pEbers(Objekt-ID FA5AXVOIIREOBJT2MOXMQRQQPA)


Persistente ID: FA5AXVOIIREOBJT2MOXMQRQQPA
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/FA5AXVOIIREOBJT2MOXMQRQQPA


Datentyp: Objekt


Objekttyp: Schriftrolle


Material: Papyrus

Maße (H×B(×T)): 30 × 1863 cm


  • Fundort

    • Theben
      Kommentar zu diesem Ort: Georg Ebers kaufte den Papyrus im Winter 1872/1873 in Theben; sein ägyptischer Händler berichtet ihm, der Papyrus wäre "vor nunmehr 14 Jahren in einem Grab des el-Assassif (...) zwischen den Beinen einer Mumie" gefunden worden (Ebers, Papyrus Ebers, 2). Ausgehend vom Datum der Publikation, 1875, wäre der Papyrus also 1861 gefunden worden. Ein Auktionskatalog von 1869 erwähnt einen medizinischen Papyrus mit einem Kalender auf der Rückseite, der sich im Besitz des Amerikaners Smith befände (non vidi, zitiert nach B. Holmes, P. Gad Kitterman, Medicine in Ancient Egypt. The Hieratic Material, Cincinnati 1914, 17 und Breasted, Surgical Papyrus, 24, Anm. 1) und Eisenlohr schreibt (ZÄS 8, 1870, 165-167), dass ihm im Februar 1870 von Smith zwei "von ihm erworbene" medizinische Papyrusrollen gezeigt worden seien, von denen eine über 100 Seiten lang sei und die damit nur der Papyrus Ebers sein kann. Eisenlohr fertigt daraufhin, wie er weiter schreibt, ein Faksimile des Kalenders an, allerdings nach einer Durchzeichnung, nicht nach dem Original. Es ist diese Abschrift gewesen, die in verschiedenen ZÄS-Artikeln der frühen 1870er zu der Vermutung führte, dieser Papyrus sei im Besitz von Smith, wogegen sich Ebers vehement wehrte: "Mit dem höchsten Interesse habe ich Mr. Goodwins Aufsatz über die calendarische Notiz auf der Rückseite des nunmehr der Leipziger Universitätsbibliothek angehörenden grossen medicinischen Papyros gelesen, den es mir im vorigen Winter im Theben zu erwerben gelungen ist und der, was ich hier ausdrücklich wiederhole, Mr. Smith niemals gehört hat." (Ebers, in: ZÄS 12, 1874, 3; Hervorhebung i.O.). Nach Ausweis eines Briefes von Ebers an seine Frau von 1873 (Scholl, Papyrus Ebers, 29-30) war es Edwin Smith lediglich gelungen, eine Abschrift vom Kalender und von einigen weiteren Seiten anzufertigen, während das Original beim Händler verblieb und erst von Ebers erworben werden konnte.


Aktueller Ort


Datierung: 18. Dynastie

Kommentar zur Datierung:

  • Die Datierung des Papyrus Ebers basiert im Wesentlichen auf der Paläographie, wofür Ebers Handschriften der 18. Dynastie zum Vergleich heranzieht, namentlich pBoulaq 18 (inzwischen jedoch in die 2. Zwischenzeit datiert), das Amenophis-Ritual des pTurin Cat. 1876 (inzwischen jedoch in die 20. Dynastie datiert) sowie die Berliner Lederrolle (Ebers, Papyros Ebers, Bd. 1, 3-4). Erman argumentiert aus paläographischen und orthographischen Gründen dafür, die Papyri Rhind (aufgrund einer Datierungsangabe in die ausgehende Hyksoszeit zu datieren), Westcar und Ebers als etwa zeitgleich anzusehen (Erman, Die Märchen des Papyrus Westcar, Bd. 2, Glossar, Palaeographische Bemerkungen und Feststellung des Textes, Königliche Museen zu Berlin. Mittheilungen aus den orientalischen Sammlungen 4, Berlin 1890, 38-44 und 54). Dem schließt sich auch Möller an (Möller, Hieratische Paläographie I, 20).
  • Der Ebers-Kalender auf der Rückseite des Papyrus wird als Hinweis für die zeitliche Einordnung des Textes gewertet. Dabei verkompliziert die Einbeziehung des Kalendariums und des darin eingebetteten Königsnamens die Redaktionsgeschichte des Papyrus. Eisenlohr datiert die Niederschrift des Kalenders in das 2. Jh. v. Chr. und vermutet in der Kartusche eine Schreibung des Namens von Kleopatra III.: "Die Schrift ist spät hieratisch und nähert sich derart dem Demotischen, dass sie eher nach als vor 200 ante Chr. gesetzt werden dürfte." (Eisenlohr, in: ZÄS 8, 1870, 165. Zu einer Spätdatierung des Kalenders siehe außerdem: K. Riehl, Das Sonnen– und Siriusjahr der Ramessiden mit dem Geheimniss der Schaltung und das Jahr des Julius Cäsar, Leipzig 1875, 349-363 und D. Dimitriadis, Über fremde Körper, Würmer und Insekten im menschlichen Ohr und ihre Behandlung von der ältesten Zeit bis heute, Athen 1909, 191 (Hinweis R. Scholl)). Über die Abfassungszeit des medizinischen Textes äußert Eisenlohr sich aber nicht. Ebers schließt dagegen kategorisch aus, dass der Text aus der Ptolemäerzeit stammt (Ebers, in: ZÄS 11, 1873, 41). Er schreibt zwar, dass der Schreiber der Seitenzahlen von 1-60 mit dem des Kalenders identisch sein muss, trifft jedoch zunächst keine Aussagen über dessen zeitliches Verhältnis zum Schreiber des medizinischen Textes (Ebers, in: ZÄS 12, 1874, 3-4). Später zieht er die Zahlen der Paginierung und den Haupttext gleichermaßen für seinen paläographischen Abgleich heran und datiert den Kalender explizit in das 16. Jh. v. Chr. und die 18. Dynastie, also ungefähr zeitgleich mit dem medizinischen Hauptteil (Papyros Ebers, Bd. 1, 3-4, 9). Da die Nummerierung der Seitenzahlen bis 60 nach dem Abfassen des Haupttextes hinzugefügt wurde und das Kalendarium von der gleichen Hand geschrieben worden ist wie die Seitenzahlen, kann man davon ausgehen, dass das Kalendarium später als der Haupttext niedergeschrieben worden ist. Zur Lesung des Königsnamens im Kalendarium hat schließlich Erman nachgewiesen, dass er Djeser-ka-Re zu lesen und damit Amenophis I. gemeint ist (Erman, Märchen des Papyrus Westcar, Bd. 2, 56-60).


Bibliographie

  • http://papyri.uni-leipzig.de/receive/UBLPapyri_schrift_00035080 [*P]
  • – G. Ebers, Papyros Ebers. Das hermetische Buch über die Arzneimittel der alten Ägypter in hieratischer Schrift, 2 Bde., Leipzig 1875 [*F]
  • – W. Wreszinski, Der Papyrus Ebers: Umschrift, Übersetzung und Kommentar (Die Medizin der alten Ägypter 3), Leipzig 1913 [*T]
  • – H. Grapow, Grundriß der Medizin der alten Ägypter V. Die medizinischen Texte in hieroglyphischer Umschreibung autographiert, Berlin 1958 [*T]
  • – T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l'Egypte pharaonique. Traduction intégrale et commentaire, Paris 1995 [*Ü,*K]
  • – H. von Deines, H. Grapow, W. Westendorf, Grundriß der Medizin der alten Ägypter IV. Übersetzung der medizinischen Texte, Berlin 1958 [*Ü,*K]
  • – B. Ebbell, The Papyrus Ebers. The Greatest Egyptian Medical Document, Copenhagen 1937 [Ü]
  • – W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin (HdO I.36.1 und 2), Leiden u.a. 1999 [*Ü,*K]
  • – T. Pommerening, Neues zu den Hohlmaßen und zum Medizinalmaßsystem, in: S. Bickel, A. Loprieno (Hgg.), Basel Egyptology Prize 1. Junior Research in Egyptian History, Archaeology, and Philology (Aegyptiaca Helvetica 17), Basel 2003, 201-219 [*K zum Maßsystem]
  • – H. Grapow, Bemerkungen zum Papyrus Ebers als Handschrift, in: ZÄS 71, 1935, 160-164 [K]
  • – R. Scholl, Der Papyrus Ebers: die größte Buchrolle zur Heilkunde Altägyptens (Schriften aus der Universitätsbibliothek Leipzig 7), Leipzig 2002


Hierarchiepfad(e):


Datensatz-Protokoll

  • L. Popko, Erstaufnahme 16. September 2014.


Autor:innen: Lutz Popko; unter Mitarbeit von: Altägyptisches Wörterbuch, Peter Dils
Datensatz erstellt: vor Juni 2015 (1992–2015), letzte Revision: 27.09.2021

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Lutz Popko, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Peter Dils, "pEbers" (Objekt-ID FA5AXVOIIREOBJT2MOXMQRQQPA) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/FA5AXVOIIREOBJT2MOXMQRQQPA>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/FA5AXVOIIREOBJT2MOXMQRQQPA, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)