ꜥpr(Lemma-ID 37090)

Verifiziert

Hieroglyphische Schreibung: 𓐢𓂋𓏛


Persistente ID: 37090
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/37090


Lemma-Liste: Hieroglyphisch/Hieratisch

Wortklasse: Verb (3-rad.)


Übersetzung

de ausstatten; ausgestattet sein
en to equip; to be equipped
fr pourvoir; équiper

Bezeugung im TLA-Textkorpus


Belegzeitraum im TLA-Textkorpus: von 2494 v.Chr. bis 324 n.Chr.


Bibliographie

  • Wb 1, 180.8-23


Digitale Verweise

Alt-TLA 37090
Projet Karnak 394
Digitalisiertes Zettelarchiv 37090
Vocabulaire de l’Égyptien Ancien 362

Kommentare

Brugsch, Wb I, 181-182 verweist auf ein ꜥpr genanntes Objekt, das er als „zusammengelegtes, nach unten herabhängendes Halsband oder Umhang“ beschreibt. Außerdem vergleicht er das Verb mit koptisch ⲫⲟⲣⲡⲉⲣ („öffnen, lösen, ausbreiten“, s. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch, 152) und verweist auf Texte in Edfu, in denen Horus mit seinen Flügeln eine ꜥpr genannte Handlung durchführt. Aufgrund dieser drei Beobachtungen schlägt er für das Verb ꜥpr die Bedeutung „ausbreiten“ und – für die Verbindung mit der Präposition m – die „viel häufigere Bedeutung“ „anfüllen“ vor. Später, in Brugsch, Wb V, 212, verweist er auf die Beischrift zum bekannten Transport der Kolossalstatue im Grab des Djehutihotep in el-Berscheh, wo u.a. steht: ḥꜥ.w ꜥpr mḥ m špss.w, was er übersetzt mit: „Schiffe ausgerüstet(?) und voll von herrlichen Sachen“. Damit interpretiert er ꜥpr als parallel zu mḥ stehend. Dieser spätere Übersetzungsvorschlag hat sich als Bedeutung für ꜥpr etabliert: Wb 1, 180 gibt als Grundbedeutung „ausstatten u.ä.“, Faulkner, CD, 41 „provide, equip“, Hannig, HWb (Marburger Edition), 149 „ausstatten, versehen“, die Karnak-Datenbank „pourvoir, équiper“ (http://sith.huma-num.fr/vocable/394). Bislang hat nur Jansen-Winkeln, in: ZÄS 121, 1994, 55 diese Bedeutung angezweifelt; er verweist in diesem Zusammenhang auf ähnliche Phrasen wie Brugsch (nur zeitlich frühere, nämlich KRI II, 319, 5-6), wo ein König als bjk nṯr.j šps.j ꜥpr dmꜣ.tj erscheint: „Eine Übersetzung als ‚erhabener Falke, der mit Flügeln ausgestattet ist‘ wäre doch banal bis zum Unsinn: Ein Falke hat eben Flügel.“ (Hervorhebung i.O.). Dasselbe Argument macht er für das Götterepitheton ꜥpr ḫpr.w geltend, das „wenig aussagekräftig“ wäre, „wenn es wirklich ‚mit Erscheinungsformen ausgestattet‘ bedeutet: Auch das wäre doch so selbstverständlich, daß es kaum der Rede wert wäre“. Daher schlägt er für ꜥpr (und das in ähnlichen Zusammenhängen gebrauchte ḥtm) eine Bedeutung wie „vollkommen“ vor; er verweist dafür zudem auf die gelegentliche Bezeichnung des Verstorbenen als ꜣḫ ꜥpr, in der bereits Wb die erweiterte Bedeutung „mit allem Nötigen versehen“ für ꜥpr angesetzt hatte. Tatsächlich gibt es auch andere Stellen, an denen eine Übersetzung als „vollkommen sein“ einen besseren Sinn ergibt als die bisherige Übersetzung „ausgestattet sein“. Andererseits funktioniert das nicht bei allen Belegstellen; als eine von mehreren sei etwa auf pEdwin Smith 1,24 verwiesen, wo über einen verletzten Mann gesagt wird, dass ꜥpr=f sḏ: „er sich einen Bruch zugezogen (o.ä.) habe“.

Literatur:
– H. Brugsch, Hieroglyphisch-demotisches Wörterbuch. Enthaltend in wissenschaftlicher Anordnung die gebräuchlichsten Wörter und Gruppen der heiligen und der Volks-Sprache und Schrift der alten Ägypter. Nebst deren Erklärung in französischer[,] deutscher und arabischer Sprache und Angabe ihrer Verwandtschaft mit den entsprechenden Wörtern des Koptischen und der semitischen Idiome. Bd. I, (Leipzig 1867).
– H. Brugsch, Hieroglyphisch-demotisches Wörterbuch. Enthaltend in wissenschaftlicher Anordnung und Folge den Wortschatz der heiligen- und der Volks-Sprache und -Schrift der alten Ägypter. Nebst deren Erklärung der einzelnen Stämme und der davon abgeleiteten Formen unter Hinweis auf ihre Verwandtschaft mit den entsprechenden Wörtern des Koptischen und der semitischen Idiome. Bd. V, (Leipzig 1880).
– R.O. Faulkner, A Concise Dictionary of Middle Egyptian (Oxford 2002 (Repr. 1962)).
– R. Hannig, Großes Handwörterbuch Ägyptisch - Deutsch (2800-950 v. Chr.). Die Sprache der Pharaonen (Marburger Edition), Kulturgeschichte der Antiken Welt 64, 4. Auflage (Mainz am Rhein 2006).
– K. Jansen-Winkeln, Exozentrische Komposita als Relativphrasen im älteren Ägyptisch. Zum Verständnis der Konstruktion nfr ḥr „mit schönem Gesicht“, in: Zeitschrift für ägyptische Sprache und Altertumskunde 121, 1994, 51-75.
– W. Westendorf, Koptisches Handwörterbuch, 2. Auflage (Heidelberg 2008).

L. Popko, 11. Mai 2023.

Autor:in des Kommentars: Strukturen und Transformationen; Datensatz erstellt: 27.06.2022, letzte Revision: 11.05.2023


Editor:innen: Altägyptisches Wörterbuch; unter Mitarbeit von: Lisa Seelau
Datensatz erstellt: vor Juni 2015 (1992–2015), letzte Revision: 20.11.2020
Redaktionsstatus: Verifiziert

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
"ꜥpr" (Lemma-ID 37090) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/37090>, ediert von Altägyptisches Wörterbuch, unter Mitarbeit von Lisa Seelau, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 18, Web-App-Version 2.1.2, 24.11.2023, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/37090, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)