pBerlin P 3038(Objekt-ID RKTKFKAN5NGR5JIBZMTU43IVAI)
Persistente ID:
RKTKFKAN5NGR5JIBZMTU43IVAI
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/RKTKFKAN5NGR5JIBZMTU43IVAI
Datentyp: Objekt
Objekttyp: Schriftrolle
Material: Papyrus
Maße (H×B(×T)): 20 × 516 cm
Zustand: fragmentarisch
Kommentar zur Materialität
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Der Papyrus ist 5,16 m lang und 20 cm hoch (Halbformat). Insgesamt umfasst er 19 Blätter und 18 sehr gut ausgeführte Klebungen. Dabei ist ein Blatt rund 27–29 cm breit, nur ein Blatt ist mit 31,5 cm etwas breiter. Der Papyrus ist beidseitig beschriftet, wobei der Text auf dem Recto aus 21 Textkolumnen und der Text auf dem Verso aus 3 Textkolumnen besteht. Eine Kolumne umfasst je 11–12 horizontal verlaufende Zeilen.
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Die ersten zwei Textkolumnen auf der Vorderseite sind im unteren Bereich schwer beschädigt. Da der Anfang der ersten Kolumne erhalten ist, aber mitten in einem Satz anfängt, muss mindestens eine Textkolumne auf einem weiteren Blatt am Anfang verloren sein. Ausgehend von der Hypothese, dass am Anfang nur ein Blatt mit dem Schutzstreifen (und einer Textkolumne (?)) verloren gegangen ist, vermutet W. Wreszinski, dass die Rolle mit 20 Blättern eine "Normalrolle, wie sie die Fabrik lieferte", darstellen könnte (Wreszinski, Papyrus, V).
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Der Text auf dem Recto bildet ein fortlaufendes Ganzes und ist nicht in einzelne Abschnitte unterteilt (Wreszinski, Papyrus, VI). W. Wreszinski zählt auf dem Recto 191 Einzeltexte, die er von Bln 1 bis Bln 191 durchnummerierte (Grapow, Grundriss II, 94). Am Ende der Vorderseite findet sich der Schreibervermerk jw=s ḥtp, was das Textende signalisiert (Grapow 1955, 93).
- Der Text des Versos wurde später von einem anderen Schreiber hinzugefügt. Er setzt sich aus 3 Kolumnen und 13 Einzeltexten (Bln 192–204) zusammen, wobei jedes Rezept mit einer neuen Zeile beginnt. Kolumne 1 des Verso befindet sich in Höhe der Kolumnen 20-21 des Rekto.
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Fundort
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Nekropolen
Gewissheit: certain
Ist der ursprüngliche Nutzungsort: Ja
Kommentar zu diesem Ort: Der Papyrus wurde im Jahre 1826 bei den Ausgrabungen von G. Passalacqua zusammen mit einem weiteren Papyrus (jetzt Berlin P 3047) in einem Gefäß unweit der Pyramiden von Saqqara entdeckt (Erman. in: Erman & Krebs, Aus den Papyrus der Königlichen Museen, 71–76; W. Helck, in: JARCE 2, 1963, 65–73). G. Passalacqua selbst gibt an, dass "Il était renfermé soigneusement dans un vase de terre cuite, avec le petit manuscrit 1559 de même hiératique, et portant une date et des cartouches. Ce vase fut découvert isolé dans les ruines, à une profondeur d'environ 10 pieds, près des pyramides de Sakarah à Memphis." (Passalacqua, Catalogue, 207; das Manuskript 1559, heute P 3047, ist eine Gerichtsurkunde aus der Zeit Ramses II. mit Feldeigentum und -verpachtung als Streitthema).
W. Wreszinski schreibt, in einem wichtigen Punkt von Passalacqua abweichend: "Die Handschrift befand sich mit noch mehreren Papyris zusammen in einem Topfe" (Wreszinski, Papyrus, V), ohne für diese Behauptung eine Quelle anzugeben. W. Westendorf vermerkt, diesmal mit Verweis auf den Katalog von G. Passalacqua, in ähnlicher Weise: "Gefunden von Passalacqua zusammen mit weiteren Papyri, unter anderem einem Gerichtsprotokoll (Zeit Ramses II)" (Westendorf, Handbuch Medizin I, 41). G. Passalacqua selbst spricht jedoch nur von zwei Papyri (Kat.-Nr. 1558 und 1559), die heutigen Papyri Berlin P 3038 und P 3047.
Die Angabe G. Passalacquas, dass die beiden Papyri tatsächlich zusammen gefunden wurden, wird des Öfteren in Frage gestellt, weil P 3047 eine Gerichtsverhandlung zum Thema hat, die in Theben angesiedelt ist, und unklar ist, wie ein thebanischer Papyrus in einem Topf in Saqqara gelandet ist (z.B. Erman, in: Erman & Krebs, Aus den Papyrus der Königlichen Museen, 63, Anm. 2: "Der Tradition nach soll sie (...) gefunden sein"). Falls man die Angabe G. Passalacquas zum Fundzusammenhang anzweifelt, gibt es auch keinen echten Beweis mehr für Saqqara als Provenienz des medizinischen Papyrus.
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Aktueller Ort
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Ägyptisches Museum und Papyrussammlung
Inventarnummer(n): P. 3038 , Passalacqua, Catalogue, Nr. 1558
Ist an diesem Ort: Ja
Kommentar zu diesem Ort:
1827 wurde die Sammlung Passalacqua inklusive der beiden Papyri (Catalogue Nr. 1558 und 1559 = P. 3038 und P. 3047) an den preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm (den späteren König Friedrich Wilhelm IV.) verkauft. Dieser übergab die Stücke an die (im Jahre 1822 gegründete) ägyptische Abteilung der Königlichen Kunstkammer König Friedrich Wilhelms III., die zunächst im Schloss Monbijou in Berlin angesiedelt war und später (1856) in die Sammlung des Königlich-Preußischen Museums, dem heutigen Ägyptischen Museum und Papyrussammlung Berlin, überging.
Datierung: Ramses II. Usermaatre-Setepenre
Kommentar zur Datierung:
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(a) Paläographie: Paläographisch ist der Text dem Hieratischen der 19. Dyn. zuzurechnen; A. Erman formuliert seine Datierungsangabe mit Vorbehalt: "sie mag etwa aus der Dyn. 19 stammen (um 1300 v. Chr.)" (Erman, in: Erman & Krebs, Aus den Papyrus der Königlichen Museen, 63; Erman gibt aber für die 19. Dynastie den Zeitraum ca. 1350–1200 v. Chr. an und dass Ramses II. ca. 1300 v. Chr. zum König wurde). W. Wreszinski bemerkt: "Die Schrift auf der Vorderseite des Papyrus ist der Form nach für die 19. Dynastie typisch" und die Schrift auf der Rückseite "ist der auf der Vorderseite nur soweit ähnlich ist, daß sie als aus der gleichen Zeit stammend erkennbar ist." (Wreszinski, Papyrus, VI). W. Wreszinski nennt jedoch keine Jahreszahlen. H. Grapow übernimmt die Erman'sche Datierung "etwa um 1300 v. Chr., niedergeschrieben" (Grapow, Grundriss II, 93). W. Westendorf gibt "um 1250 v. Chr." an (Westendorf, Handbuch Medizin I, 41; W. Westendorf lässt die 19. Dynastie ca. 1292 v. Chr. anfangen).
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(b) Der mit dem Papyrus gefundene pBerlin 3047, der die gleiche Handschrift (wie das Recto) trägt, datiert in das 45. Jahr Ramses II.; siehe Brugsch, Über die medicischen Kenntnisse, 50-51. Dieser Fundzusammenhang besagt jedoch nur, dass der medizinische Papyrus vor der gemeinsamen Aufbewahrung in dem Topf geschrieben sein muss und dass der Zeitpunkt der Aufbewahrung allerfrühestens ca. 1233 v. Chr. gewesen sein kann, möglicherweise aber auch erst viele Jahre später.
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Schon H. Brugsch hat 1862 den medizinischen Papyrus paläographisch in die 19.–20. Dynastie datiert, um dieses Datum dann mithilfe des zweiten Papyrus auf das "quatorzième siècle avant notre ère." einzugrenzen (Brugsch, Recueil des monuments égyptiens II, 102; vgl. oben die Angabe von Erman für den damals noch zu früh angesetzten Zeitraum der 19. Dynastie).
- W. Wreszinksi vermutet, dass der Text selbst (nicht die Textkopie!) zu einer Zeit abgefasst wurde, in der auch der Papyrus Ebers (nach W. Wreszinski an den Anfang des Neuen Reiches zu datieren) verfasst wurde: "Da der Pap. 3038 dem Eb. im allgemeinen nicht unähnlich sieht, liegt kein Grund vor, die ursprüngliche Abfassung des Textes in eine von dem Pap. Eb. wesentlich verschiedene Zeit zu setzen." (Wreszinski, Papyrus, VI).
Besitzer: Privatperson
Bibliographie
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#Editionen:
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– W. Wreszinski, Der grosse medizinische Papyrus des Berliner Museums (Pap. Berl. 3038). In Facsimile und Umschrift. Mit Übersetzung, Kommentar und Glossar, Die Medizin der Alten Ägypter 1, Leipzig 1909 [*F, *H, *Ü, *K].
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– H. Grapow, Die medizinischen Texte in hieroglyphischer Umschreibung autographiert, Grundriss der Medizin der alten Ägypter V, Berlin 1958 [H].
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– H. Brugsch, Recueil de monuments égyptiens. Dessinés sur lieux et publiés sous les auspices de son altesse le vice-roi d’Égypte Mohammed-Saïd-Pacha. II. Planches LI–CVII, Leipzig 1862, 101–120, Taf. 85–107. [F, K]
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– http://www.medizinische-papyri.de/PapyrusBerlin3038/ [P (Kol. 19-21), F, H, Ü, K]
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#Übersetzungen / Kommentare:
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– W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I 36,1, Leiden/Boston/Köln 1999 [*Ü, *K; Rezepte, die identisch mit solchen in anderen medizinischen Papyri sind, wurden von Westendorf nicht eigens übersetzt!]
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– T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique. Traduction intégrale et commentaire, Paris 1995, 226–227, 409–436, 451–453 [*Ü, *K].
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– H. von Deines & H. Grapow & W. Westendorf, Übersetzung der medizinischen Texte Grundriss der Medizin der alten Ägypter IV, Berlin 1958 [*Ü, *K]
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#Weitere relevante Objektbeschreibungen:
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– W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, Handbuch der Orientalistik I 36,1, Leiden/Boston/Köln 1999, 41–45.
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– H. Grapow, Von den medizinischen Texten. Art, Inhalt, Sprache und Stil der medizinischen Einzeltexte sowie Überlieferung, Bestand und Analyse der medizinischen Papyri, Grundriss der Medizin der alten Ägypter II, Berlin 1955, 93–94.
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#Forschungshistorisch relevante Beiträge:
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– A. Erman; in: A. Erman & F. Krebs, Aus den Papyrus der Königlichen Museen, Handbücher der Königlichen Museen zu Berlin 8, Berlin 1899, 63–76 (inkl. Ü in Auszügen).
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– H. Brugsch, Notice raisonnée d’un traité médical datant du XIVme siècle avant notre ère et contenu dans un papyrus hiératique du Musée Royal (département des antiquités égyptiennes) de Berlin, Leipzig 1863.
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– H. Brugsch, Ueber die medicinischen Kenntnisse der alten Aegypter und über ein alt-ägyptisches medicinisches Manuscript im Königl. Museum zu Berlin, in: Allgemeine Monatsschrift für Wissenschaft und Literatur, 1853, 44–56.
- – J. Passalacqa, Catalogue raisonné et historique des antiquités découvertes en Égypte, Paris 1826, 105, 207 (Kat.-Nr. 1558).
Datensatz-Protokoll
- Marc Brose, Ersteingabe, Februar bis April 2017
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)Marc Brose, unter Mitarbeit von Peter Dils, Lutz Popko, "pBerlin P 3038" (Objekt-ID RKTKFKAN5NGR5JIBZMTU43IVAI) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/RKTKFKAN5NGR5JIBZMTU43IVAI>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/RKTKFKAN5NGR5JIBZMTU43IVAI, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
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