Persistente ID:
851176
Persistente URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/851176
Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch
Wortklasse: Pronomen (Personalpronomen)
Übersetzung
[Suffix Pron. pl.1.c.]
[suffix pron. pl. 1. c.]
نحن
Bezeugung im TLA-Textkorpus
Keine Belege im TLA-Textkorpus
Bibliographie
- Junge, Näg. Gr., 53
Kommentare
Datensatz erstellt:
vor Juni 2015 (1992–2015),
letzte Revision:
27.09.2024
Redaktionsstatus:
Inaktiv
Bitte zitieren als:
(Vollzitation)"=tn" (Lemma-ID 851176) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/851176>, ediert von Altägyptisches Wörterbuch, unter Mitarbeit von Andrea Sinclair, Simon D. Schweitzer, Amr El Hawary, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/851176, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)
Im Neuägyptischen begegnet man gelegentlich der Schreibung =tn für das Suffixpronomen der 1. Person Plural =n. Dieses Phänomen wurde mehrfach beobachtet (Černý, in: JEA 31, 1945, 38; Edwards, HPBM 4, Bd. 1, 2, n. 7; Gardiner, in: JEA 48, 1962, 65) und ist in den entsprechenden Grammatiken beschrieben. Erman (Neuäg. Gr. 276, § 578) erachtete die Form aufgrund der ihm zur Verfügung stehenden schmalen Beleglage (pChester Beatty I, Rec. 8,9: mtw=tn hrp, Rec. 13,3: mtw=tn mḏ{ꜥ}ḥ, Rec. 13,4: mtw=tn tj~jrʾ~rʾ, vgl. hierzu Popko, pChester Beatty I, Recto, in: TLA, Okt. 2014) als spezifisch für den Konjunktiv, was mittlerweile als veraltet zu gelten hat, da zum einen die Mehrheit der Belege im Konjunktiv der 1. Person Plural die Normalschreibung =n für das Suffixpronomen zeigt und zum anderen die Schreibung des Suffixes mit zusätzlichem t auch in anderen Konstruktionen belegt ist. Korostovtsev (Grammaire du neo-egyptien, 88) verweist auf eine Reihe von Belegen in unterschiedlicher Verwendung und betrachtet die Schreibung als ein „phénomène graphique sinon une simple confusion“. Die von ihm vorgelegten Belege gehen sämtlich auf Černý (in: JEA 31, 1945, 38) zurück, der die Schreibung ganz allgemein auf ein vorausgehendes t zurückführt. Diese Idee wird von Demska (in: Rocznik orientalistyczny 48, 1994, 5–7) wieder aufgenommen und anhand derselben Belege begründet.
Trotz der bereits von Erman angeführten Belege für die Verwendung im Konjunktiv nach mtw werden in der Grammatik von Černý/Groll (CGG, 27, 29) Vorkommen und Schreibung der Sonderform auf die Verwendung mit einem femininen Substantiv im Status pronominalis eingeschränkt. Diese Erklärung wird von Neveu (Langue des Ramsès, 20) übernommen, während Junge (Näg. Gr., 53) die allgemeinere Erklärung von Černý wieder aufgreift, allerdings hieraus eine Regelhaftigkeit ableitet.
Regelmäßige Schreibungen treten allerdings nicht auf. Die Belege beschränken sich auf spezifische Schreibungen einzelner Formen, wobei sich weder in Bezug auf die Konstruktion, in der sie benutzt werden, noch auf die Verwendung innerhalb einer Handschrift ein allgemeingültiges Muster abzeichnet. In folgenden Konstruktionen tritt die Schreibung gelegentlich auf:
(1) Nach einem femininen Substantiv im Status pronominalis: jr.t={t}n (pBM 10375,9; LRL 44,15); r-ḥꜣ.t={t}n (pLeiden I, 370,18/LRL 10,9; pBM 10375 Vso. 6/LRL 47,8).
(2) Bei dem proklitischen Pronomen der 1. Person Plural im Adverbialsatz/Präsens I: tw={t}n ḏd (pBerlin 10494,2/LRL 23,6) negiert (oGardiner 59,3); im Relativsatz (pBerlin 10494,7/LRL 23,12; pBM 10375,17/LRL 45,11; pBM 10054 Rto. 2.12; oOIC 16991, Vso. 7–8).
(3) Im Konjunktiv: mtw=tn (pBibl. Nat. 198, III, Vso. 2; pChester Beatty I, Rto. 8,9; 13,3; 13,4).
(4) Bei dem femininen Possessivartikel der 1. Person Plural tꜣy={t}n mw.t (Naunakhte II, 2 u. III, 2/pDeM 23, 25).
(5) Im Terminativ: j.jri̯.tw={t}n jyi̯ (pBM 10054, Rto. 2.4/KRI VI, 492); vermutlich ähnlich aufzufassen: jw bw jri̯={t}n pḥ tꜣy=n ḥnw.t (pBM 10375,24–25/LRL 46, 7–8).
(6) Im Perfektiv: sḏm={t}n (pBerlin 10494,4–5/LRL 23,9).
Es ist festzuhalten, dass vor allem in den Briefen zusammen mit den aufgeführten Belegen Normalschreibungen für Konstruktionen belegt sind, die in anderen Papyri oder auch im gleichen Dokument eine Sonderschreibung aufweisen können. So finden sich Beispiele für das proklitische Pronomen in gewöhnlicher Schreibung im pBerlin 10494, pBibl. Nat. 198, III und im pBM 10375, oder Normalschreibung des Suffixes im Konjunktiv im pBM 10054 und im pBM 10375 (hier besonders interessant: Z. 9: mtw=n šdi̯ jr.t={t}n m ptrj=k).
Die Stärkung von t im Auslaut durch zusätzliche Schreibung von tj oder tw, wenn ein Suffix herantritt, ist gut bekannt (vgl. JWSpG, 37–38; Winand, Études de néo-égyptien, 36) und liegt eventuell der Schreibung =tn für das Suffix der 1. Person Plural zugrunde. Entsprechend gibt es selten auch die Schreibung ttn bzw. twtn für das Suffix der 2. Person Plural, s. CGG, 28; Junge, Näg. Gr., 53. Für die Belege in den Naunachte-Papyri greift diese Erklärung freilich nicht. Dies gilt auch für den Beleg sḏm={t}n im pBerlin 10494,4–5/LRL 23,9. Und es bleibt ebenfalls zu fragen, warum dies nur in Einzelfällen umgesetzt wurde. Offenbar ist hier die Einschätzung des einzelnen Schreibers nicht zu unterschätzen.
Des Weiteren zeigt sich in den Oracular Amuletic Decrets eine andere Form des Phänomens: Im Papyrus L1 (pBM EA 10083) wird generell (mit Ausnahme von vier Textstellen, die die normale Schreibung zeigen) ={t}n für das Suffixpronomen der 1. Person Plural geschrieben. Das Suffix tritt in der Götterrede als Subjekt im Futur III auf und bezieht sich auf eine Gruppe, die sowohl aus Göttern als auch aus Göttinnen besteht. Dieser Gebrauch unterscheidet sich deutlich von dem oben beschriebenen Befund. Ähnliches – wenngleich in Hieroglyphen und nicht im Hieratischen – begegnet in den Orakeldekreten der Henuttawi C (JWIS I, 177–182 [9]; Winand, in: Karnak XI, 2003, 614–672) sowie der Maatkare B (JWIS I, 182–183 [10]; Winand, in: Karnak XI, 2003, 672–690), s. JWTuS, 152, Anm. 1–2. Hier finden sich in den Götterreden, die in der 1. Pers. Pl. formuliert sind, wechselnde Schreibungen des Suffixpronomens (n-Z2; n-n-Z2; t-n-Z2; t-n-n-Z2-A40) im Futur III bzw. beim Possessivartikel, über die Gardiner (in: JEA 48, 1962, 65) urteilte: „It is impossible to decide whether these miswritings are purely graphic, or whether they reflect some deep-rooted misconception in the mind of the scribe finally responsible.“ Winand (in: Karnak XI, 2003, 613, 627) erklärt die Varianten mit der Redaktion des Textes und unterschiedlichen Schreibgewohnheiten verschiedener Schreiber.
Die oben angeführten lautlichen Gründe können für diese Texte nicht als Erklärung herangezogen werden. Im Falle der OAD scheint es sich tatsächlich um eine Eigenart eines einzelnen Schreibers zu handeln, wobei der Papyrus T2 (pTurin 1984) eventuell vom gleichen Schreiber angefertigt worden ist, der dort aber das Suffix der 1. Pers. Pl. =n bzw. =nn schreibt. Schreibungen mit verdoppeltem n für das Suffix der 1. Pers. Pl. sind gängig (CGG 38 [46]) und dies hat möglicherweise graphische Gründe, da mit der längeren Schreibung ein ganzes Schriftquadrat ausgefüllt ist. Ähnlich einzuordnen sind Schreibungen des Suffixes der 1. Pers. Sg. mit den Negativ-Armen (D35), die wir in den OAD im Papyrus T3 (pTurin 1984) beobachten können, oder eine Schreibung mit Füllpunkt über dem n, die der Schreiber des pBerlin 3059 (Fischer-Elfert, Magika Hieratika, 82–95) bevorzugt. Diese Schreibungen unterscheiden sich rein optisch je nach Handschrift nur geringfügig und könnten daher auch als Varianten für eine Schreibung =tn angeführt werden.
A. Blöbaum 20.10.2019
Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen; unter Mitarbeit von: Anke Blöbaum ; Datensatz erstellt: 20.10.2019, letzte Revision: 14.09.2022