Metternichstele New York MMA 50.85(Objekt-ID 7XH44MNLMRFLFPJRFCZUWLBCHE)


Persistente ID: 7XH44MNLMRFLFPJRFCZUWLBCHE
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/7XH44MNLMRFLFPJRFCZUWLBCHE


Datentyp: Objekt


Objekttyp: Statue / Figur


Material: Grauwacke

Maße (H×B(×T)): 83.5 × 33.5 × 14.4 cm


Herstellungstechnik: geschnitzt


Zustand: vollständig


  • Fundort

    • Alexandria
      Gewissheit: certain
      Kommentar zu diesem Ort: Die Stele wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Alexandrien „beim Baue eines Bassins in einem Franziskanerkloster gefunden“ (Golenischeff 1877, 1). An anderer Stelle steht, dass sie dort beim Graben eines Brunnens gefunden wurde (Scott 1951, 202: „a well“). Was die Quelle für Golenischeffs Angabe ist, ist unbekannt (vermutlich entweder Metternich selbst oder von Laurin). Das Franziskanerkloster ist sicherlich ein Vorgängerbau des Franziskanerklosters bei der katholischen Kathedrale der H. Katharina im Zentrum von Alexandrien, dass Anton von Laurin kannte, weil er dort seine Kinder hat taufen lassen (mündliche Information Gottfried Hamernik). Alexandrien kann nicht der ursprüngliche Aufstellungsort eines Denkmals der 30. Dynastie gewesen sein, denn die Stadt war zu dieser Zeit noch nicht gegründet. Es wird vermutet, dass die Metternichstele ursprünglich in Heliopolis aufgestellt gewesen war, weil im Kolophon (Z. 87-88) steht, dass ein Priester namens Nesatum (der Name bedeutet: „Der zum (heliopolitanischen Schöpfergott) Atum Gehörige“) den Text im Tempel des Osiris-Mnevis beiseitegelegt vorgefunden und deshalb kopiert (wörtl.: erneuert) hatte. Der Bezirk des Osiris-Mnevis lag ein wenig nördlich des eigentlichen Zentrums von Heliopolis. Es lässt sich jedoch nicht beweisen, dass sich dieses Kolophon direkt auf die Herstellung der Stele bezieht, und nicht bloß als legendäre Beglaubigungsgeschichte der magischen Textsammlung zu verstehen ist. Als Argument zugunsten einer unterägyptischen bzw. möglicherweise heliopolitanischen Herkunft der Stele wird angeführt, dass die Texte inhaltlich nur Deltabezüge aufweisen (Scott 1951, 216; Kákosy 1982, 122), aber erneut könnte sich dies bloß auf die Herkunft (den Kompositionsort) der Textsammlung und nicht notwendigerweise auf den Aufstellungsort der Stele beziehen. Trotzdem ist zu bedenken, dass Denkmäler aus Heliopolis ab der Ptolemäerzeit nach Alexandrien umgesetzt wurden (u.a. Obelisken, Sphingen).

    Frühere(r) Ort(e)


Aktueller Ort

  • Metropolitan Museum of Art
    Inventarnummer(n): 50.85
    Ist an diesem Ort: Ja
    Kommentar zu diesem Ort:
    Mohammed Ali schenkte die Stele im Jahr 1828 Clemens Wenzel Lothar Nepomuk Prinz von Metternich-Winneburg-Beilstein-Ochsenhausen (1773-1859), vielleicht im Rahmen von diplomatischen Geschenken, die er am Ende der 1820er Jahren tätigte (Šedivý 2007, 251, Anm. 13). Metternich war in den Jahren 1801-1848 als österreichischer Diplomat und Politiker tätig, seit 1809 leitete er das Außenministerium, seit 1821 war er Kanzler von Österreich. Es ist denkbar, dass Anton Ritter von Laurin, Generalkonsul von Österreich in Alexandrien von 1824 bis 1849, die Verschiffung der Stele versorgte. Die Stele gelangte in das Familienschloss der Metternichs in Königswarth (heute Lázně Kynžvart in Westböhmen). Später, nach dem Ersten Weltkrieg (Information der Museumsverwaltung Kynžvart), verkaufte die Familie aus Geldsorgen die Stele an (den Antikenhändler, Schmuckhändler, Bankier?) Jean Lombard in Genf. Das Metropolitan Museum of Art erwarb die Stele im Jahr 1950 von Jean Lombard mit Mitteln des Fletcher Fund (benannt nach Isaac Dudley Fletcher, der seine Sammlung und eine große Summe Geld in seinem Testament dem Metropolitan Museum vererbte) (Homepage MMA).

  • Státní zámek Kynžvart (Schloss Königswart)
    Inventarnummer(n):
    Kommentar zu diesem Ort:
    Ehemals in der Sammlung von Fürst Metternich. Nach dem Ersten Weltkrieg von der Familie verkauft.

Kommentar zur Datierung:

  • Die Datierung erfolgt aufgrund der Namensnennung Nektanebos’ II. in Kartuschen. Diese befinden sich sowohl auf der Vorder– als auch auf der Rückseite, beide Male im Giebelfeld, auf der Vorderseite ist der Pharao sogar in Verehrung abgebildet. Außerdem finden sich die Königsnamen auf der Oberseite des Sockels in Formeln mit Schutzwünschen als Zusätze zu den vorangehenden Sprüchen 10 und 12 (Z. 163-166).


Besitzer: Privatperson


Bibliographie

  • – W. Golenischeff, Die Metternichstele in der Originalgröße, Leipzig 1877 [*Zeichnungen, Ü]
  • – N.E. Scott, The Metternich Stela, in: The Metropolitan Museum of Art Bulletin 9/Fasc. 8, April 1951, 201-217 (https://www.jstor.org/stable/3258024) [*P]
  • – C.E. Sander-Hansen, Die Texte der Metternichstele (Analecta Aegyptiaca VII), København 1956 [H,Ü,K]
  • – https://www.metmuseum.org/art/collection/search/546037 [*P,K]
  • – J. Allen, The Art of Medicine in Ancient Egypt, New York / New Haven / London 2005, 49-63 [P,Ü]
  • – J.F. Borghouts, Ancient Egyptian Magical Texts, NISABA 9, Leiden 1978 [Ü]
  • – H. Brugsch, Aegyptische Studien. VI. Die Metternich-Stele, in: ZDMG 10, 1856, 649-690 und 799-801 (hier: 677-690 und 799-801)
  • – F. Chabas, De quelques textes hiéroglyphiques relatifs aux esprits possesseurs, avec des notes par M. le Vicomte E. de Rougé, in: Bulletin archéologique de l‘Athenaeum français, 2, Heft 6, Juin 1856, 43-46 (hier: 46) (https://ia802702.us.archive.org/17/items/archathenfran00pari/archathenfran00pari.pdf); Nachdruck in: F. Chabas, Oeuvres diverses, Tome 1 (Bibliothèque égyptologique 9), Paris 1899, 81-93 (hier: 92-93)
  • – L. Kákosy, s.v. Metternichstele, in: Lexikon der Ägyptologie IV, 1982, 122-124 [K]
  • – P. Lacau, Les statues „guérisseuses“ dans l’ancienne Egypte, in: Monuments et mémoires de la Fondation Eugène Piot, tome 25, fascicule 1-2, 1921, 189-209 und Tf. XV-XVI (https://www.persee.fr/doc/piot_1148-6023_1921_num_25_1_1824) [K]
  • – F. Lexa, La magie dans l’Égypte antique de l’Ancien Empire jusqu’à l’Époque copte. Bd. II: Les textes magiques, Paris 1925, 66-82 [Ü]
  • – G. Möller, 1900: DZA 50.041.170 – 50.041.580 (120 Zettel) [H,Ü]
  • – A. Moret, Horus sauveur, in: Revue de l’histoire des religions 72, 1915, 213-287 [Ü,K, Zeichnungen von Golenischeff]
  • – G. Roeder, Urkunden zur Religion des alten Ägypten (Religiöse Stimmen der Völker), Jena 1915 (= 1923), 82-97 [Ü]
  • – H. Sternberg-el Hotabi, Die Götterdarstellungen der Metternichstele. Ein Neuansatz zu ihrer Interpretation als Elemente eines Kontinuitätsmodells, in: GM 97 (Göttingen 1987), 25-70 [K]
  • – H. Sternberg-el-Hotabi, Die Metternichstele, in: O. Kaiser (Hrsg.), Texte aus der Umwelt des Alten Testaments. II. Religiöse Texte (Rituale und Beschwörungen, II), Gütersloh 1988, 358-380 [Ü]


Digitale Verweise

Trismegistos 113760

Datensatz-Protokoll

  • – P. Dils, Erstbearbeitung, 2020-2021


Autor:innen: Peter Dils; unter Mitarbeit von: Lutz Popko
Datensatz erstellt: 30.04.2020, letzte Revision: 06.07.2022
Redaktionsstatus: Verifiziert

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Peter Dils, unter Mitarbeit von Lutz Popko, "Metternichstele New York MMA 50.85" (Objekt-ID 7XH44MNLMRFLFPJRFCZUWLBCHE) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/7XH44MNLMRFLFPJRFCZUWLBCHE>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 18, Web-App-Version 2.1.3, 16.5.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/object/7XH44MNLMRFLFPJRFCZUWLBCHE, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)