Token ID IBUBd88ExApr7ELCnQMMWLfck4E
〈das ist〉 ein kleiner sḏ-Bruch (Splitterbruch),
weil er (der Mann oder sein Kopf) sich einen sḏ-Bruch ähnlich wie die nꜥš-Durchbohrung(?) eines ḥnw-Topfes zugezogen hat.
oder: [Was (die Textstelle) "sein Hirnschädel ist durchbohrt" angeht:
das ist ein sḏ-Bruch(?), der] seinen Hirnschädel [... (Bewegungsverb) hat].
Der sḏ-Bruch (Splitterbruch) erweist sich als klein,
weil er sich einen sḏ-Bruch ähnlich wie die nꜥš-Durchbohrung(?) eines ḥnw-Topfes zugezogen hat.
Kommentare
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- Die Ergänzung des Anfangs der Glosse hängt mit dem erhaltenen Rubrum ḏnn.t=f und der Interpretation des anschließenden sḏ nḏs in schwarzer Tinte zusammen. Entweder ist ḏnn.t=f das letzte Wort des Zitats, das glossiert wird (so Allen), oder es ist das letzte Wort des ersten Satzes (ein pw-Satz) der Erklärung (so die meisten Übersetzer). Da die Glossen das, was in früheren Glossen stand, im Prinzip nicht wieder aufnehmen, nehmen Breasted und die meisten Bearbeiter an, daß nur thm ḏnn.t=f erklärt ist. In Anbetracht der Länge der Lücke, müßte das erhaltene ḏnn.t dann, trotz des Rubrums, zur Erklärung gehören. Falls es zum ersten Satz der Erklärung gehört, müßte hier ebenfallst sḏ ergänzt werden, denn ansonsten läßt sich die Anwesenheit von sḏ in den nächsten Sätzen nicht erklären. Unerwartet ist jedenfalls, daß der letzte Satz der Behandlung und der erste Satz der Glosse nicht durch die Verwendung von unterschiedlicher Tinte differenziert zu sein scheinen.
- ḏnn.t=f: unmittelbar davor sind die Beinchen (Gardiner Sign-List D54) erhalten, die als Determinativ zu Verben der Bewegung stehen. Aber gerade wegen dieses Determinativs lehnt Breasted, 136, Anm. a die Ergänzung thm ab, das im pEdwin Smith mit dem (angewinkelten) Bein (Gardiner Sign-List D56) determiniert wird. Trotzdem übersetzt Allen mit "violated" (d.h. thm) und auch Meltzer hat "penetrated(?)". Meltzer (in: Sanchez/Meltzer, Edwin Smith Papyrus, 47-48) erwägt außer thm noch die Ergänzung folgender Verben: ḏfy: "penetrate", ḫmꜥ: "penetrate" und ꜥq: "enter". Westendorf (Handbuch Medizin, 713) erwägt die Ergänzung des Verbs pḥ: "erreichen". In den Übersetzungen liegen folgende Ergänzungen vor:
- "Das bedeutet, es ist ein Loch/Bruch in seinem Kopf], erreichend (pḥ?) seinen Schädel." (Westendorf, Handbuch Medizin, 713) (etwa [thm/sd? pw m tp=f pḥ] ḏnn.t=f);
- "Das bedeutet, es ist ein Loch/Bruch in] seinem (Hirn-)Schädel." (Westendorf, in: GM 153, 1996, 107) (etwa [thm/sd? pw m] ḏnn.t=f);
- "das bedeutet, ein Lochbruch ist in seinem Kopf, reichend bis zum Knochen seines Schädels" (Brawanski, in: SAK 29, 2001, 15: ohne die Lücke anzugeben; Ergänzung eindeutig nach Westendorf);
- "[As for 'a gaping wound in his head, which has penetrated to the bone and violated] his skull', it is a small fracture" (Allen, Art of Medicine, 73) (etwa [jr wbn n.j kf.t m tp=f (j)ꜥr r qs thm] ḏnn.t=f / sḏ nḏs 〈pw〉).
- sḏ: "zerbrechen, zersplittern": Ist in pEdwin Smith eine von drei Arten/Ursachen von Schädelverletzungen, neben thm: "durchbohren, durchstoßen" und pšn: "spalten". Bei der Durchbohrung entsteht ein Lochbruch, beim Spalten ein Spaltbruch (Fissur). Das Verb sḏ bedeutet wahrscheinlich ursprünglich "einen Topf zerbrechen (in zahlreiche Scherben)", denn das Verb wird in Pyr. 954a (Spruch 476, Version M300) mit einer Topfscherbe determiniert. Bei der sḏ-Verletzung des Schädels entstehen "Knochen" (qs.w) bzw. "zahlreiche Reste" (zp.w ꜥšꜣ.w) in der Wunde (siehe pEdwin Smith, Fall 5, Glosse A, Kol. 2.17), d.h. es ist ein Splitterbruch mit ausgedehnten Frakturen und Fissuren, was im Bereich des Schädels auch als Berstungsfraktur bezeichnet wird. Moderne Klassifikationen unterscheiden des Weiteren nach der Anzahl der Fragmente zwischen einer Stückfraktur (weniger als 7 Fragmente) und einer Trümmerfraktur (mehr als 7 Fragmente), englisch "comminuted fracture". Übersetzungen für sḏ sind daher "zersplittern, zertrümmern, zerbrechen", engl. "to smash, to crush", franz. "éclater". Das Verb sd/sḏ wird vor allem für die Schädelknochen verwendet, selten für die übrigen Knochen, für die in Papyrus Edwin Smith das Verb ḥsb verwendet wird. Brawanski, in: SAK 29, 2001, 15 fragt sich, ob der thm-Bruch eine Unterform des sḏ-Bruches ist (das könnte aus Glosse A von Fall 3 des Papyrus Edwin Smith herauszulesen sein). sḏ kann auch von Fleisch, Geschwülsten und Krankheitserscheinungen (aufbrechen, zerbrechen, aufplatzen, zerplatzen) gesagt werden, ḥsb nicht. In pEdwin Smith findet sich keine Glosse mit einer Definition des ḥsb-Bruchs. Der ḥsb-Bruch wird von der Forschung bestimmt als das, was ein sḏ-Bruch nicht ist: es wird ein einfacher, glatter Bruch sein und das Verb ḥsb wird für "(in nur 2 Stücke) zerbrechen" stehen.
- sḏ nḏs: Dies kann theoretisch ein Substantiv mit attributivem Adjektiv sein: "ein kleiner Bruch" (so Breasted, Ebbell, Meltzer), aber dann steht diese Phrase syntaktisch isoliert im Raum. Deshalb macht Allen einen Substantivalsatz daraus: "it is a small fracture" (man erwartet sḏ nḏs pw). Alternativ kann sḏ nḏs(.w) eine Pseudoverbalkonstruktion sein: "der Bruch ist in kleinem Zustand / der Bruch stellt sich als klein heraus" (so Grundriss, Westendorf, Bardinet, Brawanski).
- n ꜥpr=f sḏ: Das erste Wort wird von fast allen Bearbeitern als die Präposition/Konjunktion n mit der kausalen Bedeutung "weil" verstanden (z.B. MedWb I, 420, Nr. G): "weil er (der Mann z oder sein Kopf tp) mit einem Bruch versehen ist" o.ä. Nur Westendorf, Handbuch Medizin, 713 übersetzt n als eine Negation: "nicht hat er (der Mann) sich einen Bruch ... zugezogen."
- nꜥš: Ist ein Hapax legomenon, dessen Bedeutung als "puncture" durch Breasted, Surgical Papyrus, 137 aus der Bedeutung von thm abgeleitet wurde. Dieselbe Bedeutung bei Wb. II, 210.1: "Sprung oder Riss eines Topfes (mit dem ein Bruch im Schädel verglichen wird)"; MedWb I, 448: "Durchlöcherung (eines Topfes)"; Hannig, HWB, 418: "Durchlöcherung (e. Topfes)". Möglicherweise ist nꜥš: "brüchig(?)" (so Westendorf, Handbuch Medizin, 713, Anm. 7), das von der Stimme eines Neugeborenen in Eb 839 gesagt wird, von derselben Wurzel abgeleitet (anders MedWb I, 448). Pommerening übersetzt mit "Brüchigkeit".
Persistente ID:
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Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Peter Dils, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Daniel A. Werning, Token ID IBUBd88ExApr7ELCnQMMWLfck4E <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBd88ExApr7ELCnQMMWLfck4E>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/sentence/token/IBUBd88ExApr7ELCnQMMWLfck4E, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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