88,4-12 = Eb 726-732: Heilmittel gegen Dornen(Text-ID UIWX3PKRK5BLZJPCKAJSFRPWIY)


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Datentyp: Text

Kommentar zur Datierung:

  • Die Datierung des Papyrus Ebers basiert im Wesentlichen auf der Paläographie, wofür Ebers Handschriften der 18. Dynastie zum Vergleich heranzieht, namentlich pBoulaq 18 (inzwischen jedoch in die 2. Zwischenzeit datiert), das Amenophis-Ritual des pTurin Cat. 1876 (inzwischen jedoch in die 20. Dynastie datiert) sowie die Berliner Lederrolle (Ebers, Papyros Ebers, Bd. 1, 3-4). Erman argumentiert aus paläographischen und orthographischen Gründen dafür, die Papyri Rhind (aufgrund einer Datierungsangabe in die ausgehende Hyksoszeit zu datieren), Westcar und Ebers als etwa zeitgleich anzusehen (Erman, Die Märchen des Papyrus Westcar, Bd. 2, Glossar, Palaeographische Bemerkungen und Feststellung des Textes, Königliche Museen zu Berlin. Mittheilungen aus den orientalischen Sammlungen 4, Berlin 1890, 38-44 und 54). Dem schließt sich auch Möller an (Möller, Hieratische Paläographie I, 20).
  • Der Ebers-Kalender auf der Rückseite des Papyrus wird als Hinweis für die zeitliche Einordnung des Textes gewertet. Dabei verkompliziert die Einbeziehung des Kalendariums und des darin eingebetteten Königsnamens die Redaktionsgeschichte des Papyrus. Eisenlohr datiert die Niederschrift des Kalenders in das 2. Jh. v. Chr. und vermutet in der Kartusche eine Schreibung des Namens von Kleopatra III.: "Die Schrift ist spät hieratisch und nähert sich derart dem Demotischen, dass sie eher nach als vor 200 ante Chr. gesetzt werden dürfte." (Eisenlohr, in: ZÄS 8, 1870, 165. Zu einer Spätdatierung des Kalenders siehe außerdem: K. Riehl, Das Sonnen– und Siriusjahr der Ramessiden mit dem Geheimniss der Schaltung und das Jahr des Julius Cäsar, Leipzig 1875, 349-363 und D. Dimitriadis, Über fremde Körper, Würmer und Insekten im menschlichen Ohr und ihre Behandlung von der ältesten Zeit bis heute, Athen 1909, 191 (Hinweis R. Scholl)). Über die Abfassungszeit des medizinischen Textes äußert Eisenlohr sich aber nicht. Ebers schließt dagegen kategorisch aus, dass der Text aus der Ptolemäerzeit stammt (Ebers, in: ZÄS 11, 1873, 41). Er schreibt zwar, dass der Schreiber der Seitenzahlen von 1-60 mit dem des Kalenders identisch sein muss, trifft jedoch zunächst keine Aussagen über dessen zeitliches Verhältnis zum Schreiber des medizinischen Textes (Ebers, in: ZÄS 12, 1874, 3-4). Später zieht er die Zahlen der Paginierung und den Haupttext gleichermaßen für seinen paläographischen Abgleich heran und datiert den Kalender explizit in das 16. Jh. v. Chr. und die 18. Dynastie, also ungefähr zeitgleich mit dem medizinischen Hauptteil (Papyros Ebers, Bd. 1, 3-4, 9). Da die Nummerierung der Seitenzahlen bis 60 nach dem Abfassen des Haupttextes hinzugefügt wurde und das Kalendarium von der gleichen Hand geschrieben worden ist wie die Seitenzahlen, kann man davon ausgehen, dass das Kalendarium später als der Haupttext niedergeschrieben worden ist. Zur Lesung des Königsnamens im Kalendarium hat schließlich Erman nachgewiesen, dass er Djeser-ka-Re zu lesen und damit Amenophis I. gemeint ist (Erman, Märchen des Papyrus Westcar, Bd. 2, 56-60).


Information zur Zeilen-/Kolumnenzählung

  • Kolumnenzählung nach Originalpaginierung; Zeilenzählung nach Original, Rezeptzählung nach Wreszinski.
  • Die Auftrennung der Übersetzung des pEbers im TLA in separate „Einzeltexte“ erfolgt hauptsächlich entlang der durch ḥꜣ.t-ꜥ-m gekennzeichneten Rezeptgruppenanfänge. Eine dieser Rezeptgruppen beginnt mit Eb 705. Der nächste durch ḥꜣ.t-ꜥ-m gekennzeichnete Einschnitt erfolgt erst bei Rezept Eb 739, das eine Rezeptgruppe zur Zahnbehandlung einleitet. Dieser Struktur folgen im Weitesten auch die drei Standardwerke zur ägyptischen Medizin: Nach der Gliederung des pEbers im Grundriß der Medizin II, 114-133 bilden die Rezepte Eb 705-738 die 32. Rezeptgruppe, nach Bardinet, Papyrus médicaux, die 24. Rezeptgruppe. Westendorf, Handbuch Medizin, 30 trägt dem Umstand Rechnung, dass diese Gruppe Rezepte gegen verschiedene Phänomene enthält, und unterteilt sie noch einmal in die Gruppe „f32“ = Eb 705-707, „Heilmittel gegen das špn-Phänomen“ (als das diese Gruppe durch die Überschrift von Eb 705 ausgewiesen wird) sowie die Gruppe „f32a“ = Eb 708-738, eine „Gruppe (ohne eigene Überschrift) mit Mitteln zur Behandlung der Körperoberfläche“.
  • Im Folgenden wird eine von der Standardgliederung etwas abweichende Struktur vorgeschlagen. Dies begründet sich v.a. darin, dass der Schreiber nach dem Ende von Eb 725, in Zeile 88,3, den Rest der Zeile und danach weitere ein bis zwei Zeilen freiließ, bevor er mit Rezept Eb 726 fortfuhr. Dafür, dass in diesen zweieinhalb Zeilen ein Rezept gestanden hat, das nachträglich getilgt wurde, gibt es keine Anzeichen; dieser Abschnitt ist also von Beginn an freigelassen worden. Die Rezepte 726-732 sind gegen Dornen/Stacheln gerichtet. Nach Eb 732 folgen weitere eineinhalb leergelassene Zeilen, bevor mit den Rezepten 733-738 ein Rezept gegen die ḥmw.t-zꜣ-Hautkrankheit und fünf Rezepte gegen das wꜣšš-Phänomen folgen (d.h. vier + ein nachgetragenes). Dieses merkwürdige Layout ist bislang nur von Grapow, in: ZÄS 84, 1959, 42 angemerkt worden, ohne dass er aber weitere Konsequenzen zog: „Auffallend ist in Kolumne 88 die Niederschrift der kleinen Gruppe von sieben Rezepten mit der Überschrift ‚Was man macht um einen Stachel herauszuziehen, der im Fleisch steckt [d.h. Eb 726-732, L.P.]‘. Diese Gruppe ist völlig isoliert vom vorhergehenden [Eb 705-725, L.P.] und vom folgenden Text [Eb 733-738, L.P.]: vor ihr sind zwei Zeilen leer gelassen und hinter ihr eine.“


Bibliographie

  • http://papyri.uni-leipzig.de/receive/UBLPapyri_fragment_00000780 [*P]
  • http://papyrusebers.de [*P]
  • – G. Ebers, Papyros Ebers. Das hermetische Buch über die Arzneimittel der alten Ägypter in hieratischer Schrift, Leipzig 1875, Tf. 88 [*F]
  • – H. Grapow, Grundriß der Medizin der alten Ägypter V. Die medizinischen Texte in hieroglyphischer Umschreibung autographiert, Berlin 1958, 369-370 [*T]
  • – W. Wreszinski, Der Papyrus Ebers: Umschrift, Übersetzung und Kommentar (Die Medizin der alten Ägypter 3), Leipzig 1913, 179-180 [*T]
  • – T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Egypte pharaonique. Traduction intégrale et commentaire, Paris 1995, 352-353 [*Ü,*K]
  • – H. von Deines, H. Grapow, W. Westendorf, Grundriß der Medizin der alten Ägypter. Übersetzung der medizinischen Texte, Berlin 1958, IV/1, 212-213; IV/2, 162-163 [*Ü,*K]
  • – B. Ebbell, The Papyrus Ebers. The Greatest Egyptian Medical Document, Copenhagen 1937, 102-103 [Ü]
  • – W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin (HdO I.36.1+2), Leiden u.a. 1999, 669-670 [*Ü]
  • – T. Pommerening, Neues zu den Hohlmaßen und zum Medizinalmaßsystem, in: S. Bickel, A. Loprieno (Hgg.), Basel Egyptology Prize 1. Junior Research in Egyptian History, Archaeology, and Philology (Aegyptiaca Helvetica 17), Basel 2003, 201-219 [*K zum Maßsystem]


Datensatz-Protokoll

  • L. Popko, Erstaufnahme, 11. Juli 2017 (Transkription, Übersetzung, Lemmatisierung).
  • F. Langermann, August 2017 (Hieroglypheneingabe)
  • L. Popko, August 2017 (Kontrolle Hieroglypheneingabe)


Autor:innen: Lutz Popko; unter Mitarbeit von: Florence Langermann, Altägyptisches Wörterbuch, Daniel A. Werning
Datensatz erstellt: 11.07.2017, letzte Revision: 14.10.2024
Redaktionsstatus: Verifiziert

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Lutz Popko, unter Mitarbeit von Florence Langermann, Altägyptisches Wörterbuch, Daniel A. Werning, "88,4-12 = Eb 726-732: Heilmittel gegen Dornen" (Text-ID UIWX3PKRK5BLZJPCKAJSFRPWIY) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/UIWX3PKRK5BLZJPCKAJSFRPWIY>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 18, Web-App-Version 2.1.5, 26.7.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/UIWX3PKRK5BLZJPCKAJSFRPWIY, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)