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msw(.t) ḥtrj: Die Geburt von Zwillingen birgt auch heutezutage noch Risiken, so ist es gut nachvollziehbar, dass auch in dem hier vorliegenden Kontext einer Aufzählung von Risiko-Geburten dieses Beispiel genannt wird. Die Geburt von Zwillingen wird ebenfalls in einem weiteren Amulettdekret, dem Papyrus IFAO H 40 (B, x+4) genannt, s. Koenig, in: BIFAO 118, 2018, 236. Dort ist die Situation noch präzisiert durch den Zusatz ḫꜥr wꜣ „Wobei einer (von den Zwillingen) wütet bzw. wütend ist“, was zusätzlich auf Komplikationen während der Geburt hindeutet, s. Arnette, in: BIFAO 117, 2017, 48–49. Es handelt sich bei diesen beiden Belegen um die frühesten Bezeugungen des Begriffs ḥtr in der Bedeutung „Zwilling“ (Wb 3, 199.6–7), s. Koenig, in: BIFAO 117, 2017, 236 [22].
Auch im Papyrus IFAO H40 scheint es sich um eine Aufzählung verschiedener Geburtssituationen zu handeln, doch ist der Kontext nicht sehr gut erhalten und weitere Parallelen zum hier besprochenen Text liegen nicht vor. Allgemein zu Zwillingen im Alten Ägypten, s. Arnette, in: BIFAO, 117, 2017, 29–75, mit Hinweisen auf ältere Untersuchungen. -
msw(.t) Ḥr.w: Der Begriff msw.t Ḥr.w „Geburt des Horus“ (Wb 2, 141.9) bezeichnet generell den 2. Schalttag der Epagomenen als Geburtstag des Gottes Horus. Hier ist der Begriff aber sicher in einer anderen Bedeutung gemeint, da es sich um die Aufzählung von tendenziell gefährlichen bzw. risikoreichen Geburts-Situationen handelt. Edwards (HPBM 4, Bd. 1, 66 [67]) geht hierbei davon aus, dass es sich um die Geburt einer Halbwaise handeln dürfte, bei der der Vater (wie Osiris) zum Zeitpunkt der Geburt bereits verstorben war (vgl. Faulkner, in: JEA 54, 1968, 40–44; Griffith, in: JEA 56, 1970, 194–195; Guiter, in: BIFAO 101, 2001, 235; Donnat, in: RdE 63, 2012, 93; Arnette, in BIFAO 117, 2017, 47), wobei er in der „Geburt des Amun“ bzw. einer „Amuns-Geburt“ msw(.t) Jmn (belegt in pParis Louvre E 25354 (P3), 72–76: Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 86, Bd. 2, pl. 33; vgl. Donnat, in: RdE 63, 2012, 93) die der Horus-Geburt entgegenstehende positive Situation vermutet.
Da sich der Verlust des Vaters eher negativ auf die Kindheit auswirken dürfte und nicht auf den Geburtsvorgang als solchen, gehen einige Forscher davon aus, dass mit diesem Beleg eventuell auf eine späte oder aber wahrscheinlicher auf eine Frühgeburt (des Horus) hingewiesen sein könnte (s. Forgeau, Horus-fils-d’Isis, 347–348; Donnat, in: RdE 36, 2012, 93–94, zu Frühgeburt allgemein, 90–93; Arnette, Regressus ad uterum, 103–104). Eine Beschreibung des Horus als Frühgeborener kennen wir aus der Überlieferung von Plutarch (Isis und Osiris, 19, 358D, s. Arnette, Regressus ad uterum, 104), doch gibt es nur wenige und nicht sehr eindeutige Hinweise, um diesen Teil des Mythos in der altägyptischen Tradition zu verorten, wie beispielsweise im Papyrus Boulaq 6 (rto. III, 1–8: Koenig, Papyrus Boulaq 6, 34–39; Forgeau, Horus-fils-d’Isis, 347; Arnette, Regressus ad uterum, 103) und in der vorliegenden Textstelle (vgl. Forgeau, Horus-fils-d’Isis, 347–348; Donnat, in: RdE 63, 2012, 93–94; Arnette, Regressus ad uterum, 104). Ohne weiterführende Hinweise ist es schwierig, im Begriff „Horus-Geburt“ einen terminus technicus für eine Frühgeburt zu erkennen. Es kann aus der vorliegenden Textstelle lediglich erschlossen werden, dass eine so bezeichnete Geburt als Risiko für Mutter und Kind eingeschätzt wurde, ohne jedoch die Ursachen für dieses Risiko sicher bestimmen zu können. -
msw(.t) ḏꜣ.t: Aus dem Kontext geht eindeutig hervor, dass mit dem Begriff msw.t ḏꜣ.t um die Beschreibung einer risikoreichen bzw. problematischen Geburtssituation handeln muss. Edwards (HPBM 4, Bd. 1, 66 [68]) verbindet den Begriff mit dem Wort ḏꜣy.t „Widergesetzlichkeit, Übertretung, Übel“ (Wb 5, 518.3–18) und fasst die Stelle daher als Beschreibung einer Fehlgeburt oder als Geburt eines missgebildeten Fötus auf. Der Begriff wird im Kontext zusammen mit msw.t Ḥrw der „Geburt eines Horus“ und msw.t ḥtrj „Geburt von Zwillingen genannt. Die Parallelität der Begriffe, deutet darauf hin, dass ḏꜣ.t sich auf den Fötus beziehen sollte. Somit wäre Edwards Idee der Geburt eines anormalen Fötus’ der Vorzug zu geben. Begriffe die auf die Wurzel ḏꜣi̯ zurückgehen, werden auch in anderen medizinischen Zusammenhängen benutzt (s. MedWb, 993–994). Geht man von der Grundbedeutung „kreuzen, sich (feindlich) in den Weg stellen“ (Wb 5, 514.4–515.4) aus, so könnte der Begriff eine Komplikation der Geburt durch eine Steißlage des Fötus beschreiben. Dazu müsste man davon ausgehen, dass der Begriff „Widersacher“ als „Einer, der sich in den Weg stellt“ bzw. „Einer, der sich quer stellt“ also „quer liegt“ aufzufassen wäre. Da allerdings weitere Belege des Begriffs msw.t ḏꜣ.t nicht bekannt sind, ist es schwer sich hier auf eine präzise Bedeutung festzulegen.
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Anke Blöbaum, unter Mitarbeit von Lutz Popko, Peter Dils, Svenja Damm, Daniel A. Werning, Token ID ICIChpjeUgiqQEDQpBPQvYc939g <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICIChpjeUgiqQEDQpBPQvYc939g>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/ICIChpjeUgiqQEDQpBPQvYc939g, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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