pBM EA 10320, OAD L4(Objekt-ID ZMTXQZTS25E45FUFVJZZS3IBSQ)
Persistente ID:
ZMTXQZTS25E45FUFVJZZS3IBSQ
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/ZMTXQZTS25E45FUFVJZZS3IBSQ
Datentyp: Objekt
Objekttyp: Schreibblatt
Material: Papyrus
Maße (H×B(×T)): 41,5 × 5,5 cm
Zustand: fragmentarisch
Kommentar zur Materialität
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Der Text ist nicht vollständig erhalten. Von der ursprünglichen Länge ist ein Teil unbekannter Größe zu Beginn des Textes verloren. Darüber hinaus gibt es einige zerstörte Stellen im unteren Bereich des Papyrus. Der erhaltene Papyrusstreifen hat eine Länge von 41,5 cm lang und ist 5,5 cm breit. Der Text ist mit großer Wahrscheinlichkeit nur auf einer Seite, dem Recto, beschrieben. Der Papyrus ist auf braunem Papier aufgeklebt und daher kann die Rückseite nicht überprüft werden. Die Anlage des Textes deutet aber darauf hin, dass die Rückseite nicht beschriftet war, s. Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 27. Auch ist wenig wahrscheinlich, dass der Papyrus mit einer Beschriftung auf der Rückseite auf Papier aufgeklebt worden wäre. Edwards (HPBM 4, Bd. 1, 27 u. xiii) hält es für möglich, dass vergleichbar mit den Papyri pMMA 10.53 (N.Y.), pLouvre E. 3234 (P1) und pBerlin 3059 (B) eine „Adresse“, die den Namen des Orakelbesitzers angibt, unten auf der Rückseite notiert worden sein könnte, die nun verloren ist. Wie bei den meisten anderen Oracular Amuletic Decrees verlaufen die Fasern auf der beschrifteten Seite meitstenteils vertikal.
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Aber es zeigt sich auch eine Besonderheit: In Höhe der neunten Zeile befindet sich eine Klebung, wobei der obere Teil so angeklebt wurde, dass die Fasern horizontal verlaufen (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 27), was bei den anderen Texten nicht vorkommt. Da der Anfang des Textes nicht erhalten ist, kann nicht entschieden werden, wie groß der obere Teil ursprünglich war.
- Es mag zunächst etwas irritieren, dass die Seite des Textes als „Recto“ bezeichnet wird, bei der die vertikalen Fasern oben liegen. Die Oracular Amuletic Decrees sind generell auf sehr schmalen und zum Teil enorm langen Papyrusstreifen notiert worden. Wie haben die Schreiber diese Streifen hergestellt? Die einfachste Methode ist die, einen schmalen Streifen von einer bereits vorbereiteten Rolle abzuschneiden. Edwards hat bei einer Untersuchung der Klebungen Hinweise auf genau dieses Vorgehen festgestellt (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii). So konnte er bei einer Reihe von Texten, Klebungen in regelmäßigen Abständen feststellen, die auf eine vorgefertigte Rolle hindeuten. Allerdings erwähnt er auch, dass es Texte gibt, die unregelmäßige Abstände bei den Klebungen aufweisen bzw. aufzuweisen scheinen (ebd.). Daraus zieht er den Schluss, dass es für die Herstellung der OAD keine festgelegte Methode gab, sondern die Schreiber vielmehr das Material verwendeten, das sie gerade zur Hand hatten; seien es Abschnitte einer Rolle, oder anderweitige Streifen, bzw. eine Kombination aus beidem. Als Beispiel eines zusammengestückelten Papyrus führt er insbesondere das hier vorliegende Stück an (ebd.), eben weil dieser mit einem Stück auf dem neun Zeilen des Textes erhalten sind, bei dem aber die horizontalen Fasern oben liegen (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 27). Ich möchte allerdings diesen Papyrus als wichtigen Hinweis dafür benennen, dass die Schreiber in der Regel einen schmalen Streifen von einer vorbereiteten Rolle abgeschnitten haben. Das kurze Stück mit dem anderen Fasernverlauf ist doch zweifelsfrei ein sog. Schutzblatt bzw. protocollon zu Beginn einer Papyrusrolle (vgl. Turner, The Terms Recto and Verso, 28–29), das in diesem Fall entgegen der allgemeinen Praxis ebenfalls beschriftet wurde. Die Klebung zeigt zudem deutlich an, dass es sich um das Recto der betreffenden Rolle handeln muss (An dieser Stelle möchte ich Nadine Quenouille für ihre papyrologische Expertise und Einschätzung sehr herzlich danken). Der Schreiber hat also den Streifen von einer neuen Rolle abgeschnitten und dann zur Beschriftung um 90 Grad gedreht. Es handelt sich also papyrologisch um ein „transversa carta“ (Turner, The Terms Recto and Verso, 29; Bülow-Jacobson, in: Oxford Handbook of Papyrology, 21–22), ähnlich wie es bei spätramessidischen Briefen zu beobachten ist (Edwards, HPBM 4, Bd. 1, xii [7] mit Verweis auf Černý, LRL, xvii-xx).
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Fundort
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Theben
Gewissheit: probable
Ist der ursprüngliche Nutzungsort: Ja
Kommentar zu diesem Ort: Die genaue Herkunft des Papyrus ist nicht bekannt. Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiii) geht bei den Oracular Amuletic Decrees generell von einer Herkunft aus Theben aus, die er vor allem an den in den Texten genannten Göttern festmacht. Der orakelgebende Gott ist in diesem Papyrus Chons von Theben, Neferhotep, der in Karnak zu verorten ist.
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Aktueller Ort
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British Museum
Inventarnummer(n): EA 10320
Ist an diesem Ort: Ja
Kommentar zu diesem Ort:
Der Papyrus kam im Jahr 1872 in das British Museum. Nähere Umstände zum Ankauf und zur Herkunft des Textes sind nicht bekannt. Bis zum Jahr 1997 war der Papyrus im Raum 63 im Museum ausgestellt.
Datierung: 21. Dynastie – 22.–23. Dynastie
Kommentar zur Datierung:
- Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiii–xiv) geht von einer Datierung des gesamten Korpus der Amulettpapyri mit Orakeldekreten in die 22./23. Dynastie aus. Ein einziger Text (L7: pBM EA 10730) liefert einen Hinweis auf die Datierung, denn er ist für einen Prinzen und zukünftigen General in der Armee eines Königs Osorkon geschrieben, bei dem es sich nach Edwards (HPBM 4, Bd. 1, xiv) und Ritner (Libyan Anarchy, 74) vermutlich um Osorkon I. handeln dürfte, während Jacquet-Gordon (in: Gs Sauneron I, 175, n. 5; Ead., in: BiOr 20, 1963, 32) und ihr folgend Verhoeven (Buchschrift, 13) von Osorkon II. ausgehen. Diese Datierung basiert auf Textparallelen im Text auf einer Statue aus Tanis (Kairo CG 1040 + CG 881 + Philadelphia E 16159: s. Jacquet-Gordon, in: JEA 46, 1959, 23), die ursprünglich für Sethos I. angefertigt und für Osorkon II. wiederverwendet und neu beschriftet wurde (s. Sourouzian, in: FS Gaballa, 97–105). Der Text L7 wäre also in die 22. Dynastie, oder für den Fall, dass es sich ungeachtet der Parallelen doch um einen späteren Osorkon handeln würde, spätestens in die 23. Dynastie zu datieren. Nach Koenig (in: CRIPEL 9, 1987, 31) ist aufgrund der Paläographie sowie spezifischer Schreibungen mindestens für einen Teil der Texte, den hier bearbeiteten nicht eingeschlossen, eine Datierung in die 21. Dynastie anzunehmen.
Beschreibung
- Amulettpapyri wie der hier vorliegende Text wurden aufgerollt in einem kleinen Behälter, der aus Leder, Holz oder Metall gearbeitet sein konnte (vgl. Ray, in: JEA 58, 1972, 151–153; Bourriau/Ray, in: JEA 61, 1975, 257–258), um den Hals getragen und diente somit als Apotropaion (vgl. hierzu Roß, Schutz von Kindern, 40–44). Die Amulette wurden vermutlich in erster Linie für Kinder hergestellt (vgl. Roß, Schutz von Kindern, 26–36; Adderly, Personal Religion, 193; Edwards, HPBM 4, xvi), wobei es Hinweise darauf gibt, dass es sich um Säuglinge oder sehr junge Kinder gehandelt haben könnte (Roß, ebd.). Wilfong (in: JEA 99, 2013, 295–300) geht davon aus, dass die Länge des beschrifteten Papyrusstreifens mit der Größe des Kindes korreliert werden kann. Mittlerweile ist auch ein Orakeldekret für eine schwangere Frau belegt (pIFAO H40: Koenig, in: BIFAO 118, 2018, 233–239), doch ist der Text leider nur fragmentarisch erhalten, so dass keine Rückschlüsse auf die ursprüngliche Länge des Dokumentes erzielt werden können.
Besitzer: Privatperson
Bibliographie
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– I. E. S. Edwards. Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series: Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom I. Text. London 1960, 27–29. [*Ü, *K]
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– I. E. S. Edwards. Hieratic Papyri in the British Museum. Fourth Series: Oracular Amuletic Decrees of the Late New Kingdom II. Plates. London 1960, pl. IX. [*T, *P]
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– T. G. Wilfong. The Oracular Amuletic Decrees: A Question of Length. In: JEA 99 2013, 295–300. [K]
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– A. Grams. Der Gefahrenkatalog in den Oracular Amuletic Decrees. In: SAK 46, 2017, 55–100. [K]
- – A. Roß. Der Schutz von Kindern im alten Ägypten. Die religiösen und soziokulturellen Aspekte der Oracular Amuletic Decrees. GM Beihefte 17, Göttingen 2019. [K]
Digitale Verweise
Datensatz-Protokoll
- Ersteingabe: Anke Blöbaum, 8. Juni 2022
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Anke Blöbaum, unter Mitarbeit von Lutz Popko, "pBM EA 10320" (Objekt-ID ZMTXQZTS25E45FUFVJZZS3IBSQ) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/ZMTXQZTS25E45FUFVJZZS3IBSQ>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/ZMTXQZTS25E45FUFVJZZS3IBSQ, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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