCE
to
712 BCE
Spellings in the TLA text corpus:
Bibliography
- MedWb 573
Comments
Please cite as:
(Full citation)"hq" (Lemma ID 859894) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/859894>, edited by Altägyptisches Wörterbuch, with contributions by Andrea Sinclair, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/859894, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
hq oder hꜣqꜣ: Ein (dämonisches) Leiden oder eine Art von Kopfschmerz im Bereich der Schläfe, das/der vielleicht mit Übelkeit oder Erbrechen einhergeht.
Im Papyrus Chester Beatty V Vso (= pLondon BM EA 10685, Vso. 6,5–9) folgen nach Sprüchen zur Beschwörung von gs-tp und zur Beseitigung von gs-mꜣꜥ mindestens zwei Sprüche zur Beschwörung von hq oder hꜣqꜣ. Deshalb wird angenommen, dass dieses hq wie gs-tp und gs-mꜣꜥ ein mögliches Symptom von Migräne sein könnte. Die Orthographie ist im Papyrus Chester Beatty V syllabisch geschrieben, dies muss aber nicht bedeuten, dass ein Fremdwort vorliegt. Das Wort ist mit einem doppelten Klassifikator versehen: der spuckende Mund (D26) und der Mann mit Hand am Mund (A2). Im Text wird die Krankheit aufgefordert, auszufließen und aus der linken Schläfe herauszukommen. Ein weiterer Beleg für hq findet sich in einem Oracular Amuletic Decree (pLondon BM EA 10321 = L5 Vso x+49) in einem Abschnitt, in dem der Patient vor Leiden im Bereich des Kopfes bewahrt werden soll: ꜥ n.j srj (Anfall von Husten), ꜥ nb n.j ꜥfnj (irgendein Anfall von einer Art Blindheit oder Sehbehinderung? s. ꜥfn.w „Umhüllung“ (Wb 1, 183.5)), ꜥ nb n.j hq sowie vor šnn ḏꜣḏꜣ (ein Kopfleiden), gs-mꜣꜥ (ein Symptom von Migräne), ṯꜣw r-r=w (widriger Lufthauch?), ḥdp nb (irgendein Niederwerfen?), šnn jr.t nb.t (irgendein Augenleiden). Der Klassifikator ist erneut der spuckende Mund (D26).
Schon Gardiner, Chester Beatty Gift, 51 hat hq als „an (...) unidentified affection of the forehead“ beschrieben. Edwards, Oracular Amuletic Decrees, 33, Anm. 28 zweifelt eine „Stirnerkrankung“ wegen der Reihenfolge der aufgelisteten Leiden im Orakeldekret an. MedWb = Grundriss der Medizin VII/2, 573 verweist auf die Nähe zu gs-tp und dem Ausfließen aus der linken Schläfe und vermutet, dass es sich um „eine Art Migräne“ handeln könnte. Die Determinative des spuckenden Mundes und des Mannes mit Hand am Mund, sowie die Tatsache, dass die Krankheit ausfliessen soll, führen Westendorf (Handbuch Medizin, 69 und Anm. 95; 141 mit Anm. 72) dazu, nicht von einer Art von Migräne selbst zu sprechen, sondern eher von einer Begleiterscheinung wie Erbrechen. Auch Pommerening (Von Impotenz und Migräne, 2010, 170 und 171) meint, dass sich möglicherweise Übelkeit und Schwindel hinter der hq-Erkrankung verbergen. (Denkt sie wegen der Nennung der Schläfe an Schwindel?) In der griechischen Medizin laufen solche Erscheinungen laut Pommerening nicht unter ἡμικρανία (~ Migräne), sondern unter ἑτεροκρανία. Hannig, Handwörterbuch. Marburger Edition, 530 {19194} beschränkt sich auf „e. Kopfkrankheit“; Lesko, Dict. II, 88 hat nur „(ailment)“.
Edwards, in: JEA 54, 1968, 158, Anm. (g) vermutet, dass der Name des Dämons Sehaqeq eine Kausativbildung der Wurzel hqq, selbst eine Geminierung von hq, sein könnte, und dass dieser daher möglicherweise verantwortlich für das Kopfleiden hq sei (übernommen von Eschweiler, Bildzauber, 69-70; erwähnt von Quack, in: ZDMG 146, 1996, 511). Fischer-Elfert, Magika Hieratika, 230-248 findet weitere Indizien für Sehaqeq als Verursacher von Kopfleiden. Leider fehlen für die Wurzel hq oder für den Namen des Dämons bislang Schreibungen mit dem spuckenden Mund (D26) oder dem Mann mit der Hand am Mund (A2) und Fischer-Elfert erwägt einen nubischen Ursprung für den Namen des Dämons. Borghouts (The magical Texts of Papyrus Leiden I 348, Leiden 1971, 110-111, Anm. 224) nennt einen möglichen Zusammenhang zwischen der Krankheit hq, der Wurzel hq „aufbrechen“ (Wb 2, 503.2; MedWb 573–574), der Wurzel nhq „quälen, irritieren (?)“ (Wb 2, 503.2; MedWb 573–574) (2 verschiedene Verben) und dem Namen des Dämons Sehaqeq.
- Tanja Pommerening, Von Impotenz und Migräne — eine kritische Auseinandersetzung mit Übersetzungen des Papyrus Ebers, in: Writings of Early Scholars in the Ancient Near East, Egypt, and Greece: Translating Ancient Scientific Texts, Beiträge zur Altertumskunde 286, ed. Annette Imhausen and Tanja Pommerening (Berlin: De Gruyter, 2010), 153–74 (hier vor allem 164–71).
P. Dils (Artikel verfasst im Jan. 2020)
Commentary author: Strukturen und Transformationen