tḥwꜣ(Lemma-ID 852327)
Persistente ID:
852327
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/852327
Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch
Wortklasse: Substantiv (mask.)
Übersetzung
Bezeugung im TLA-Textkorpus
64
Belegzeitraum im TLA-Textkorpus:
von
1939 v.Chr.
bis
526 v.Chr.
Schreibungen im TLA-Textkorpus:
Bibliographie
-
Wb 5, 323.1-4
-
DrogWb 559 ff.
-
Germer, Flora, 86
- Germer, Handbuch, 155 ff.
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(Vollzitation)"tḥwꜣ" (Lemma-ID 852327) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/852327>, ediert von Altägyptisches Wörterbuch, unter Mitarbeit von Andrea Sinclair, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/852327, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
tḥwꜣ: Einige Male in den Late Egyptian Miscellanies neben ꜥršn: „Linsen“ als Inhalt von Lagerhäusern genannt – die Bedeutung von ꜥršn gilt aufgrund seines koptischen Derivats ⲁⲣϣⲓⲛ u.ä.: „Linse“ schon seit dem 19. Jh. als gesichert (vgl. Brugsch, Wb I, 209). Dawson, in: JEA 21, 1935, 38-39 schreibt, die tḥwꜣ oder tḥwj genannte Pflanze sei „usually identified with the Lentil“ – diese Identifizierung scheint aber bis dato nicht verschriftlicht worden zu sein: Wb 5, 323.1-3 unterlässt noch 1931 jeglichen Identifizierungsvorschlag; bezüglich der medizinischen Texte vermeidet noch Ebbell, Papyrus Ebers, passim eine Übersetzung; und auch die älteren Übersetzungen der Miscellanies, namentlich Erman, Literatur, und Erman/Lange, Papyrus Lansing, bieten keine Übersetzung dieser Pflanze. Dawson selbst distanziert sich auch gleich von dieser Übersetzung. Denn da in den Miscellanies, namentlich in pAnastasi IV, tḥwꜣ neben ꜥršn: „Linsen“ genannt sei, müsse tḥwꜣ etwas Anderes benennen, und Dawson denkt an eine Erbsenart, evtl. Pisum arvense oder Pisum sativum.
Die Identifikation mit der Erbse gilt seitdem als Communis opinio, findet sich jedenfalls bei DrogWb, 506-561; Faulkner, CD, 301; Charpentier, Recueil, 816, Nr. 1399; Manniche, Herbal, 136; Hannig, HWb (Marburger Edition), 1009, Nr. {37362}-{37363} (immerhin durch Asterisk als nur vermutet gekennzeichnet).
Allerdings liefert Dawson selbst keinerlei Argument für diese Identifizierung, sondern sie scheint einzig vom Vorkommen von tḥwꜣ und ꜥršn in den Miscellanies und der von Dawson abgelehnten Übersetzung von tḥwꜣ als „Linse“ beeinflusst zu sein. Weeks, in: JARCE 16, 1979, 186-188 zweifelt diese Interpretation jedoch an: Erstens seien die von Dawson angeführten archäologischen Nachweise für Erbsen in Illahun nicht gesichert, und sie könnten auch aus römischen Schichten kommen. Zweitens sei das gemeinsame Vorkommen mit ꜥršn in den Miscellanies wenig aussagekräftig, denn nur in zwei Listen stünden beide Produkte direkt nebeneinander, wohingegen sie in zwei anderen durch šꜣ.w: „Koriander“ voneinander getrennt seien. Drittens sei die gelegentliche Klassifizierung mit dem Korn, Gardiner Sign-list N33, wenig aussagekräftig, weil dieser Klassifikator nur eine vage rundliche Form andeute, aber nicht zwangsläufig ein erbsenförmiges Objekt. (NB: Dieses Argument stammt allerdings von Weeks selbst; die Form des Klassifikators spielt zwar bei Dawson, in: JEA 20, 1934, 41-44 für dessen Identifikation von ḏꜣr.t eine Rolle, nicht aber in JEA 21 bei tḥwꜣ, zumindest nicht explizit.) Weeks wundert sich außerdem, warum tḥwꜣ in den medizinischen Texten zwar oft genannt sei, aber nicht als Verdickungsmittel, wie dies von Erbsen in „modern folk medical treatments“ bekannt sei. In medizinischen Texten der griechisch-römischen Zeit und des Mittelalters [d.h. in demotischen und koptischen medizinischen Texten?] sei die Erbse schließlich gar nicht genannt, was implizieren würde, dass sie nach häufiger Verwendung in Ägypten zunächst komplett aus der Apotheke verschwunden wäre. Weeks selbst vermutet in tḥwꜣ eine Bezeichnung des Knoblauchs. Hierfür weist er auf die gelegentliche Austauschbarkeit sowie das gemeinsame Vorkommen von tḥwꜣ mit ḥḏ.w in medizinischen Texten hin, was darin zu begründen sei, dass beide Drogen ähnliche Substanzen beinhalten oder ähnliche Eigenschaften besäßen. Da er ḥḏ.w mit der Communis opinio als Zwiebeln interpretiert, vermutet er in tḥwꜣ eben den „Knoblauch“. Lesko, Dictionary IV, 95 bietet neben „peas(?)“ auch „garlic(?)“ mit Verweis auf Weeks.
Auch Germer, Arzneimittelpflanzen, 228-229, Germer, Flora, 86 und Germer, Handbuch, 157 zweifelt Dawsons Interpretation wegen der Unsicherheit der Funde aus Illahun an. Einen Gegenvorschlag bietet sie nicht. Weeks’ Vorschlag diskutiert sie (in ihren beiden späteren Arbeiten) nicht.
L. Popko, 25. Februar 2020.
Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen