Statue der Neith (Kairo CG 9431bis)(Objekt-ID C4O3KJDIIFFMRMA2DW3ATVZ6ZE)


Persistente ID: C4O3KJDIIFFMRMA2DW3ATVZ6ZE
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/C4O3KJDIIFFMRMA2DW3ATVZ6ZE


Datentyp: Objekt


Objekttyp: Statue / Figur


Material: Kalkstein

Maße (H×B(×T)): 27 × 10.8 × 18 cm


  • Fundort

    • Sais
      Gewissheit: certain
      Ist der ursprüngliche Nutzungsort: Ja
      Kommentar zu diesem Ort: Über die Fundumstände oder die Begründung der Herkunftsangabe „Sa el-Hagar“ ist nichts bekannt. Man kann nur spekulieren, dass die Statue während Sebach-Grabungen entdeckt wurde. Auffällig ist, dass auch die magische Götterdiade CG 9430, der magische Sockel CG 9432 (= JE 29792) und die Horusstele CG 9426 aus Sa el-Hagar stammen (für CG 9432 findet sich auch die Angabe: „près de Sais“). Für CG 9430 und CG 9432 ist kein Funddatum angegeben, aber CG 9432 ist im gleichen Artikel wie CG 9431bis vom Jahr 1893 publiziert worden, CG 9430 in der Artikelfortsetzung von 1894. Daressy gibt als Datierung für CG 9430 die 22. Dynastie an, für CG 9432 die Perserzeit oder Ptolemäerzeit. Die Horusstele CG 9426 wurde einige Jahre später gefunden (Funddatum 1898), die Datierung ist erneut eine saitische. Es stellt sich die Frage, ob alle diese Stücke aus demselben Sektor des Tells von Sa el-Hagar stammen könnten.


Aktueller Ort

  • Egyptian Museum
    Inventarnummer(n): CG 9431bis
    Kommentar zu diesem Ort:
    Über den Erwerb ist nichts bekannt. Daressy publiziert die Texte 1893 (RecTrav 14, 1893, 182) inmitten von vielen weiteren Texten aus dem damaligen Museum von Giseh. Bei einem Teil dieser weiteren Texte steht, dass sie aus Grabungen aus dem Jahr 1892 stammen. Es ist also möglich, dass die Statue eine Neuerwerbung von ca. 1892 ist, die z.B. bei Sebach-Grabungen in Sais gefunden wurde. Daressy, Textes et dessins magiques, 1903 erwähnt keine Journal d’éntree-Nummer und keine ältere Ausstellungsnummer eines Museumsführers. Vielleicht wurde das Objekt also erst nach dem Umzug 1902 in das neugebaute Ägyptische Museum am Midan Tahrir im Rahmen der Arbeiten an dem neuen Catalogue général inventarisiert.


Datierung: Dritte Zwischenzeit  –  Spätzeit

Kommentar zur Datierung:

  • Laut Daressy (Textes et dessins magiques, 1903, 41) ist es eine schlechte Arbeit aus der Saitenzeit oder sogar noch etwas älter (übernommen durch Gutekunst, Textgeschichtliche Studien 1995, 370). Er gibt keine Gründe an, aber seine Datierung wird auf stilistischen Kriterien basieren. Loukianoff, in: BIE 13, 1930-1931, 76 nennt ebenfalls die Saitenzeit, erneut ohne Begründung. Er setzt die Statue in die zweite Phase des Sched-Kultes, als Sched endgültig mit Horus identifiziert wurde und die Statue CG 9431bis ist für ihn das wichtigste Dokument zur zeitlichen Bestimmung dieser „Fusion“. Berlandini, in: Cahiers de Karnak VI, 1980, 244, Anm. 1 gibt als Datierung „XXIIe dyn. (?)“, ohne dies weiter zu begründen. Jansen-Winkeln (Text und Sprache der 3. Zwischenzeit, ÄAT 26, 1994, 344, Nr. B/3.1.7) hat die Statue entsprechend in seinem Inventar der Texte der Dritten Zwischenzeit aufgenommen: „D.22(?)“. Sternberg-El Hotabi (Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte, 1999, I, 98) setzt das Objekt in ihre „Mittelphase“, d.h. 26.–29. Dynastie, wobei sie gerade die Kombination von einer Götterstatuette mit dem Motiv der Horusstele als eine Innovation der Saitenzeit betrachtet. Leider ist keine der betreffenden Götterstatuetten genau datiert. Der Typus des seitwärts schreitenden Kindes ist für sie ebenfalls typisch für die „Mittelphase“, ist jedoch in Theben schon in der Übergangszeit von der 25. zur 26. Dynastie belegt (Sternberg-El Hotabi 1999, I, 80-82: Theben KTA CS VIII 67 + Plaque Karnak 6001 + Sammlung Hamburg) sowie auf einer Horusstele aus Edfu aus der Dritten Zwischenzeit oder 26. Dynastie (Louvre AF 12690). Quack, in: BiOr 97, 2002, 720–721 zweifelt generell die Grenzen der Datierung der „Mittelphase“ der Horusstelen und vor allem die Sternbergsche Datierung „26. Dynastie“ an und schließt einen etwas größeren Zeitrahmen der betreffenden Horusstelen in Richtung 25. und 30. Dynastie nicht aus. Schmitz, in: Bryan und Lorton (Hrsg.), Essays in Egyptology in Honor of Hans Goedicke, 1994, 261 verzichtet auf eine Datierung. Berlandini, in: Koenig (ed.), La magie en Égypte, 2002, 115 (Nr. C6) nennt nicht länger die „XXIIe dyn. (?)“, sondern die 26. Dynastie (beeinflusst von Sternberg-El Hotabi 1999?). Auffällig ist, dass der Hauptspruch auf der Statuette (Metternichstele Spruch 1) nicht mit den Versionen auf den Horusstelen parallel läuft, was ein Indiz für eine andere und vielleicht ältere (?) Überlieferungstradition sein könnte. Auch der Spruch zum Zwerg aus Fayence ist abweichend von den späteren Horusstelen kontextualisiert und passt am ehesten zur frühen Horusstele CG 9403 (Ramessidenzeit). Bislang wurde kein Photo der Vorderseite publiziert, das vielleicht eine besser begründbare stilistische Datierung der Neithfigur ermöglicht.


Beschreibung

  • Statuette einer thronenden Göttin Neith mit der roten Krone. Die Statuette ist fest mit dem Sockel verbunden, der breiter und tiefer/länger als die Statue selbst ist. Der Name der Göttin Neith steht vorn auf der Oberseite des Sockels und passt zum Kronenattribut. Auf der Rückenlehne (Höhe 22,5 cm; Breite 7,5 cm) ist ein nackter Kindgott auf zwei Krokodilen seitlich schreitend eingraviert, mit zwei kleinen hieroglyphischen Texten (in 4 Kolumnen) vor, über und hinter dem Kopf des Kindes, die ihn als Sched und als Horus identifizieren. Weitere Texte magischer Natur stehen auf allen vier Seiten des Sockels und auf den beiden Seiten des Thrones. Das Horuskind mit Jugendlocke ist in Profil dargestellt, nach rechts schreitend (aus Zuschauer– und aus Objektperspektive). Er hält in der vorderen Hand zwei Schlangen, eine Antilope und einen Skorpion, in der hinteren Hand zwei Schlangen, einen Skorpion und ein unklares Tier (man erwartet einen Löwen). Über dem Kopf des Kindes steht ein Beskopf. Das einzige publizierte Foto (Loukianoff 1930-1931) ist von schlechter Qualität, aber das Kind scheint einen Gazellenkopf an der Stirn zu haben. Die Skulpturarbeit wird als „grob“ beschrieben (Daressy 1903, 40: „grossier“).


Besitzer: Gott


Bibliographie

  • – G. Daressy, Textes et dessins magiques. Catalogue général des antiquités égyptiennes du Musée du Caire, Nos 9401-9449, Le Caire 1903, 40-41 [H]
  • – G. Daressy, Notes et remarques, in: RecTrav 14, 1893, 165-185 (hier: 182 (Nr. 79)) [H]
  • – G. Loukianoff, Le dieu Ched. L’Évolution de son culte dans l’Ancienne Égypte, in: Bulletin de l’Institut d’Égypte 13, 1930-1931, 67–84 mit Taf. I-III (hier: 76 und Taf. III, Nr. 11) [P]
  • – PM IV, 47 (nur Erwähnung, keine weitere Info)
  • – J. Berlandini, Une stèle d’Horus sur les crocodiles du supérieur des prêtres de Sekhmet, Padiimennebnesouttaouy, in: Cahiers de Karnak VI: 1973-1977, Le Caire 1980, 235–245 und Taf. LIV-LV (hier: 244, Anm. 1 und 245) [K zu einer Textparallele]
  • – J. Berlandini, Un monument magique du „Quatrième prophète d’Amon“ Nakhtefmout, in: Y. Koenig (Hrsg.), La magie en Égypte: à la recherche d’une définition, Paris 2002, 83–148 (hier: 115 (Dok. C6) und 129 Anm. 162) (nur Erwähnung)
  • – W. Gutekunst, Textgeschichtliche Studien zum Verjüngungsspruch (Text B) auf Horusstelen und Heilstatuen (Trier 1995), 370 (nur Erwähnung)
  • – K. Jansen-Winkeln, Text und Sprache in der 3. Zwischenzeit. Vorarbeiten zu einer spätmittelägyptischen Grammatik (Ägypten und Altes Testament 26) Wiesbaden 1994, 344 (Nr. B/3.1.7) [B]
  • – A. Klasens, A Magical Statue Base (Socle Behague) in the Museum of Antiquities at Leiden, in: OMRO NS 33, 1952, 37-39, 59, 99-100 (Spell VI: Z. g 10-15) [H mit Textsynopse, Ü, K] (Text C5 in der Textsynopse)
  • – J.F. Quack, Review von H. Sternberg-El Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen, in: BiOr 97, 2002, 713-729 [alg. Kommentar]
  • – J.F. Quack, Eine magische Stele aus dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe (Inv. H 1049) (Schriften der Philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Nr. 58), Heidelberg 2018, 79 und 84 [K]
  • – B. Schmitz, Ein neuer Beleg für den Gott Sched: Amulett Hildesheim Pelizaeus-Museum 5922, in: B.M. Bryan und D. Lorton (Hrsg.), Essays in Egyptology in Honor of Hans Goedicke, San Antonio (TX) 1994, 255-263 (hier: 261, Nr. 21) [Kurzbeschreibung der Horusstele auf der Rückseite]
  • – H. Satzinger, „Horus auf den Krokodilen“: Stele oder Statue?, in: Festschrift Arne Eggebrecht zum 65. Geburtstag am 12. März 2000 (Hildesheimer Ägyptologische Beiträge 48), Hildesheim 2002, 85–88 (hier: 88, nur Erwähnung)
  • – R. el-Sayed, La déesse Neith de Saïs (Bibliothèque d’étude 86/1-2), Le Caire 1982, Bd. I, 131; Bd. II, 468 (Dok. 640) (nur Erwähnung)
  • – H. Sternberg-El Hotabi, Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte der Horusstelen. Ein Beitrag zur Religionsgeschichte Ägyptens im 1. Jahrtausend v. Chr., Ägyptologische Abhandlungen 62 (Wiesbaden 1999), Bd. I, 98; Bd. II, 103–104 [K]


Datensatz-Protokoll

  • – Peter Dils, 13. Februar 2024, Ersteingabe


Autor:innen: Peter Dils
Datensatz erstellt: 13.02.2024, letzte Revision: 15.02.2024

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Peter Dils, "Statue der Neith (Kairo CG 9431bis)" (Objekt-ID C4O3KJDIIFFMRMA2DW3ATVZ6ZE) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/C4O3KJDIIFFMRMA2DW3ATVZ6ZE>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/C4O3KJDIIFFMRMA2DW3ATVZ6ZE, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)