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šnꜥ[.w]: Hinter den Klassifikatoren befindet sich, entgegen der aktuellen Montage, höchstwahrscheinlich eine kleinere Lücke im Papyrus, s. den Kommentar zu Zeile 5,1. Gardiner, DZA 50.143.710 überlegt, ob man darin den Artikel tꜣ für das anschließende mtw.t ergänzen könnte. Hier wird dagegen vorgeschlagen, darin Pluralstriche von šnꜥ.w zu ergänzen, so dass sich der Plural von wnn.w hierauf beziehen kann.
wnn.w m-ꜥ: Sollte man so lesen, vgl. Wb 1, 309.6, oder sollte man zu wnn.w m-dj emendieren? Diese Frage wird verkompliziert durch den Zusatz r bw nb. Würde es bedeuten „die ein Skorpionbeschwörer an jedem Ort hat“ i.s.v. „die einem S. an jedem Ort zur Verfügung stehen“, würde man eher m bw nb als r bw nb erwarten. Letzteres deutet den Belegen zufolge eine Bewegung an: „zu jedem Ort“ – müsste man dann die Relativphrase sogar im Sinne von „die aus der Hand eines S. an jeden Ort (gelangen)“ interpretieren? Oder sind stehen beide Adverbialphrasen satzsyntaktisch parallel zueinander und sind gleichermaßen von wnn abhängig, so dass man m-ꜥ ḫrp-Srq.t nach Wb 1, 309.6 und r bw nb nach Wb 1, 309.3 zu verstehen hat?
ḫrp.w-Srq.t: Gardiner, DZA 50.143.710 überlegt, ob man mnḫ statt ḫrp lesen sollte, bzw. ob das explizit mit Einkonsonantenzeichen vor dem Zepter geschriebene Wort ein aus einem logographischen mnḫ falsch aufgelöstes ḫrp sein könnte; denn das ḫrp-Zepter und der mnḫ-Beitel „sind identisch in dieser Art hieratisch“. Allerdings bietet auch pChester Beatty XI auf dem einzigen Fragment, das diesem Satz zugeordnet werden kann, das Wort ḫrp. Es wird sich daher hier wohl um den ḫrp-Srq.t handeln, und unter diesem Lemma wurde die Stelle auch später im Wb aufgenommen (DZA 29.405.460). Dass der Schreiber bei Srq.t von roter Tinte zu schwarzer Tinte wechselte, ist jedenfalls kein Argument dagegen. Vielmehr wird er den Gottesnamen aus magischen Gründen schwarz geschrieben haben, wie den Namen der Isis zu Beginn des Rubrums in Zeile 5,11, und ist danach einfach bei schwarz geblieben. Der Verspunkt nach Srq.t ist wohl nur aus einem Automatismus heraus gesetzt worden, weil der Schreiber im ersten Moment annahm, mit dem Wechsel von rotem zu schwarzem Text liege auch ein syntaktischer Einschnitt vor. Jedenfalls hat er selbst seinen Fehler wohl bemerkt, denn der Verspunkt wirkt etwas verschmiert, so als ob der Schreiber ihn wieder zu tilgen versuchte.
Wie die Wortfolge nb.t ꜣḫ-bj.t ḥm.t-Ḥr.w syntaktisch an das Vorangehende anzuschließen ist, ist unsicher. Üblicherweise ist mit der Frau des Horus Selqet oder generell ein Skorpion gemeint, s. bspw. Gardiner, in: PSBA 39, 1917, 40-41, Klasens, in: OMRO 33, 1952, 105, Kommentar zu h13 oder von Känel, Prêtres-ouâb de Sekhmet, 284. Unter dieser Voraussetzung hat bereits Gardiner, a.a.O., 41, beide Epitetha dieses Textes als Apposition zu Srq.t im Titel ḫrp-Srq.t aufgefasst. So ist wohl auch die Übersetzung von Rouffet, in: BSFE 191-192, 2015, 63 zu verstehen. Ebenso wohl auch die Übersetzungen von Roccati, Magica Taurinensia, 167.294 („in ogni luogo della signora di Khemmi, la moglie di Horo“) und Perdu, in: RdÉ 64, 2013, 123 („c’est vraiment un moyen de repousser le venin, grâce au conjurateur de Selkis, loin de tout lieu (où se trouve ?) la maîtresse de Chemmis, l’épouse d’Horus.“), die die Epitetha an bw nb anschließen, wobei die Übersetzung des Letzteren eine leichte Ambivalenz zeigen könnte.
Tatsächlich suggeriert die Einleitung des folgenden Spruches, auch in Kombination mit der Einleitung des hiesigen Spruches, dass die Epitheta auch auf Isis bezogen sein könnten. Zu Isis als Skorpiongöttin s. etwa Goyon, in: BIFAO 78 (2), 1978, 439-458 und Ritner, in: Gs Quaegebeur, Bd. 2, 1037-1038).
Möglicherweise ist eine solche Ambivalenz im vorliegenden Spruch tatsächlich beabsichtigt, ist doch Isis auch im vorherigen Spruch gleichzeitig Urheberin und Heilerin des Leidens.
ḥm.t-Ḥr.w ist hier mit einem nicht identifizierbaren Klassifikator geschrieben, der zudem leicht zerstört ist. Während Gardiner, in: PSBA 39, 1917, 41, Anm. 20 schreibt, dass es „hardly (…) 𓆫“ sei, möchte Röpke, Mythologische Erzählungen in den Heiltexten, Bd. 1, 167 trotz Verweises auf Gardiner darin genau diese Hieroglyphe vermuten. Aber die hieratische Entsprechung dieser Hieroglyphe sieht sonst ganz anders aus, so dass Gardiners Zurückhaltung gerechtfertigt erscheint.
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Lutz Popko, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Florence Langermann, Daniel A. Werning, Token ID IBkCMWwVXeztxUqApgKqrLcR1lo <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBkCMWwVXeztxUqApgKqrLcR1lo>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
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