Heilstatue des Merhoritef (Florenz 1788)(Objekt-ID ZXPY5UBYGVADREXAHQE4RMSROA)


Persistente ID: ZXPY5UBYGVADREXAHQE4RMSROA
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/ZXPY5UBYGVADREXAHQE4RMSROA


Datentyp: Objekt


Objekttyp: Statue / Figur


Material: Serpentin

Maße (H×B(×T)): 24.1+x × 6.8 × 16 cm


Zustand: fragmentarisch

Kommentar zur Materialität

  • Maßangaben: Höhe 24+x cm (Schiaparelli); Höhe 24,1 cm; Länge 16 cm; Breite 6,8 cm (Kákosy 1999, 109). (Die Maßangaben 25,7 cm x 9,5 cm x 7,9 cm bei Chen 2020, 255 und 268 stimmen nicht).


  • Fundort

    • Rom
      Gewissheit: certain
      Ist der ursprüngliche Nutzungsort: Ja
      Kommentar zu diesem Ort: Die Statue wurde im 16. Jh. wahrscheinlich in Rom gefunden (Roullet 1972, xv; genauer Fundort und Funddatum unbekannt). Es wird angenommen, dass die Statue ursprünglich irgendwo in Ägypten gestanden hat (Roullet 1972, 155), bevor sie in der Römerzeit nach Rom transportiert wurde. Ob sie dort im Iseum Campense aufgestellt worden war, wie Roullet 1972, 119 mit einem Fragezeichen vermutet, wird von Lembke (1994, 233) als unsicher eingestuft („Die Zuweisung von A. Roullet ist nur bedingt zu unterstützen, da sich das Sammelgebiet des Kardinals [Rodolfo Pio da Carpi] über einen größeren Raum [als das Gebiet der S. Maria sopra Minerva] erstreckt haben kann.“; anders Quack 2003, 63: „relativ sicher“; Vaiani 2018, 86: „the Iseum Campense is its likely provenance“).

    Frühere(r) Ort(e)
    • Athribis/Benha
      Gewissheit: uncertain
      Ist der ursprüngliche Nutzungsort: Ja
      Kommentar zu diesem Ort: Laut Kákosy 1999, 109 ist die ägyptische Herkunft unbekannt. Textinhaltliche Kriterien sprechen für Athribis im Delta. Vernus 1978 listet das Stück wegen der Erwähnung des Gottes Chenticheti und weil der Statuenstifter ein Priester von Chenticheti war, unter den Denkmälern mit einem Bezug zu Athribis („documents provenant d’Athribis ou centrés autour d’Athribis“). Die Namen des Statuenstifters Mr-Ḥr.w-jt=f (o.ä.) und seines Vaters Ṯꜣi̯-ꜥn-m-ḥr-jm=w sind bekannt durch Denkmäler, die in Athribis gefunden wurden und aus der 30. Dynastie stammen, ohne dass man beweisen kann, dass die dort erwähnten Personen mit dem Stelenstifter und seinem Vater identisch oder Mitglieder derselben Familie sind. Der Name des Ṯꜣi̯-ꜥn-m-ḥr-jm=w ist mit dem Gottesnamen ꜥn-m-ḥr gebildet, das als Epitheton des Stiergottes Chenticheti von Athribis belegt ist (Spiegelberg 1927, 220). Für Sternberg-El Hotabi 1999, II, 101 ist der Tempelbezirk von Athribis der Herkunftsort der Heilstatue. Perdu 2006, 47 akzeptiert, dass Mr-Ḥr.w-jt=f ein Priester von Athribis war. Die Angabe bei Kákosy 1995, 97, dass die Statue „offenbar im Tempel von Chemmis aufgestellt“ war, beruht auf eine fehlerhafte Übersetzung des biographischen Textes auf dem Rückenpfeiler.


Aktueller Ort

  • Museo Archeologico Nazionale di Firenze, Sezione "Museo Egizio"
    Inventarnummer(n): ME 1788
    Ist an diesem Ort: Ja
    Kommentar zu diesem Ort:
    Die Statue ist mindestens seit dem 16. Jh. in Italien. Sie wird im Codex Ursinianus aus den Jahren 1560-1570 (Roullet 1972, 10) abgebildet sowie im zeitgenössischen Reiseführer von Aldrovandi, im Skizzenbuch von Etienne Dupérac (ca. 1590; Vaiani 2018) und dem von Cassiano dal Pozzo (1. Hälfte des 17. Jh.) erwähnt. Damals wurde sie im Palast bzw. der Sammlung des Kardinals Rodolfo Pio da Carpi (1500-1564) bei der Kirche S. Maria sopra Minerva aufbewahrt (Roullet 1972, 119; vgl. Barberi 1995, 96-97). Später befand sich die Statue in der Sammlung von Pietro Andrea Andreini (1650-1729) in Florenz und wurde danach vom Großherzog der Toskana, Gian Gastone de’ Medici, erworben. Von der großherzöglichen Sammlung gelangte sie in die ägyptische Sammlung des Archäologischen Museums und bekam dort die Inventarnummer 1788 (Katalognummer bei Schiaparelli 1887: 1011) (Informationen von Dr. Anna Consonni des Museums Florenz an P. Dils per Email am 12.04.2024). Die in der Literatur genannten Nummern „F 1788“ und „1011“ sind die Inventarnummer F(lorenz) 1788 und die Katalognummer 1011 von Schiaparelli.


Datierung: 30. Dynastie

Kommentar zur Datierung:

  • Der Stelenstifter ist nicht durch genau datierte Quellen bekannt, so dass die Statue nur stilistisch, objekttypologisch und texttypologisch eingeordnet werden kann. Objekttypologisch werden Heilstatuen meistens in die 30. Dynastie bis in die (frühe) Ptolemäerzeit datiert (Chen 2020, 38-40), weshalb die Heilstatue des Merhoritef (o.ä.) auch in diese Zeit eingeordnet wird (z.B. Sternberg el-Hotabi 1999, II, 101: „Frühe Hochphase“ oder ca. 380-280 v. Chr., bzw. genauer „30. Dynastie nach Vernus“). Datierbare Heilstatuen sind im 4. Jh. v. Chr. belegt (Kartusche von Nektanebos II. auf der Heilstatue des Anchhapi Kairo JE 41677; Kartusche von Philippus Arrhidaeus auf der Heilstatue des Djedher Kairo JE 46341) (Kákosy 1999, 15). Kákosy nimmt an, dass alle von ihm publizierten Heilstatuen ins 4. Jh. v. Chr. zu datieren sind: stilistische Ähnlichkeiten sowie ikonographische Ähnlichkeiten mit den Darstellungen auf der Metternichstele (Kartuschen des Nektanebos II.) führen ihn dazu (Kákosy 1999, 31). Daher seine Datierung von Firenze 1788 als „probably 4th century B.C.“ (Kákosy 1999, 109).
  • Altenmüller 1965, 14-15 gibt an, dass diese Statue als „frühptolemäisch“ bezeichnet wird, ohne dafür eine Quelle zu nennen (Schiaparelli 1887, 124 spricht nur von den „ultimi tempi dell’Egitto“). Möglicherweise bezieht er sich auf Donadoni 1955, 71, der für das bekannteste Parallelstück, die Statue Tyszkiewicz, eine Datierung in die frühptolemäische Zeit nach Bosse 1936 akzeptiert.
  • Vernus 1978 klassifiziert die Statue in Firenze bei seinen Denkmälern der „La XXXe dynastie et la Période Macédonienne“, genauer in die 30. Dynastie und nicht in die „époque macédonienne“. Er begründet dies nicht weiter. An einer Stelle (S. 181) gibt er an, dass die Horusstele auf der Heilstatue von Firenze der Horusstele Kairo CG 9401 ähnelt, die allerdings eher in die makedonisch-ptolemäische Zeit zu datieren sein dürfte. Perdu 2006, 47 akzeptiert die Datierung in die 30. Dynastie und nennt dies sogar als Argument, um die Datierung der Heilstatue des Psametichseneb (Turin Suppl. 9 + Firenze 8708) innerhalb der 30. Dynastie zu untermauern. Chen 2020, 255 setzt die Datierung „30. Dynastie“ um in „ca. 380-343 B.C.E.“.
  • Textgeschichtlich gehört Spruch B zur „P-L-Version“, die laut Gutekunst 1995, 282 und 284 bislang nur in seiner textgeschichtlichen „Hochphase“ belegt ist, d.h. „Spätdyn. – Frühptol. (ca. 400-250/200?) (Gutekunst 1995, 34). Lembke 1994, 233 übernimmt von Donadoni das Argument der weitgehenden Übereinstimmung mit den Texten der Metternichstele (Zeit Nektanebos II.; ebenfalls Spruch B in der „P-L-Version“), um eine Herstellung der Heilstatue in die 30. oder 31. Dynastie anzusetzen.
  • Es ist möglich, jedoch nicht beweisbar, dass der Stelenstifter Mr-Ḥr.w-jt=f zu einer Familie aus Athribis aus der 29.-30. Dynastie gehört, in der dieser Name mehrfach vertreten ist. Zumindest kann man sagen, dass die Personennamen des Statuenstifters Mr-Ḥr.w-jt=f und seines Vaters Ṯꜣ-ꜥn-m-ḥr-jm=w bekannt sind von Denkmälern, die in Athribis gefunden wurden und durch Vergleiche in die Zeit von Nektanebos I. (Statue München 82: Vernus, Dok. 145) sowie ans Ende der 30. Dynastie (Vernus, Dok. 146) gesetzt werden.
  • Die Datierung von Roullet 1972, 119 als „Late Period (XXVI-XXXth Dynasty ) or Ptolemaic“ beruht nur auf die Zeichnung im Codex Ursinianus und ist deshalb zu ungenau.


Beschreibung

  • Heilstatue eines stehenden Mannes in langem Lendenschurz, der eine Horusstele vor dem Unterkörper hält. Der ganze Oberkörper fehlt. Außerdem sind die Füße des Mannes weggebrochen, ebenso die Krokodile an der Vorderseite der Horusstele. Unter der Horusstele ragte ursprünglich ein Steg hervor (der Ansatz ist nur auf der linken Seite erhalten), der eine Stütze bis zum Sockel für die Horusstele bildete. Zwei Löcher in der oberen Bruchfläche weisen auf eine antike (?) Reparaturmaßnahme mit Zapfen hin.


Bibliographie

  • #Editionen:
  • – L. Kákosy, Healing Statue of Merhoritef, in: L. Kákosy (Hg.), Egyptian Healing Statues in three Museums in Italy (Turin, Florence, Naples) (Catalogo del Museo Egizio di Torino. Serie prima – Monumenti e testi, Vol. IX), Turin 1999, 109-117 und Taf. XXXIV-XXXVIII [P,H,Ü,K]
  • #Literatur zu den Metadaten:
  • – H. Altenmüller, Der „Socle Béhague“ und ein Statuentorso in Wien, in: OMRO 46 (Leiden 1965), 14-20, 23-27, 31 (Handschrift F1) [H,Ü in Textsynopse für Sprüche B und A]
  • – K. Bosse, Die menschliche Figur in der Rundplastik der ägyptischen Spätzeit von der XXII. bis zur XXX. Dynastie (Ägyptologische Forschungen 1), Glückstadt/Hamburg/New York 1936, 43 [für die Datierung der Statue Tyszkiewicz als Parallelstück]
  • – J.H. Breasted, in: Digitalisiertes Zettelarchiv DZA 50.009.780 bis DZA 50.009.820 (Zetteln 194-210) [H]
  • – M. Chen, Healing Statues in the Late Period Egypt. Creating Elite Commemoration in a Religious Context, Los Angeles 2020, 255, 268 (Nr. 11) (https://escholarship.org/uc/item/1kx4j7bw) [K]
  • – S. Donadoni, Una statuetta egiziana da Ostia, in: Studi in memoria di Ippolito Rosellini nel primo centenario della morte, Vol. II, Pisa 1955, 57-71 (hier: 65-71) [K für Spruch B]
  • – A. Erman und H. Grapow, Das Wörterbuch der ägyptischen Sprache. Zur Geschichte eines großen wissenschaftlichen Unternehmens der Akademie (Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Vorträge und Schriften, 51), Berlin 1953 [K zu den Wb-Zetteln von Breasted]
  • – W. Gutekunst, Textgeschichtliche Studien zum Verjüngungsspruch (Text B) auf Horusstelen und Heilstatuen, Diss. Georg-August-Universität Göttingen (Trier 1995), 75, 81, 84, 89, 284, 290, 368 [K]
  • – L. Kákosy, Some Problems of the Magical Healing Statues, in: A. Roccati et al. (Hg.), La Magia in Egitto ai tempi dei faraoni (Verona 1987), 172, 180, 181 [K]
  • – L. Kákosy, Heilstatuen in den Tempeln, in: D. Kurth (Hrsg.), 3. Ägyptologische Tempeltagung. Systeme und Programme der ägyptischen Tempeldekoration (Ägypten und Altes Testament 33,1), Wiesbaden 1995, 91-98 [K alg.]
  • – K. Lembke, Das Iseum Campense in Rom. Studie über den Isiskult unter Domitian (Archäologie und Geschichte 3), Heidelberg 1994, 233 und Taf. 39 (4 Figs.) [P,K]
  • – O. Lollio Barbieri, in: O. Lollio Barbieri, G. Parola und M.P. Toti (ed.), Le Antichità Egiziane di Roma Imperiale, Roma 1995 [K, alg.]
  • – O. Perdu, Psammétique-séneb, un vizir d’Héliopolis avant la conquête d’Alexandre, in: Le Delta égyptien et la XXXe dynastie: Egypte, Afrique & Orient 42, 2006, 41-52 (hier: 47) [K]
  • – J.F. Quack, Zum ägyptischen Ritual im Iseum Campense in Rom, in: C. Metzner-Nebelsick u.a. (Hrsg.), Rituale in der Vorgeschichte, Antike und Gegenwart. Studien zur Vorderasiatischen, Prähistorischen und Klassischen Archäologie, Ägyptologie, Alten Geschichte, Theologie und Religionswissenschaft. Interdisziplinäre Tagung vom 1.-2. Februar 2002 an der Freien Universität Berlin, Rhaden 2003, 57-66 (hier: 63-64) [K, u.a. zum Codex Ursinianus] (https://d-nb.info/1227365020/34)
  • – A. Roullet, The Egyptian and Egyptianizing Monuments of Imperial Rome (Études préliminaires aux religions orientales dans l’empire romain 20), Leiden 1972, 63 (Nr. 45), 119 (Nr. 216), Taf. XLVII-XLVIII (Fig. 63-64) und CLXIX (Fig. 241) [K,P von Codex Ursinianus, fol. 1 r°, 8 r° und 9 r°]
  • – E. Schiaparelli, Museo archeologico di Firenze. Antichità egizie (Catalogo generale die musei di antichità e degli ogetti d’arte, Vol. I), Roma 1887, 121-124 (Nr. 1011) [H,K]
  • – W. Spiegelberg, Anemḥo (ꜥn-m-ḥr), le dieu-taureau d’Athribis, in: Revue de l’Égypte ancienne, 1, 1927, 218-220 [K]
  • – H. Sternberg-El Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen (Ägyptologische Abhandlungen 62), Wiesbaden 1999. Teil II: Materialsammlung, 101 [K]
  • – B. Palma Venetucci, Il rilievo magico di Horus su coccodrillo, in: Bollettino dei musei comunali di Roma XXIII, Nuova Serie, 2009, 1-18 (non vidi)
  • – E. Vaiani, S. Prosperi, V. Rodinò, H. Whitehouse (eds), Egyptian and Roman Antiquities and Renaissance Decorative Arts, London 2018, 86-88 (Nr. 27) [P Zeichnung Dupérac]
  • – P. Vernus, Athribis (BdÉ 74), Le Caire 1978, 181-182 (Doc. 147) und Taf. XXVI-XXVII [P der vier Seiten; H,Ü des Rückenpfeilers]
  • https://www.trismegistos.org/text/109220 (zuletzt geprüft 10.01.2024)


Digitale Verweise

Trismegistos 109220

Datensatz-Protokoll

  • – Peter Dils, 17. Juli 2024, Erstaufnahme


Autor:innen: Peter Dils
Datensatz erstellt: 17.07.2024, letzte Revision: 17.07.2024
Redaktionsstatus: Verifiziert

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Peter Dils, "Heilstatue des Merhoritef (Florenz 1788)" (Objekt-ID ZXPY5UBYGVADREXAHQE4RMSROA) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/ZXPY5UBYGVADREXAHQE4RMSROA>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 18, Web-App-Version 2.1.5, 26.7.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
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