Teil 2: § 39-100, Handbuch gegen Gifte von Schlangen, Skorpionen, Spinnentieren u.a.(Text-ID E4XIEMRI4FDHZBLSC5TXGMLPTI)


Persistente ID: E4XIEMRI4FDHZBLSC5TXGMLPTI
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Datentyp: Text

Kommentar zur Schrift:
Paläographisch liegt ein geübtes Späthieratisch vor (s. Fischer-Elfert 1991, 229); auch orthographisch lassen sich Merkmale späterer Sprach- bzw. in diesem Falle Schriftphasen feststellen, namentlich bspw. die Schreibung von (n)ḥḥ: „Million, unendlich“ durch den doppelten Elefantenzahn. Die Schreibung von srf: „Wärme“ in der Formel m srf n ḏbꜥ: „hand-/lauwarm“ teilt dieser Papyrus mit dem ebenfalls saitenzeitlichen pRubensohn (vgl. den Kommentar zu § 46b).
Eher eine Idiosynkrasie des Schreibers stellt dagegen vielleicht die Vervielfachung des Dja-Maßes durch Doppelsetzung und in einem Fall (§ 46j) sogar Dreifachsetzung des einfachen Dja dar, statt das Zeichen für das jeweils gemeinte Vielfache des Dja-Maßes zu wählen. Eine Verdopplung lässt sich zwar zwei Mal auch in älteren medizinischen Texten finden (s. von Deines – Grapow – Westendorf 1973, 2), doch ist das Zeichen in diesen Fällen nebeneinander gestellt, während der Schreiber des Brooklyner Textes es übereinander setzt.


Sprache: Mittelägyptisch

Kommentar zur Sprache:
Soweit sich grammatische Eigenheiten erkennen lassen, lässt sich der Text als eher mittelägyptisch beschreiben. Die an wenigen Stellen vorkommenden Ordinalzahlen werden auf ältere Weise (2.nw etc.) gebildet und nicht auf jüngere Weise (mḥ-2 etc.). Im zweiten Teil ist eine der auffälligsten Abweichungen vom Formular der älteren Texte die Verwendung von ḥnꜥ zur Fortsetzung von Verben, auch wenn die Syntax auch in diesem Fall mittelägyptisch ist. Pseudoverbale Konstruktionen mit pronominalem Subjekt werden mittelägyptisch gebildet (m(=)k wj ḥr sḏm) statt neuägyptisch (ptr tw=j ḥr sḏm), s. § 80b. Nur höchstens vier Fälle periphrastischer Verbalformen jri̯=f sḏm lassen sich feststellen (in jedem Textteil zwei) – wobei zwei davon bei znf: „bluten“ (§§ 31 und 36) und eines bei kꜣp: „räuchern“ (§ 64b) auftreten, bei denen auch jri̯ als Vollverb mit folgendem substantivischen direkten Objekt vorliegen könnte. Zweimal findet sich die versteinerte Partikel mk anstelle eines produktiven m=k, erkennbar daran, dass an dieser Stelle (§ 79b) Isis angesprochen wird, was bei noch produktiver Form ein m=ṯ erfordern würde.
Bei den vielen indirekten Genitiven ist i.d.R. schwer bis unmöglich zu entscheiden, ob die noch produktive mittelägyptische Form oder die nicht mehr kongruierende spätere Form vorliegt. In den meisten Fällen steht ein einfaches n, was bei einem maskulinen Nomen regens natürlich das eine wie das andere sein kann. Bei femininen und pluralischen Bezugswörtern kommt ebenfalls oft das einfache n vor, gelegentlich aber auch eine kongruierende Form. Es bedürfte näherer Detailuntersuchungen, um die Frage zu klären, ob das ein rein graphisches Phänomen ist, oder ob sich an dieser Varianz vielleicht sogar verschiedene Quellen mit verschiedenen Sprachschichten ablesen ließen. Das Relativpronomen n.tj steht in den wenigen Bezeugungen im Text stets hinter maskulinen Bezugswörtern, so dass sich nicht ablesen lässt, ob es eine noch veränderliche Form ist oder nicht. Bei dem Quantifikator nb scheint die Setzung oder Weglassung der t-Endung eine rein graphische Erscheinung zu sein, deutlich erkennbar an der häufigen Formulierung ḥfꜣ.w nb.t ḥfꜣ.t nb, wo die Schreibung geradezu konträr zur grammatisch korrekten Form steht und das t an erster Stelle als reiner Raumfüller dient, während es im zweiten Fall umgekehrt aus Platzgründen weggelassen wurde.
Von diesem allgemeinen Eindruck abgesehen, lassen sich nur sehr wenige neuägyptische Einschläge konstatieren: Verwendung des Objektspronomen tw=k in 2,21, die neuägyptische Imperativbildung mj-n in § 80b (gleichzeitig ebenda mittelägyptische Satzkonstruktionen, s. vorigen Absatz!).
Ebenfalls in § 80b findet sich einmalig die Konstruktion wn NP ḥr sḏm, die zunächst wie ein neuägyptisches Präsens I mit Präteritalkonverter wirkt, aber wohl die auch in spätmittelägyptischen und sog. ptolemäischen Texten belegte, eher narrative Konstruktion mit einem „valeur ponctuelle“ ist (s. Vernus 1982, 87–88, ferner Junker 1906, 118, § 156 und Engsheden 2003, 205–251, 254–256, wobei Letzterer auch auf Edel 1955/64, § 931, also altägyptische Konstruktionen, verweist). Auch die fehlende Differenzierung in der Schreibung der Negation n(n) dürfte ein Einschlag dieser späten mittelägyptischen Sprachphasen sein.


Datierung: 26. Dynastie

Kommentar zur Datierung:

  • G. Burkard konstatiert, dass die Brooklyner Papyri aus einem Zeitraum um 1080–400 v. Chr. stammen, wobei die Mehrzahl in das 8.–7. Jh. v. Chr. zu datieren sei (Burkard 1980, 98). Über die Elephantine-Papyri sagt er aus, dass sie in der Hauptsache aus dem 9.–6. Jh. v. Chr. stammen (Burkard 1980, 96, 98). U. Verhoeven-van Elsbergen listet einige Papyri des Brooklyner Konvoluts auf, deren Datierung auf paläographischen Vergleichen beruht. Sie decken einen Zeitraum von der 22. Dynastie bis zum Anfang der Ptolemäerzeit ab (9.–4. Jh. v. Chr.) (Verhoeven-van Elsbergen 2001, 19).
  • S. Sauneron datierte den Papyrus 47.218.48 und 85 zunächst in die Zeit um das Ende der 30. Dynastie und an den Anfang der Ptolemäerzeit. Auf der Grundlage einer paläographischen Untersuchung von 50 Einzelzeichen bemerkte er die größtmögliche paläographische Nähe zum pBremner-Rhind sowie dem pBerlin 3008. Die von U. Verhoeven-van Elsbergen durchgeführten paläographischen Untersuchungen zur späthieratischen Buchschrift führten zu einer Neudatierung des Papyrus in die 2. Hälfte der 26. Dynastie (Leitz 1996, 382; Verhoeven-van Elsbergen 2001, 306). U. Verhoeven-van Elsbergens Arbeit konnte aufzeigen, dass die Mehrzahl der Einzelzeichen und Hieratogramme aus der Zeit der letzten Hälfte der 26. Dynastie stammen und demgegenüber lediglich vier Zeichenformen aus ptolemäischer Zeit sind (Verhoeven-van Elsbergen 2001, 305–306).


Information zur Zeilen-/Kolumnenzählung

  • Kolumnen– und Zeilenzählung nach Sauneron.


Bibliographie

  • – S. Sauneron, Un traité egyptien d’ophiologie. Papyrus du Brooklyn Museum Nos 47.218.48 et 85, Bibliothèque Générale 11 (Le Caire 1989) [*P,*T,*Ü,*K,*B].
  • – Rezensionen:
  • St. Quirke, in: JEA 83, 1997. S. 243-245.
  • H.-W. Fischer-Elfert, in: Enchoria 18 (1991), 229-234 [*P [Kolumne 4].
  • G. Vittmann, in: WZKM 81 (1991), 237-241.
  • – T. Bardinet, Les papyrus médicaux de l’Égypte pharaonique, Penser le médecine (Paris 1995), 523-546 [Ü,K].
  • – K. Stegbauer, Das Brooklyner Schlangenbuch, in: B. Janowski – D. Schwemer (Hrsg.), Texte zur Heilkunde, TUAT N.F. 5 (Gütersloh 2010), 274-298 [Ü]
  • – W. Westendorf, Handbuch der altägyptischen Medizin, HdO I.36 (Leiden 1999), 51-53, 251-275 [Ü (nur Teil 2),K,B]
  • #Zusatzliteratur zu Language und Script:
  • – H. von Deines, H. Grapow, W. Westendorf, Ergänzungen. Drogenquanten, Sachgruppen, Nachträge, Bibliographie, Generalregister, Grundriß der Medizin der alten Ägypter IX (Berlin 1973).
  • – E. Edel, Altägyptische Grammatik, AnOr 34+39 (Roma 1955-1964).
  • – Å. Engsheden, La reconstitution du verbe en égyptien de tradition 400-30 avant J.-C, USE 3 (Uppsala 2003).
  • – H. Junker, Grammatik der Denderatexte (Leipzig 1906).
  • – P. Vernus, Deux particularités de l’égyptien de tradition: nty ı͗w + présent 1; wnn.f ḥr sḏm narratif, in: Anon. (Hrsg.), L’Égyptologie en 1979: Axes prioritaires de recherches. Vol. 1 1, Colloques internationaux du Centre national de la recherche scientifique (Paris 1982), 81-89.


Texttranskription

  • – Katharina Stegbauer, 2002 (Ersteingabe)
  • – Frank Feder, 2012 (Aktualisierung, Korrekturen) (bis etwa §68)
  • – Lutz Popko, 2022-23 (Aktualisierung, Vereinheitlichung, Korrekturen und Zusätze)

Textübersetzung

    • de – Katharina Stegbauer, 2002 (Ersteingabe)
    • de – Frank Feder, 2012 (Aktualisierung, Korrekturen) (bis etwa §68)
    • de – Lutz Popko, 2022-23 (Aktualisierung, Vereinheitlichung, Korrekturen und Zusätze)

Textlemmatisierung

  • – Katharina Stegbauer, 2002 (Ersteingabe)
  • – Frank Feder, 2012 (Aktualisierung, Korrekturen, Nachlemmatisierung) (bis etwa §68)
  • – Lutz Popko, 2022-23 (Aktualisierung, Vereinheitlichung, Korrekturen und Zusätze, Nach– und Umlemmatisierung)

Grammatische Annotation

  • – Katharina Stegbauer, 2002 (Ersteingabe)
  • – Frank Feder, 2012 (Aktualisierung, Korrekturen) (bis etwa §68)
  • – Lutz Popko, 2022-23 (Aktualisierung, Vereinheitlichung, Korrekturen und Zusätze)

Hieroglypheneingabe

  • – Svenja Damm, 2023 (Ersteingabe)
  • – Lutz Popko, 2023 (Kontrolle)

Hieroglyphen ohne Anordnung (d.h. rein sequentiell) eingegeben: Nein


Autor:innen: Frank Feder; unter Mitarbeit von: Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Svenja Damm, Peter Dils, Daniel A. Werning
Datensatz erstellt: 26.02.20152017, letzte Revision: 14.10.2024

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Frank Feder, unter Mitarbeit von Altägyptisches Wörterbuch, Lutz Popko, Svenja Damm, Peter Dils, Daniel A. Werning, "Handbuch gegen Gifte von Schlangen, Skorpionen, Spinnentieren u.a." (Text-ID E4XIEMRI4FDHZBLSC5TXGMLPTI) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/E4XIEMRI4FDHZBLSC5TXGMLPTI>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/E4XIEMRI4FDHZBLSC5TXGMLPTI, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)