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Satzanfang zerstört 1, x+2 m stꜣ.w Ḥꜥpj





    Satzanfang zerstört
     
     

     
     




    1, x+2
     
     

     
     

    preposition
    de
    [Präposition]

    (unspecified)
    PREP

    substantive_masc
    de
    Ziehen

    Noun.sg.stc
    N.m:sg:stc

    gods_name
    de
    Hapi

    (unspecified)
    DIVN
de
[---] beim Vorüberziehen (?; oder: mit/auf den Ausflüssen(?)) des (Gottes der) Nilflut. (oder: [---] beim Pflügen der Nilflut.)
التأريخ (الإطار الزمني):
مؤلف (مؤلفون): Lutz Popko؛ مع مساهمات من قبل: Svenja Damm، Peter Dils، Daniel A. Werning ؛ (تم إنشاء ملف النص: ٢٠٢١/٠٥/٢٦، آخر تغييرات: ٢٠٢٤/١٠/١٤)

تعليقات
  • Meyrat liest das erste Wort nach der Präposition stꜣ.w (zur Bedeutung s. im Anschluss); Quack (E-Mail vom 12.08.2022) schlägt skꜣ.t n vor, was allerdings inhaltlich nicht sehr idiomatisch klingt.

    stꜣ.w: Das Wort ist mit dem „schlechten Paket“, Gardiner Sign-list Aa2, sowie einem Arm klassifiziert. Den waagerechten Strich darunter transliteriert Meyrat, Papyrus magiques du Ramesseum, 307 als Pluralstriche; diese Form ist auch sonst im Text für die Pluralstriche belegt. Alternativ wäre an ein n zu denken. Meyrat, a.a.O., 42 und 51 („en halant“) sieht hierin eine Schreibung für sṯꜣ: „ziehen, herbeiführen“, Wb 4, 351.7-353.17, und verweist darauf, dass in späten Texten manche Göttinnen Hapi aus seiner Höhle sṯꜣ: „ziehen“ sollen (LGG VI, 704b-c). Die Klassifizierung von sṯꜣ ist ungewöhnlich, weil v.a. der für dieses Wort typische Klassifikator der laufenden Beinchen fehlt. Allerdings weist Meyrat, a.a.O., 41 darauf hin, dass sich generell viele ungewöhnliche Schreibungen auf pRamesseum VIII finden. Schwierig zu erklären bleibt aber die explizite Pluralmarkierung, die eher für ein Substantiv spricht und an einem mittelägyptischen Infinitiv unerwartet ist. Dieses Substantiv könnte entweder sṯꜣ lauten, wenn das Wachtelküken und die Pluralstriche einen grammatischen Plural markieren, oder sṯꜣ.w, mit dem Wachtelküken als Ableitungsendung eines singularischen Substantivs und der Pluralmarkierung als Teil der Klassifikation.

    (1) Wb 4, 354.8-9 führt ein Substantiv sṯꜣ.w an, das mit Pluralstrichen geschrieben ist und gerade auch in Kombination mit der Präposition m verwendet wird. Es handelt sich dabei um eine Substantivbildung von sṯꜣ: „ziehen“: „das Ziehen“; die Pluralstriche gehören darin also zur Klassifizierung des Abstraktums. Dieses Wort kommt bislang nur in der Jenseitsliteratur des Neuen Reiches vor und evtl. einmal in der Erzählung vom „Sporting King“, Zeile C1, 4 (s. im TLA). Gezogen werden in den entsprechenden Texten im Normalfall die Götter; aber vom Kontext her ist meist ein Ziehen durch die Unterwelt gemeint, was zu Hapi weniger passt. Außerdem besteht hier ein ähnliches Problem wie bei dem einfachen Verb: Dieses Substantiv ist mit den laufenden Beinchen klassifiziert, die in pRamesseum VIII auffälligerweise fehlen.

    (2) Daneben gibt es ein Substantiv sṯꜣ.w (Wb 4, 355.13 + evtl. 14), das mit expliziter w-Endung und Pluralstrichen geschrieben wird, also ein echter oder scheinbarer Plural ist, und das mit dem „schlechten Paket“ klassifiziert werden kann (allerdings ohne zusätzlichen schlagenden Arm geschrieben). Dieses Wort kommt im Totenbuch, genauer: in Tb 17, vor und bezeichnet etwas, was Seth dem Horus ins Gesicht „wirft“ (wdi̯) (vgl. Urk. V, 32-33 und Lapp, Totenbuch Spruch 17, 116/117a-b). Brugsch, Wb IV, 1334 verbindet es mit koptisch ⲥⲁⲧ: „Kot“ und gibt daher als Bedeutung: „Schmutz, Unrath, ordure, excréments“. (S. zu diesem Wort Černý, CED, 164, s.v. ⲥⲟⲧ, der es aber nicht von sṯꜣ.w, sondern von sḏꜣ.w aus pBerlin 10482, Rto. 19 [= Meeks, AL, 77.4035] ableitet, und Westendorf, Koptisches Handwörterbuch, 198, s.v. ⲥⲁⲧ und 199, s.v. ⲥⲟ(ⲟ)ⲧ, der an ein Derivat von sti̯: „ausgießen“ denkt.) Diese Übersetzung „Schmutz“ findet sich noch bei Grapow, 17. Kapitel des ägyptischen Totenbuches, 24 (als „Schmutz (o.ä.)“), Grapow, Urkunden V, Übersetzung, 14 (als „Schmutz“) und noch als Möglichkeit auf den Reiterkarten DZA 29.856.940 und DZA 29.857.060 des Wb (als „Schmutz (?)“). Ein vermutlicher demotischer demotischer Beleg für das Wort ist wohl https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/dm510, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: 4.4.2023), Jasnow, in: Fs te Velde, spez. 208 (Zeile Recto 3), 209 (Verso 1) und 211 (Hinweis J.F. Quack).
    Eine fast identische Passage wie in Tb 17 kommt im Grab des Antefoker aus dem Mittleren Reich vor; Gunn, in: JEA 6, 1920, 301 mit Anm. 10 übersetzt das Wort mit „wound“, weil er keinen Beweis für die Bedeutung „Schmutz“ findet, aber ein Wort sṯꜣ im pEbers kennt (gemeint ist Wb 4, 355.10-11 = MedWb 2, 820), „which is common enough in the meaning ‚wound,‘ ‚bruise‘“. Diese „common“ Bedeutung stammt offenbar aus der Übersetzung von Joachim, Papyros Ebers, der einzigen vollständigen Übersetzung des pEbers, die zu diesem Zeitpunkt existierte: Joachim, a.a.O., 119 übersetzt tatsächlich sṯꜣ am Ende von Eb 535 sowie in den Rezepten Eb 536, 540 und 542 mit „Wunde“. Joachim übersetzt dieses sṯꜣ jedoch uneinheitlich: An früheren Stellen des pEbers (Eb 518, 522, 530 und 531 = Joachim, S. 115-118) bietet er „Ausfluss“ und einmal „Ausfluss(wunde)“ an. (Vielleicht aufgrund einer vermeintlichen Verbindung zu sti̯: „ausfließen“? Der Wechsel zur Übersetzung „Wunde“ findet bezeichnenderweise am Ende von Eb 535 statt, wo von einer rʾ n sṯꜣ: „Öffnung des sṯꜣ“ die Rede ist, was ihm wohl für einen „Ausfluss“ nicht passend schien.) An späteren Stellen (Eb 766d und 767) übersetzt er (S. 167) es mit „Geschwür“. Stern, in: Ebers, Papyros Ebers, Bd. 2, 41b gibt als Bedeutung dagegen nur „genus ulceris“. Obwohl Joachims Übersetzung „Wunde“ also nicht gesichert ist und nur eine von drei Möglichkeiten ist, wie er dieses Wort übersetzt, wandert sie (vielleicht über den Umweg Gunn) als „Verwundung o.ä.“ ins gedruckte Wb für Wb 4, 355.13, also das Wort von Tb 17, und löst die alte DZA-Vermutung „Schmutz (?)“ ab. Vor hier aus wandert sie dann in die übrigen Wörterbücher: Faulkner, CD, 255: „injury“, Van der Molen, Dictionary of Coffin Texts, 582-583: „injury, wound“, Hannig, HWb (Marburger Edition), 581, Nr. {31463}: „Verwundung“, LGG I, 422c, s.v. jryw-sṯꜣw: „Die zu den Wunden gehören“.
    [Nb: Der Terminus der medizinischen Texte, auf dem dieser Bedeutungsansatz basiert, wird dagegen in Wb 4,0355.10-11 als „krankhafte Erscheinung: Schwellung o.ä.[;] auch bei Wunden“ aufgenommen. Ebbell, Alt-ägyptische Krankheiten, 47-48 bringt bezüglich des medizinischen Terminus dagegen Argumente für eine Übersetzung als „Sekret“ vor (also vergleichbar zu Joachims „Ausfluss“), v.a. weil es im Zusammenhang mit Wunden vorkomme und einmal (in Eb 767) vom Ohr „ausgesendet“ (hꜣb) werde: „(...) man kann sich schwer denken, daß etwas anderes aus dem Ohr oder einer Wunde heraussickern kann.“ Er leitet es als das „Ausgesickerte“ von sṯꜣ: „fließen“ ab. Dieser Vorschlag „Sekret“ wird im MedWb 2, 820 übernommen.]
    Das sṯꜣ.w von Tb 17 sowie dessen Vorläufer CT IV, 236 (Sargtextspruch 335), der Wb noch unbekannt war, übersetzt Heerma van Voss, De oudste versie van Dodenboek 17a, 30 mit Anm. 7 dann mit „schade“, „beschadiging“. Diese Übersetzung scheint eine Abstrahierung von Gunns Vorschlag zu sein, den er in Anm. 7 nennt; die Übersetzungen von MedWb 2 erwähnt er zwar, geht aber nicht weiter darauf ein. FECT I, 263 und Rößler-Köhler, Kapitel 17 des ägyptischen Totenbuches, 218 übernehmen dagegen in ihren Übersetzungen von Sargtextspruch 335 wieder Gunns Vorschlag: „wound“ bzw. „Wunde“; vgl. ebenso Gräßler, Konzepte des Auges, 119. Allerdings hatte schon te Velde, Seth, 34-37 Zweifel an dieser Übersetzung vorgebracht. Er merkt zurecht an, dass der Neuvorschlag von MedWb (d.h. eigentlich von Ebbell) zur Bedeutung des medizinischen sṯꜣ Gunns Interpretation des sṯꜣ des Antefoqer und damit des Tb die Basis entziehe. Te Veldes Ansicht nach sei der ganze Kontext, in dem das Wort vorkommt, bislang nicht richtig erkannt worden: Die fragliche Passage steht als Glosse zu der Aussage, dass das Auge „gefüllt“, d.h. geheilt, worden sei, nachdem es ẖks gemacht worden war „am Tag des Kampfes der beiden Rivalen“ (d.h. Horus und Seth). Dieses Verb ẖks kommt nur an dieser Stelle vor, und Wb denkt an eine Art Verletzung oder Beschädigung, eben weil es ein Zustand ist, der das Auge nicht „voll“ erscheinen lässt (vgl. Wb 3, 400.16 und 401.1). Heerma van Voss, De oudste versie van Dodenboek 17a, 29 mit Anm. 12 vermutet konkreter, dass das Verb eine Variante des seltenen Verbs hqs (Wb 2, 503.3) sei, das in einigen Textvarianten stattdessen verwendet wird, und übersetzt mit „nadat het verkleind was“. Das Verb hqs scheint tatsächlich eine Verkleinerung oder Reduktion auszudrücken, denn im Beredten Bauern wird es wie ein Antonym zu wbn: „überquellen“ verwendet. Die Übersetzung „reduzieren“ passt auch gut als Gegensatz zu „voll sein“, und mit dieser Begründung zweifelt te Velde, a.a.O., 36-37 an, dass an dieser Stelle die Nuance auf einer „Verletzung“ oder „Beschädigung“ des Horusauges läge [NB: seine anschließende Diskussion zu nknk.t und nkk.t ist für die vorliegende Frage irrelevant, weil diese Begriffe sich auf andere Stellen des Tb beziehen.] Außerdem vermutet te Velde in dem Ausdruck wḏi̯ sṯꜣ eine Kausativbildung analog zu wḏi̯ nkn. Infolgedessen wird die Präposition m in der Phrase m/m-ḫt wḏi̯.t=f sṯꜣ.w m ḥr n Ḥr.w nicht von wḏi̯, sondern von sṯꜣ regiert, und sṯꜣ m bedeute te Velde zufolge „drag out“, „pull out“, „flow out“. Es sei also gar nicht davon die Rede, dass Seth dem Gesicht des Horus etwas zufüge, sondern umgekehrt etwas von ihm wegnähme, und er schlägt als Übersetzung vor: „after Seth had withdrawn“ und im nächsten Absatz schreibt er: „It is not impossible that by the discharge of the eye tears are meant“. Insgesamt läge eine Anspielung auf den Vergewaltigungsakt des Horus durch Seth vor, der hier beendet würde, und er erwähnt einen von Gardiner, HPBM III, Text, 62, Anm. 10 erwähnten Text (= Spiegelberg, Hieratic Ostraca and Papyri in the Ramesseum, Taf. 1-2 = oUC 31942, s. Silverman/Wegner, in: Fs O’Connor, Vol. 2, 406 und 410), in dem das Opfer einer Vergewaltigung ebenfalls an Kopf und Augen verletzt würde. Seine Interpretation dieser Stelle hat einiges für sich, müsste aber etwas modifiziert werden:
    (a) wḏi̯ sṯꜣ ist sicher kein Kausativ von sṯꜣ, denn der Kausativ wird entweder mit dem Präfix s gebildet oder mithilfe von rḏi̯. Die von te Velde erwähnt Parallele wḏi̯ nkn ist zu streichen, denn nkn ist an dieser Stelle höchstwahrscheinlich das ebenso belegte Substantiv, so dass dort keine Kausativbildung Verb + Verb vorliegt, sondern Verb + substantivisches direktes Objekt.
    (b) Die Phrase m/m-ḫt wḏi̯.t=f sṯꜣ.w m ḥr n Ḥr.w steht parallel zu m/m-ḫt jṯi̯.t Ḥr.w ẖr.wj Stẖ: „als/nachdem Horus die Hoden des Seth packte“. Vermutlich dürfte in beiden Fällen der Beginn einer Handlung gemeint sein und nicht einmal die Beendigung einer Handlung und einmal der Beginn.
    Es wäre daher zu überlegen, ob man die fragliche Stelle verstehen sollte als „als/nachdem er (d.h. Seth) Ausflüsse (vgl. vielleicht den deutschen, wenn auch in diesem Zusammenhang zu flapsigen, Ausdruck ‚Rotz und Wasser‘) in das Gesicht des Horus gelegt hat“, oder singularisch/abstrakt: „als/nachdem er (d.h. Seth) Ausfluss / ein Ausfließen in das Gesicht des Horus gelegt hat“. Beides rückt die Stelle erneut, wie schon von Gunn vorgeschlagen, in die Nähe des medizinischen Terminus, wäre aber mit Ebbels/MedWbs Übersetzungsvorschlag vereinbar. Der Kommentar *46 bei Rößler-Köhler, Kapitel 17 des ägyptischen Totenbuches, 177 zeigt, dass sie sṯꜣ.w als grammatischen Plural versteht; es ist aber ebenso nach wie vor denkbar, dass die Pluralstriche, wie beim medizinischen Terminus, zur Klassifizierung der Flüssigkeit resp. des Abstraktums gehören und nur ein scheinbarer Plural vorliegt. Es scheint so, als könne man dieses Wort lexikologisch näher zu dem medizinischen Terminus sṯꜣ rücken.
    (c) Die von te Velde erwähnte Stelle, in der bei einer Vergewaltigung auch Kopf und Augen betroffen wären, ist eine stark zerstörte Parallele zur Legende um Seth und Anat; Quack (E-Mail vom 05.08.2021) zufolge ist dort aber nicht das Opfer, sondern der Täter betroffen, was einen Vergleich mit der CT/Tb-Stelle ausschließt. Das ändert jedoch nichts daran, dass in der CT/Tb-Stelle Horus der Betroffene von wḏi̯ sṯꜣ ist.
    Sofern man die Bedeutung „Ausflüsse; Ausfließen“ akzeptiert, wäre es möglich, in pRamesseum VIII, 1, x+2 dasselbe Wort anzusetzen: Es wäre dann von den Ausflüssen oder dem Fließen des Hapi die Rede, und die Klassifikatoren wären nur aufgrund der Verwendung des Begriffs in Sargtextspruch 335 beeinflusst. Vgl. hierzu vielleicht auch DZA 29.856.730 mit einer Inschrift im Grab des Iamu-nedjeh aus der 18. Dynastie, in der die Götter ihn mitnehmen (šdi̯) auf die sṯꜣ.w n mw: „Ausflüsse (?) des Wassers“.

    (3) Dasselbe oder ein ähnliches Wort stꜣ.w kommt ferner in der Lehre des Amenemhet aus dem Mittleren Reich, § H8a, vor (Wb 4, 355.12; die auf DZA 29.857.190 genannte weitere Stelle aus der Lehre des Cheti nach pSallier II, 9,4-5 ist wohl zu emendieren, vgl. den Kommentar zur Stelle von P. Dils im TLA). Wb listet es zusammen mit dem eben diskutierten sṯꜣ.w Nr. (2) auf, erwägt aber die Möglichkeit, dass es eigentlich verschiedene Wörter sind. In seiner Lehre berichtet Amenemhet, dass er nachts von einem Kampf der Leibwache überrascht wurde und schließt: m=k sṯꜣ.w / sṯꜣ.w=j ḫpr(.w) jw=j m-ḫmt=k (...): „Siehe, das / mein sṯꜣ.w ist geschehen, als ich ohne dich war (...)“. Im Zusammenhang mit der Diskussion um den Mord an König Amenemhet hat auch diese Stelle einige Diskussion nach sich gezogen. Wb vermutet: „Mordversuch, Angriff auf jem.“. Scharff, Streitgespräch eines Lebensmüden mit seiner Seele, 15 vermutet: „Ob man (...) sčꜣ·w [in der Lehre des Amenemhet, L.P.] konkret mit ‚Mordversuch‘ übersetzen kann, wörtlich ‚das Hingeschlepptwerden‘ nämlich ‚zum Tode‘?“
    Posener, Littérature et politique, 67 mit Anm. 11 erwägt dagegen einen Zusammenhang mit sṯꜣ im Sinne von „extraire“ (Wb 4, 352.10-12) und stellt einen Zusammenhang mit dem hier als Nr. (2) diskutierten Wort, konkret in CT IV, 236-7a, her, das verwendet würde „pour l’arrachement des yeux“. Lichtheim, Literature I, 137 übersetzt kommentarlos mit „bloodshed“; man kann vermuten, dass diese konkrete Übersetzungsnuance ebenfalls von Nr. (2) inspiriert ist, ähnlich wie bei Posener. Ihr Übersetzungsvorschlag könnte von Wb.s Bedeutung „Verwundung“ abgeleitet sein. Dieselbe Überlegung zeigt sich deutlich in Faulkners Übersetzung „my injuries“ in Simpson, Literature of Ancient Egypt, 2nd ed., 195 (ebenso Faulkner, CD, 255, wo es nur einen Eintrag für das Nomen sṯꜣ gibt und die Lehre des Amenemhet als erster Beleg angegeben ist; Tobin übersetzt das Wort dagegen als „ruin“ in Simpson, Literature of Ancient Egypt, 3rd ed., 169).
    Murnane, Coregencies, 247 mit Anm. 27 schlägt „eruption“ vor; mit Verweis auf sṯꜣ: „Sekret“ der medizinischen Texte (MedWb 2, 820) erwägt er eine noch allgemeinere Übersetzung „excrescence“ oder „abominable things“ (für letztere Variante verweist er auf Erman, Ancient Egyptians. A Sourcebook, 73 [non vidi]; aber diese Übersetzung gibt auch schon Griffith, in: ZÄS 34, 1896, 44). Auch te Velde, Seth, 35-36 lehnt eine Übersetzung als „Mordversuch“ ab und denkt an: „dying, being drawn to the underworld“ (vergleichbar zu Scharff).
    Wieder etwas abstrakter ist dann die ebenfalls kommentarlose Übersetzung von Blumenthal, in: ZÄS 111, 1984, 94: „Anschlag“. Dieselbe Übersetzung gibt zwar auch Jansen-Winkeln, in: SAK 18, 1991, 246, er weist aber in der zugehörigen Anmerkung 23 darauf hin, dass die genaue Bedeutung des Wortes unsicher sei und Übersetzungen wie „Anschlag“, „Angriff“ oder „Mord“, d.h. eine gewalttätige und/oder juristische Nuance, allein von der jeweiligen Interpretation dieser Stelle gestützt seien.
    Vernus, Future at Issue, 109 mit Anm. 11 vermutet eine euphemistische Ableitung von sṯꜣ: „ziehen“ und schlägt „withdrawal“ vor. Die genaue Stoßrichtung, wohin dieses „withdrawal“ geht, liefert erst Parkinson, The Tale of Sinuhe, 210, Anm. 12: „‚withdrawal‘ of the mummy into its tomb“; die Stelle sei nur eine Andeutung der tatsächlichen Vorgänge, nämlich der Ermordung des Königs. Anders als bei Poseners Vorschlag wäre es also keine Bewegung aus einem Ort heraus, sondern in einen Ort hinein (vgl. unten Obsomer). Außerdem erwähnt Parkinson auch die mögliche Übersetzung „injury“, sieht also darin wieder dasselbe Wort wie im Totenbuch. In seiner Übersetzung der Stelle wählt er allerdings das Wort „passing“.
    Vernus, Sagesses, 167 übersetzt dann, ähnlich wie Blumenthal, mit „attentat (?)“, gesteht aber S. 174, Anm. 40 ebenfalls die Unsicherheit der Bedeutung ein. Die Klassifizierung mit dem „schlechten Paket“ sieht er beeinflusst von dem medizinischen Terminus sṯꜣ: „Sekret“ (MedWb 2, 820); aber das ist bislang nur in pEbers und einmal in pmedLondon belegt, wohingegen auch das Wort der Sargtexte, auf die Posener explizit verwiesen hatte, so klassifiziert sein kann. Die Graphie kann also auch von hier Nr. (2) beeinflusst sein. Vernus vermutet ferner in dem nur partiell erhaltenen Wort sṯ[ꜣ](?) aus pNaga ed-Deir 3737, Kol. 5 (Brief an den Toten Meru) dasselbe Wort, das er dort mit „pr[éjudice]“ übersetzt. (Dieselbe Vermutung findet sich schon bei Simpson, in: JEA 52, 1966, 41 und 46, der „discomfiture (?), un-doing, injury“ vorschlägt.) Obsomer, Sésostris Ier, 114-115 nennt zwar kurz frühere Interpretationen des Wortes als „Mord, Attentat“ u.ä. und erwähnt auch Murnanes Vorschlag einer an den medizinischen Gebrauch angelehnten Übersetzung, verweist anschließend aber auf den Gebrauch des Verbs sṯꜣ zum Ausdruck einer feierlichen „Einführung“ u.ä. in den Texten der 12. Dynastie. „Le nom sṯꜣw désignerait alors une ‚introduction‘ ou une ‚intrusion‘ – impromptue – d’agresseurs dans les mêmes appartements royaux.“ (Die Übersetzung „intrusion“ ist bspw. übernommen bei Favry, Sésostris Ier et le début de la XIIe dynastie, 36; dagegen lehnt sie P. Dils in seinem Kommentar zur Stelle im TLA ab, weil sie nicht mit dem Suffixpronomen der 1. Person Sg. vereinbar ist, die das Wort in den meisten Versionen der Passage hat.)
    Die gegebenen Interpretationen für die Stelle in der Lehre des Amenemhet spiegeln daher verschiedene Bedeutungen des Verbs sṯꜣ wider:
    (a) Ein passives „Gezogen-Werden“ (vgl. vielleicht Wb 4, 651.13-15: den Toten bei der Bestattung ziehen): Scharff, te Velde. Das ist einem intransitiven sṯꜣ: „Dahinziehen“ in der Bewegungsrichtung ähnlich (Wb 4, 352.18-22): Parkinson(?).
    (b) Ein „Herausziehen“ (Wb 4, 352.10-12; vgl. vielleicht auch intransitives sṯꜣ in Wb 4, 354.2 und auch das sṯꜣ der medizinischen Texte scheint diese Nuance zu haben, MedWb 2, 819): Posener, Murnane, annähernd auch Lichtheim; Vernus (?).
    (c) Ein „Hineinziehen“ (vgl. die Bedeutung „herbeiführen“: Wb 4, 353.1-15; auch das Ziehen des Toten bei der Bestattung hat letztlich diese Nuance): Vernus (?), Parkinson, Obsomer, Favry.
    Unter diesen Voraussetzungen wäre dieses Wort (3) dann vielleicht eher in die Nähe von sṯꜣ.w: „das Ziehen“ (hier Nr. (1)) zu stellen – trotz des anderen Klassifikators, der durch den negativen Kontext der Lehre bedingt sein könnte. Andererseits ist das sṯꜣ.w von Sargtextspruch 335 / Tb 17 (hier Nr. (2)) derart spezifisch auf eine Episode aus dem Streit zwischen Horus und Seth beschränkt, dass man überlegen könnte, ob das homographe Wort aus der Lehre des Amenemhet (hier Nr. (3)) eher damit identisch ist (vielleicht in abstrahierter Bedeutung, vgl. Griffiths „abominable things“?) und durch die Verwendung gerade dieses Begriffes aus einer derart spezifischen Episode des Horus-und-Seth-Mythos die Angleichung des Königs an Horus sowie diejenige seiner Angreifer an Seth induziert ist.
    In pRamesseum VIII kann allerdings diese erweiterte (Sub-?)Bedeutung nicht vorliegen.

    NB: Feder geht in seiner Übersetzung des späten pBremner-Rhind = pBM EA 10188, Zeile 3,1 im TLA davon aus, dass dort dasselbe Wort wie in der Lehre des Amenemhet vorliegt: sṯꜣ sṯꜣ.w: „Das Attentat (gegen Osiris) ist herbeigeführt worden!“ (Das Substantiv oder die gesamte Phrase ist mit Pluralstrichen und dem Ersatzstrich für den Gefallenen geschrieben.) Diese Annahme ist allerdings alles andere als sicher.
    Osing, Papyrus BM 10808, 46-47 und 53 vermutet schließlich in dem koptischen Wort ⲥⲁⲧ in Zeile 2 von pBM EA 10808 (vgl. S. 259) ein Derivat des ägyptischen sṯꜣ.w: ⲱ ⲥⲣⲟ ⲥⲏⲃ ⲛ̄ⲟⲩⲉⲛⲁϥⲣ (...) ⲛ̄[---] | ⲥⲁⲧ ⲛⳓϥⲧ ⲛ̄ⲡⲥⲟⳓⲛ ⲛ̄ⲁⲧⲟⲣⲉ ⲧⲉⲛⲧⲣⲟ = o srw.t sbj n Wnn-nfr (...) m[---] sṯꜣ.w n-ḫft-n pꜣ sḫn n Ḥw.t-Ḥr.w tꜣ nṯr.t ꜥꜣ: „O Sro, (du) Feind des (Osiris) Wenen-nefer (...), d[ie du] ein sṯꜣ.w [gemacht o.ä.] hast gegen den Gefährten der Hathor, der großen Göttin“. Bezüglich der Lücke erwägt Osing zwar das wḏi̯ von Tb 17 (ⲩⲉⲧ-), votiert aber dann aufgrund der Lückenlänge für ein kürzeres jri̯ (ⲣ-), d.h. ⲱ ⲥⲣⲟ ⲥⲏⲃ ⲛ̄ⲟⲩⲉⲛⲁϥⲣ (...) ⲛ̄[ⲥ ⲣ]ⲥⲁⲧ ⲛⳓϥⲧ ⲛ̄ⲡⲥⲟⳓⲛ ⲛ̄ⲁⲧⲟⲣⲉ ⲧⲉⲛⲧⲣⲟ; und in seiner Übersetzung entscheidet er sich, basierend auf dem Wort der Lehre des Amenemhet, für die „Attacke“, die hier gegen den Gefährten der Hathor durchgeführt wird (übernommen von Westendorf, Koptisches Handwörterbuch, 540). Quack (E-Mail vom 05.08.2021) hat jedoch noch ein Anschlussstück gefunden, dass zeigt, dass am Zeilenanfang vor ⲥⲁⲧ noch ein ⲛ stand, was Osings Ergänzung ausschließt.

    كاتب التعليق: Lutz Popko

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(الاقتباس المختصر)
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