qꜣb-mꜣꜥ(Lemma ID 159320)
Hieroglyphic spelling: 𓈎𓄿𓃀𓄶𓄹𓌴𓐙𓂝𓏛
Persistent ID:
159320
Persistent URL:
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/159320
Lemma list: Hieroglyphic/hieratic
Word class: common noun (masc.)
Translation
Attestation in the TLA text corpus
2
Attestation time frame in the TLA text corpus:
from
1515 BCE
to
1494 BCE
Spellings in the TLA text corpus:
Bibliography
-
Wb 5, 9.18
-
FCD 275
-
MedWb 877
- Walker, Anatom. Term., 276
Comments
Please cite as:
(Full citation)"qꜣb-mꜣꜥ" (Lemma ID 159320) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/159320>, edited by Altägyptisches Wörterbuch, with contributions by Simon D. Schweitzer, Annik Wüthrich, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Corpus issue 19, Web app version 2.2.0, 11/5/2024, ed. by Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning on behalf of the Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften and Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils on behalf of the Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (accessed: xx.xx.20xx)(Short citation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/lemma/159320, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (accessed: xx.xx.20xx)
qꜣb-mꜣꜥ: Nur in Eb 191 und dem Parallelrezept Eb 194 genannt. Stern, in: Ebers, Papyros Ebers, Bd. 2, 21b vermutet hier einen Beleg von mꜣꜥ in der Bedeutung „offen sein, sich zeigen u.ä.“ („patere, patefacere, praebere, efficere“); vgl. zu dieser angenommenen Grundbedeutung von mꜣꜥ: „richtig sein, richtig machen“ Brugsch, Wb II, 574. Ob Stern hier wirklich an einen „offenen Darm“ dachte, ist mangels einer Übersetzung unklar.
Die von Brugsch übernommene Grundbedeutung ist inzwischen obsolet, die Grundbedeutung von mꜣꜥ ist eher „wahr sein, richtig sein“ (Wb-Vormanuskript, Blatt 7440). Takácz, Etymological Dictionary 3, 46 meint die „original idea“ der Wortfamilie mꜣꜥ durch „to (be) direct(ed) in the right direction“ zusammenfassen zu können. Von der Grundbedeutung „richtig, wahr“ ausgehend, übersetzen Joachim, Papyros Ebers, 41 („wirkliche[r] Darmkanal“) und Ebbell, Papyrus Ebers, 48 („the real intestine (rectum?)“). Ebbels Präzisierung auf „rectum“ geht vielleicht auf Wb 5, 9.18 zurück, wo qꜣb-mꜣꜥ apodiktisch mit „Mastdarm (rectum)“ übersetzt ist – ob dies wiederum auf dieselbe Grundbedeutung „richtiger Darm“ zurückgeht (vgl. Grapow, Anatomie, 80) oder auf die Idee, hier den „geraden Darm“ zu haben (so MedWb 2, 877; dies würde dem intestinum rectum entsprechen), ist unklar. Ähnlich verkürzt sind dann Lefebvre, Essai sur la médecine égyptienne, 129 („rectum“) sowie Grundriß der Medizin IV/1, 89, Westendorf, Handbuch Medizin, 579 und Radestock, Prinzipien der ägyptischen Medizin, 139 (jeweils „Mastdarm“). Bardinet, Papyrus médicaux, 277 scheint das Wort übergangen zu haben, denn er übersetzt nur „les intestines“. Wenn man mit Walker, Anatom. Term., 221-245 annimmt, dass pḥ.wyt das Rektum ist, kann qꜣb-mꜣꜥ allerdings nicht dasselbe meinen, weil Eb 191 = 194 dann tautologisch wäre. Walker selbst diskutiert dieses Rezept nicht. Etwas anders ist die Übersetzung von Lalanne/Métra, Texte médical du Papyrus Ebers, 79, die in mꜣꜥ einen Einschub sehen: „dans les intestines, en vérité, jusqu’à l’anus“. Als Einschub wirkt mꜣꜥ etwas unmotiviert, es fragt sich aber tatsächlich, ob es wirklich ein Attribut zu qꜣb sein muss. Sollte es ein Stativ sein, etwa von „führen“, der parallel zu hꜣi̯.y zu interpretieren ist: „hinabgestiegen zum Darm und geführt zum Rektum“? Dies würde auch den Wechsel der Präposition erklären: r pḥ.wyt in Eb 191, n pḥ.wyt in Eb 194, denn mꜣꜥ kann beide Präpositionen nach sich ziehen. Als Gegenargument müsste man allerdings geltend machen, dass mꜣꜥ: „führen, leiten“ sonst in den medizinischen Texten nicht belegt ist, außer höchstens in der ganz unsicheren Stelle Eb 873d.
L. Popko, 22. Februar 2019.
Commentary author: Strukturen und Transformationen