Nächtliches Stundenritual zum Schutz des Königs(Text-ID CHHMJJI36ZA3VEUH4CJXAWP7KM)


Persistente ID: CHHMJJI36ZA3VEUH4CJXAWP7KM
Persistente URL: https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/CHHMJJI36ZA3VEUH4CJXAWP7KM


Datentyp: Text


Weitere Bezeichnungen / Übersetzungen

  • de
    Pharaobuch
  • de
    Schutz des Bettes

Kommentar zur Schrift:
Der hieratische Text wurde mit einer breiten Binse, noch nicht mit einer Rohrbinse, geschrieben. Überwiegend in schwarzer Tinte geschrieben, mit Rubra und auch roten Verspunkten in den Kolumnen x+1 bis x+3. Korrekturen wurden teils in roter, teils in schwarzer Tinte angebracht. An zwei Stellen in Kol. x+3 wurde eine fehlerhafte Passage in roter Tinte eingeklammert und durchgestrichen. Einige Hinzufügungen auch in demotischer Schrift.

Kommentar zur Sprache:
Der Text ist weitestgehend in einem traditionellen Mittelägyptisch geschrieben, in dem Spuren des Neuägyptischen auftauchen (Artikel, Possessivpronomen, Status Pronominalis der Präposition m als n-jm, Imperativ mj-n, Umstandskonverter). Vor allem in den Handlungsanweisungen (ab Kol. x+3.12), der Beschreibung der Statuen und in der Überschrift des Salbenrezepts sind sie erkennbar (Possessivpronomen, früher Konjunktiv, Temporalis, negativer Existenzsatz, Umstandskonverter, periphrastische Konjugation), hier findet sich sogar eine demotische Konstruktion (Negiertes Perfekt in einem Relativsatz). Es ist daher zu vermuten, dass die „Urversionen“ von Beschwörungstext und Ritualanweisung zu unterschiedlichen Zeiten abgefasst sein könnten. Der König als Nutznießer wird systematisch „Pharao“ genannt, was ab der 18. Dynastie belegt ist. Der Gebrauch des frühen Konjunktivs bzw. Vorläufers des Konjunktivs in der Ritualanweisung weist ebenfalls in diese Zeit, aber spätere redaktionelle Überarbeitungen und die Option einer früheren Abfassung einzelner Versatzstücke sind vorauszusetzen.

Kommentar zur Datierung:

  • Die Datierung beruht im Wesentlichen auf der Paläographie. Golenischeff (1927, 116-117) gibt das 1. Jh. n. Chr. als „très probablement“ für die hieratische Handschrift an, wobei er auf die Ähnlichkeiten mit den Handschriften von Papyrus Rhind 2 (aus dem Jahr 9 v. Chr.) und Papyrus Berlin P 3030 (1. oder 2. Jh. n. Chr.) verweist. Die Verwendung einer weichen Binse und noch nicht einer Rohrbinse spricht für eine Datierung nicht allzu spät in der Römerzeit (oder früher). Spiegelberg setzt für den demotischen Text jedoch eine Datierung in die (zweite Hälfte der) Ptolemäerzeit an (Spiegelberg 1908, X, 260 und 354). Die Verwendung von Linierungen, insbesondere von doppelten senkrechten Kolumnentrennstrichen, ist typisch für demotische römerzeitliche Handschriften (ab der Regierung des Augustus), kommt jedoch in hieratischen Handschriften schon in der Ptolemäerzeit vor. Colin (2003, 95 mit Anm. 153) rückdatiert wegen der demotischen Handschrift die Niederschrift des hieratischen Textes in die „époque ptolémaïque avancée (?)“. Unter dem Vorbehalt, der eine paläographische Datierung mit sich bringt, möchte Pries (2009, 13-14) sowohl für das Hieratische als auch für das Demotische eine Datierung in der Übergangszeit von der ptolemäischen zur römischen Epoche ansetzen, etwa in die Regierungszeit von Kaiser Augustus, aus der Papyrus Rhind 2 stammt.


Bibliographie

  • – A.H. Pries, Das nächtliche Stundenritual zum Schutz des Königs und verwandte Kompositionen (SAGA 27), Heidelberg 2009 [P,H,U,Ü,K]
  • – A. Mariette-Bey, Les papyrus égyptiens du Musée de Boulaq. Publiés en fac-similé sous les auspices de S.A. Ismail-Pacha Khédive d’Égypte. Tome I: Papyrus Nos 101509, Paris 1871, 10 und Taf. 36-38. [F]
  • – G. Maspero, Mémoire sur quelques Papyrus du Louvre, Paris 1875, 59-72. [H,Ü]
  • – W. Spiegelberg, Die demotischen Denkmäler. 30601–31270 und 50001–50022. II. Die demotischen Papyri (Catalogue général des antiquités égyptiennes du Musée du Caire), Text, Strassburg i. E. 1908, 257-260; Tafeln, Strassburg i. E., 1906, Taf. CIII-CIV.
  • – W. Golenischeff, Papyrus hiératiques (Catalogue général des antiquités égyptiennes du Musée du Caire. Nos 58001-58036), Le Caire 1927, 114-131. [H]
  • – J.F. Quack, Die Lehren des Ani (Orbis Biblicus et Orientalis 141), Freiburg/Göttingen 1994. [K]
  • – F. Colin, Le parfumeur (pꜣ ꜥnṱ), in: BIFAO 103, 2003, 73-109 (hier: 95-98). [K]


Datensatz-Protokoll

  • – Andreas Pries: Transkription und Übersetzung, 21. Jan. 2022
  • – Peter Dils: Texteingabe gemäß Vorlage Pries; Lemmatisierung und Grammatikkodierung gemäß Bearbeitung Pries; Hieroglyphenkodierung gemäß Pries und mit Photos kollationiert, Sept. 2022

Hieroglyphen ohne Anordnung (d.h. rein sequentiell) eingegeben: Nein


Autor:innen: Andreas Pries; unter Mitarbeit von: Peter Dils, Lutz Popko, Daniel A. Werning
Datensatz erstellt: 10.09.2022, letzte Revision: 14.10.2024

Bitte zitieren als:

(Vollzitation)
Andreas Pries, unter Mitarbeit von Peter Dils, Lutz Popko, Daniel A. Werning, "Nächtliches Stundenritual zum Schutz des Königs" (Text-ID CHHMJJI36ZA3VEUH4CJXAWP7KM) <https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/CHHMJJI36ZA3VEUH4CJXAWP7KM>, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae, Korpus-Ausgabe 19, Web-App-Version 2.2.0, 5.11.2024, hrsg. von Tonio Sebastian Richter & Daniel A. Werning im Auftrag der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Hans-Werner Fischer-Elfert & Peter Dils im Auftrag der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig (Zugriff am: xx.xx.20xx)
(Kurzzitation)
https://thesaurus-linguae-aegyptiae.de/text/CHHMJJI36ZA3VEUH4CJXAWP7KM, in: Thesaurus Linguae Aegyptiae (Zugriff am: xx.xx.20xx)